Dass in dieser Woche die traditionelle Devise Namen sind Nachrichten in den Mittelpunkt rücken würde, hätte ich nicht erwartet. Selbst, wenn man mit dieser Tradition bricht und die Namen verschweigt, entfaltet das seine Wirkung.
Samstag, 23.11.24: Nach einer kalten Nacht ist der Grauwassertank eingefroren – zumindest scheint es so. Denn aus dem Carado I 338 fließt nur ein Rinnsal, obwohl der Abwassertank isoliert ist. Vermutlich ist nur der Ablaufstutzen etwas zugefroren. Ich gehe Kaffee trinken und parke das Wohnmobil so, dass die Sonne in Richtung Ablauf scheint. Als ich zurückkomme, hat sich das Problem erledigt. Anschließend ist Schreibzeit am Pfullendorfer Stadtgarten.
Alte Namen, lebendige Menschen
Wie immer – wenn es die Gelegenheit hergibt – schaue ich Samstagnachmittag Bundesliga-Fußball. Heute ist Gelegenheit. Auf dem Weg zur Sky-Bar mache ich Halt im Café Moccaflor und trinke dort einen sehr guten Espresso. Die Betreiberin heißt Aline. Ich kenne sie nicht, aber ich finde, ihr traditionsreicher Name passt zum Ambiente.
Das Café sieht nach dem aus, was heute wieder entdeckt und Nachhaltigkeit genannt wird. Zurecht. Die Einrichtung besteht in vielem aus älteren Möbeln, die mit Schmuck, Accessoires und frischen Farben zu einem neuen ästhetischen Ensemble zusammengebaut wurden. Das Café scheint auch ein Inklusionsprojekt zu sein. Im Café Moccafloor werde ich noch öfter vorbeischauen.
Nach dem Fußball in der Kneipe unterhalte ich mich mit einer Tussi. Stopp! Nicht aufregen! Es gibt auch heute noch Frauen, die tatsächlich so heißen, auch wenn der Name meistens als Schimpfwort im Sprachgebrauch ist. Heute nicht, es muss ja nicht jede Mode immer gelten. Dennoch tue ich mir schwer, sie beim Namen zu nennen, obwohl wir uns vom Sehen schon seit meiner Meßkircher Zeit kennen. Irgendwie ist man doch Gefangener seiner Zeit.
Mobile Meat
Sonntag, 24.11.24: Ich mache das, was andere ohne Leidenschaft eher am Montag machen. Um fünf Uhr stehe ich auf – mit Schreibdrang. Ein Artikel mit Tipps zum Winter-Vanlife soll fertig werden. Ob’s am Tauwetter liegt? Gegen Mittag bekomme ich Lust auf ein Fleischgericht. Da kein Fleisch an Bord ist, schaue ich nach Automaten in der Region.
Der erste in Meßkirch-Schnerkingen hat kein Fleisch mehr, weil er wieder einmal ausgeraubt wurde. Es gibt bei Klett aber noch gute Eier. Nach einem Waschstopp in meiner Wohnung fahre ich weiter zum Automat der Landmetzgerei Walk in Sauldorf, wo es eine gute Auswahl gibt.
Besuch auf der Straußenfarm Hegau-Bodensee
Mein Kalender erinnert mich an die Straußenfarm Hegau-Bodensee. Dort findet heute das Herbstleuchten statt, wie dort der Tag der offenen Tür genannt wird. Eine gute Gelegenheit, Einblicke in die Haltung und Nutzung von Straußen zu bekommen. Es gibt bei diesem Anlass auch einen Gastraum, der den Begriff Straußwirtschaft in neue Dimensionen hebt.
Der Tag ist so gestaltet, dass es einen guten Überblick über die Straußenzucht gibt. Wichtigste Botschaft: Lebenden Tieren nicht zu nahe kommen, das sind keine Streicheltiere. Führungen, Kostproben und Produkte im Hofladen bieten für jede/n etwas. Am meisten fasziniert mich die Verarbeitung der Eierschalen zu Lampen. Die Erzeuger passen gut in mein Thema regionale Erzeugnisse und artgerechte Haltung. Bei Gelegenheit will ich mehr über die Straußenfarm Hegau-Bodensee berichten.
Fehlersuche: was brummt da?
Im Wohnmobil macht sich seit zwei Tagen ein Brummen breit. Zunächst denke ich, dass das Gebläse wegen der Kälte im Dauereinsatz ist. Aber heute taut es ordentlich bei Temperaturen um die 10 Grad. Als ich den Hauptschalter ausmache, ist das Brummen weg. Da kommt dann eigentlich nur noch die Wasserpumpe infrage. Ich kontrolliere die Hähne, die aber in Ordnung scheinen.
Nach einer Weile fällt mir ein, dass hinter der Schwenkwand im Bad noch die Dusche ist. Tatsächlich ist sie ganz leicht geöffnet und hat den Mikroschalter ausgelöst. Dennoch ist die Wasserpumpe nicht durchgebrannt, obwohl ich nur noch etwa 15% Frischwasser an Bord habe. Lob der Robustheit für den Carado I 338.
Montag, 25.11.24: Ich bleibe auf dem Stellplatz in Pfullendorf. Arbeit – mit mäßigem Erfolg.
Halt im Wald
Dienstag, 26.11.24: Ein Besuch in meiner Wohnung scheitert. An der Baustelle zur Verlegung der Glasfaserkabel ist soviel Betrieb, dass ich nicht hinfahren kann. Nicht so tragisch, es gibt nichts Eiliges. Stattdessen halte ich spontan im Wald – bei Wald (der Ort heißt wirklich so). Ein Spaziergang soll helfen, meine Gedanken zu ordnen. Das gelingt so leidlich, bringt aber einen Schwung Kardiopunkte. Und ich entdecke eine Grillstelle, die für ein Wintergrillen mit dem Camper geeignet ist. Mal sehen, ob da was zusammen geht.
Zugleich nutze ich die Gelegenheit, im Wald mittags zu essen. Es ist schon angenehm, wenn die Wohnung immer dabei ist.
Leider leide ich heute unter Schreibblockade. Die Novembertrübe hat mich nach einer persönlichen Niederlage erfasst. Es ist eben doch der Monat des Todes, den wir nicht verdrängen sollen, sondern uns dem Boandlkramer stellen. Gegen den Blues kommt überraschend eine Einladung zum Network Meat & Eat im Marketing Club Lago genau richtig. Die Location bzw. das Angebot dort passt auch wunderbar in mein Kulinarik-Thema. Lieber Dank geht an die Wortarchitektin Sabine Schilling. Am Abend noch ein schönes Telefonat mit meinem besten Freund Michael.
Mir ist nicht wohl und da ist ein Abend im mollig-warmen Carado genau das Richtige. Den Plan, die Champions League in einer Sky Bar zu gucken, gebe ich spontan auf. Mit der üblichen verdächtigen Lichterkette wird’s ein gemütlicher Aufenthalt im Wohnmobil.
Alltag im, am und ums Wohnmobil
Mittwoch, 27.11.24: Die Entscheidung, Zuhause zu bleiben, lohnt sich. Ich wache besser gelaunt und mit Energie auf. Vom Schreibtisch berichte ich über die Reisemobil-Branche. Neben zu erledigenden Kleinigkeiten schreibe ich einen Artikel über die Derubis Caravans und arbeite weiter an einem zweiten. Es geht um einen Vergleich der beiden vollintegrierten Carado, die ich in den letzten Monaten testen konnte. Dazwischen ein überraschender Schock, den ich für das vanlifemag.de aufbereite: Polizei-Durchsuchung bei Knaus Tabbert. Was ist da nur los?
Zwischenzeitlich scheint richtig die Sonne am heutigen Tag. Das gibt meinem Schwung zusätzliches Wohlgefühl. Doch für Frühlingsgefühle ist es zu früh – weiß die Erfahrung. Ich nutze die wärmenden Strahlen, um in der Heckgarage des Carado I 338 ein bisschen Ordnung zu schaffen.
Bei Sonnenuntergang mache ich Fotos. Doch die Sonne ist schnell weg, auch wenn sie einen schönen nächsten Tag anzukündigen scheint. Beim Sonnenuntergang kommt sogar der Gedanke an Vanlife-Romantik auf. Aber erstens kommt der schöne Fotoeffekt an der Linse vom Smartphone und zweitens regnets am Abend wieder.
Auch der Gasverbrauch meint es gut mit mir. Die laufende Flasche ist schon am Abend leer, nicht erst mitten in der Nacht. Sie hat etwa sechs Tage gehalten. Das ist bei diesem Wetter schon ziemlich lange. Am Abend wird es wieder kühl.
Morgen steht ein bewegter Tag ins Haus. Ich muss Pfullendorf verlassen, um meinen Sohn von der Schule abzuholen, ihn auf die Schwäbische Alb zu bringen, meinen Freund P. Notker im Pflegeheim zu besuchen und am Network-Meeting vom Marketing Club Lago teilzunehmen. Konkret bedeutet das folgende Route: Pfullendorf – Sigmaringen – Gnadenweiler – Tuttlingen – Allensbach. Macht 130 km, falls ich in Allensbach übernachten kann, sonst mehr. Mal schauen, wie es kommt.
(Keine) Namen sind Nachrichten: Beben in der Reisemobilbranche
Donnerstag, 28.11.24: Der Morgen beginnt mit erschütternden Nachrichten. An anderer Stelle habe ich bereits über Knaus Tabbert berichtet, jetzt werden Festnahmen bekannt von prominenten Branchenvertretern. Auch wenn es bei uns immer heißt: Namen sind Nachrichten, werde ich sie nicht nennen. Aufgrund der jetzt schon durchgesickerten Informationen ist anzunehmen, dass es nicht nur nicht dabei bleibt, sondern weitere Folgen für die gesamte Branche haben wird. Angesichts der schwierigen allgemeinen wirtschaftlichen Situation der Branche sind solche News ein Booster für Krisen.
Leider gehört es offenkundig zum Preis der wirtschaftlichen Freiheit, dass die Verführbarkeit proportional mitwächst. Aber das bietet auch immer die Chance auf ein „Ehrlich währt am längsten“. Den Schaden haben mal wieder die Angestellten, die Aktionäre und die Allgemeinheit, welche die Folgen mittragen muss. Aus völlig anderen Gründen habe ich die Kooperation mit Knaus Tabbert vor einigen Jahren auf ein Minimum reduziert. Heute bin ich froh, aber dennoch erschüttert. Aber ich bleibe offen für neue Entwicklungen und berichte auch darüber. Alles braucht seine (zweite) Chance.
Nach einer ruhigen Fahrt und Mittagessen mit meinem Sohn geht es weiter nach Tuttlingen. Als ich rückwärts aus dem Hof fahre muss ich mich wundern, dass die Sicht aus der Rückfahrkamera meines Carado I 338 immer so schlecht ist. Ich halte deshalb am nächsten Parkplatz, um die Linsen zu reinigen. Dabei bemerke ich die eigentliche Ursache. Bei der Inbetriebnahme wurden die Schutzaufkleber nicht entfernt! Ich hole das nach und wundere mich wieder. DIesmal darüber, wie gut die Bilder sind.
Ein neues Buch soll kommen: als Seelentröster
Nächste Station ist Tuttlingen. Ich besuche meinen Freund P. Notker. Sein Name kommt aus der Tradition der St. Galler Mönche (Notkerus Balbulus). Michael Hiegl – so sein Taufname – liegt seit einigen Monaten in einem Pflegeheim. Das im wahrsten Sinne des Wortes, denn er ist bettlägrig. Wir haben schon sehr viel zusammen erlebt und viele Höhen und Tiefen einer Freundschaft überstanden. Und wir haben schon einige Bücher zusammen gemacht.
Als ich zu ihm komme, überrascht er mich. Er will ein neues Büchlein machen. „Um vielleicht Menschen ein bisschen trösten zu können, die in einer ähnlichen Situation sind wie ich“. Damit meint er nicht nur Leiden bis in den Tod hinein, sondern auch, dass man lebendig bleiben kann – auch wenn der Körper sehr schwach ist und immer schwächer wird.
Es heißt ja nicht ohne Grund zum Handwerkszeug der geistlichen Kunst: „Den unberechenbaren Tod täglich vor Augen haben.“ (RB 4,47). Für die Texte hat er eine Helferin gefunden, ich soll das Büchlein lektorieren, herstellen und verlegen. Meine anfängliche Skepsis weicht schnell. Wir machen das!
Genussreise durch den Hegau nach Allensbach
Anschließend geht es nach Allensbach. Genussreise ist dabei Weg und Ziel gleichermaßen. Denn so heißt die Location, in der der Marketing Club Lago seine Weihnachtsfeier veranstaltet. Meine Wintertour nennt sich ja nicht ohne Grund #Vanlife #ohne Chichi, doch dazu gehört eben auch, dass man einen schönen Sonnenuntergang mit Panoramablick erleben kann.
Im Genussraum – so heißt der Speisesaal von Genussreise – lande ich in einem illustren Kreis und es wird ein lebendiger Abend in einem Ambiente, das durch die Kombination von historischem und modernem Mobiliar eine gute Ausstrahlung hat. Als Neuling fühle ich mich unter diesen Menschen sofort wohl. Zum Ensemble gehört auch ein Laden, in dem Spezialitäten aus dem Haus angeboten werden. Ich verlebe einen geselligen Abend bei einem wirklich schön gedeckten Tisch im Marketing Club Lago bei unseren Gastgebern Nicole und Jan Claußnitzer.
Freitag, 29.11.24: Schreibtag.