Ilmensee: Flohmarkt und Vater. Sohn. Fußball!
Höri Bülle haltbar machen: Chutney
Samstag, 9.11.24: Nach einer ruhigen Nacht auf dem Stellplatz in Pfullendorf beginnt der Morgen damit, den 5 kg Sack Höri Büllen zu verarbeiten. Das wird einige Tage dauern. Den Anfang macht ein klassisches Rote-Zwiebel-Chutney. Wobei die Höri Bülle so beschaffen ist, dass sie eigentlich eher rosa als rot ist. Ich kontere das neben dem Rotwein mit etwas Rote Beete-Saft und wir kommen zu einem süßlich-leckeren Topping, das wir gleich in ein deftiges Essen einbinden.
Am Nachmittag fahren wir weiter nach Illmensee. Der Campingplatz ist im Winter zwar geschlossen, aber die Gemeinde unterhält auf dem Parkplatz der Drei-Seen-Halle einen zusätzlichen Stellplatz.
Zwei überraschende Flohmarkt-Funde
Zu unserer Überraschung können wir nicht unmittelbar auf den Stellplatz fahren, da dort heute ein Flohmarkt stattfindet. Das stört uns nicht, da wir davon ausgehen können, dass sich die Veranstaltung bis zum Abend auflöst. Ganz im Gegenteil.
Nachdem ich Gebrauchtkäufe als Teil eines Nachhaltigkeitskonzeptes kennengelernt habe, mache ich mich auf die Suche. Und siehe da: ich finde gleich zwei interessante Dinge. Da ist zum einen eine Laterne, in die ich das ewige Licht auf dem Grab meines Bruders stellen will.
Die zweite Entdeckung ist ein großes Waschbecken aus Kunststoff, das ich zum Reinigen von Fässern meines Liquid-Projektes brauchen kann. Zuerst wollte ich es gar nicht nehmen, weil es an die Wand montiert werden muss. Aber die zylinderartige Form hat mich dann doch überzeugt. So kann ich mit wenig Wasser große Fässer reinigen. Den Nachmittag verbringen wir beim Hackl Schorsch. Dort gibt’s Fußball-Bundesliga, Pommes und Chicken-Wings. Was will mann (!) mehr?
Auf dem Wohnmobil-Stellplatz in Ilmensee
Der Stellplatz in Illmensee ist einfach, meist recht eben und an der Halle gibt es einige Service-Optionen. Die Gebühr wird bezahlt, indem man einen Zettel ausfüllt, einen zweiten für das Fahrzeug ebenfalls ausfüllt und den Betrag in einen Briefkasten wirft. In der Gebühr enthalten ist auch die Möglichkeit, eine Toilette an der Halle zu nutzen (Klopapier mitbringen!) und Frischwasser zu tanken. Entsorgung ist nicht möglich.
Sonntag, 10.11.24: Da ich noch auf keinem Campingplatz war und auch keiner in der Nähe ist, nutze ich die Gelegenheit, nach Hause zu fahren, um zwei Maschinen Wäsche durchlaufen zu lassen. Während die Trommel dreht, räume ich auf. Danach geht’s wieder nach Pfullendorf. Ein ruhiger Abend und die Ruhe helfen mir, (vorübergehend) etwas Ordnung in meine vielen Gedanken zu bekommen. Als Nächstes will ich mich auf mein Buch für die Stadt Tuttlingen konzentrieren. Die restliche Erkältung kuriere ich mit viel Schlaf aus.
Martini: Was erzählt uns dieser Tag?
Montag, 11.11.24: Martini. Der heilige Martin ist nach wie vor ein beliebter Heiliger und neulich ist mir klar geworden, dass dies zutiefst menschlich ist. Vorletzte Woche habe ich einen Fernsehabend genutzt, um einige Wissenschaftssendungen von Terra X anzuschauen. Es ging um die Evolution und die Frage, ob sich Schimpansen und Menschen angesichts einer 99%igen genetischen Gleichheit überhaupt unterscheiden. Hierbei kam es zu einem Experiment, bei dem die Kooperation von beiden Arten gefordert wurde. Es ging darum, Belohnungen zu erhalten, wenn zwei ihrer jeweiligen Art kooperieren.
Ein beachtliches Experiment
Im ersten Aufbau endete die Zusammenarbeit damit, dass beide eine Belohnung erhielten, wenn sie an einem Strang ziehen. Das klappte bei Affen und Menschen reibungslos. Beim zweiten Aufbau hingegen führte das „an einem Strang“ ziehen dazu, dass nur eine/r die Belohnung erhielt. Bei den Affen stellte der Benachteiligte die Arbeit ein und so gingen beide leer aus. Bei den Kindern hingegen kam zur Zusammenarbeit. Und am Ende teilte das belohnte Kind seine Murmeln mit dem anderen Kind.
Der Unterschied zwischen Schimpansen und Menschen besteht also darin, dass Empathie zum Teilen führt. Und ist die berühmte Mantelteilung des heiligen Martin nichts anderes, als eine Kultur des Teilens vorzuleben?
Ein Besuch im Pflegeheim
Am Nachmittag besuche ich meinen alten Freund P. Notker vom Kloster Beuron. Er ist weitestgehend bettlägerig und lebt in einem Pflegeheim in Tuttlingen. Er freut sich über meinen Besuch und ich erheitere ihn etwas mit Geschichten aus meinem Leben. Für Menschen in seiner Situation hat er es vergleichsweise gut. Er kennt so viele Leute, dass er täglich Besuch oder Anrufe erhält. Er schenkt mir alles, was er hat, und ich ziehe bereichert und zuversichtlich weiter.
Der Stellplatz in Neuhausen ob Eck
Nach einem Einkauf übernachte ich im Carado I 338 auf dem Wohnmobilstellplatz in Neuhausen ob Eck. Hier gibt es am Rande des Bauhofes einige Stellplätze, die ganzjährig geöffnet sind. Es gibt hier auch gegen Münzeinwurf die Möglichkeit zur Versorgung und Entsorgung. Ein wichtiges Angebot in der kalten Jahreshälfte.
Das Besondere am Stellplatz in Neuhausen ob Eck ist, dass keine Standgebühren erhoben werden. Sogar der Strom ist zunächst kostenlos! Im Gegenzug appelliert die Gemeinde an die Gäste, für den Stromverbrauch zu spenden. Etwas nachteilig am Platz ist das Gefälle (bis zu 20%). Ich war schon öfter hier und manchmal gelingt es nicht, das Wohnmobil trotz Auffahrkeilen halbwegs eben zu stellen. Konzentration ist gefragt. Und wer keine Wasserwaage oder Meßtechnik wie der Carado I 338 an Bord hat hat, kann sich Schieflagen auch mit einer Suppe beweisen.
Schreibtischarbeit: wechselnde Projekte
Dienstag, 12.11.24: Nach der Arbeit am Montag gehört dieser Tag zum größten Teil dem Schreibtisch. Website-Redaktion für zwei Projekte eines Kunden, Kommentare zu einem Wohnmobil beantworten, Businessplan für das Liquid-Projekt erstellen und einen Redaktionsplan fürs vanlifemag.de erstellen.
Gegen Abend schleicht sich ein Lagerkoller an. Deshalb fahre ich nach Meßkirch und treffe mich mit ein paar Kumpels zum Feierabendbier. Gut, wenn man da ein Wohnmobil dabei hat. Ich übernachte im Carado etwas verboten auf einem Busparkplatz, den um diese Jahreszeit aber auch niemand benötigt.
Mittwoch, 13.11.24: Um halb sechs Morgens wache ich auf und nutze den frühen Wurm in mir, um Erkenntnisse über die Perspektiven zum Genussgetränke-Programm zu bekommen. Nach der ersten Schicht am Rechner fahre ich zu meiner Wohnung. Hier gibt’s bekanntlich Strom und ich kann während einer zweiten Arbeitsschicht den Akku meines Laptops aufladen. Auch hole ich frische Wäsche und einige Dinge, die ich brauche.
Eine Nacht auf dem Stellplatz in Tuttlingen
Abends lande ich endlich in Tuttlingen. Hier will ich schon lange hin. Zum einen schreibe ich am Buch über die Erinnerungskultur der Stadt, zum andern will ich wieder einmal einen Freund besuchen. Die Nachrichten von dort sind allerdings nicht so gut. Das ändert aber nichts daran, dass ich den Stellplatz an der Donau und am Zentrum Tuttlingens gerne mag, vor allem, wenn man ihn sogar für sich alleine hat. Wenn es hier nur Strom gäbe…
Donnerstag, 14.11.24: So langsam nimmt die Herbst-/Wintertour Fahrt auf. Die erste Nacht unter null Grad. Da meine Heizung gut funktioniert, spüre ich im Wohnmobil nichts davon. Mal schauen, was noch kommt. Es war bisher auch immer recht trocken, sodass das Handling im Alltag vergleichsweise einfach ist. Leider kann ich nicht in Tuttlingen bleiben. Wegen Bauarbeiten am Haus muss ich in meine Wohnung fahren. Immerhin kann ich hier das Laptop wieder aufladen.
Am Abend treffe ich mit einem Freund, den ich für seinen kulinarischen Sinn schätze. Wir treffen uns in der Meßkircher Bärenschänke, und nicht minder schätze ich seine Freundin, eine herborragende Gastgeberin, die heute Dienst hat. Ich mache einen Schritt nach vorne und erzähle von einem Genussgetränk-Experiment. Der Rosenlikör ist sehr aromatisch und farbintensiv, er schmeckt allen sehr gut. Nachdem ich jedoch mittlerweile etwas mehr Zahlen kenne, bin ich zurückhaltend. Es ist nicht einfach, so eine Produktion professionell aufzuziehen.
Mehr Autarkie, aber wie?
Freitag, 15.11.24: Die heutige Arbeit gehört im Wesentlichen zwei Artikeln für das vanlifemag.de. Die jüngsten Meldungen über personelle Veränderungen und Gewinnwarnungen veranlasst uns, einen Kurzbericht über Knaus Tabbert zu veröffentlichen. Die Stagnation des Mobilitäts-Marktes wird wohl noch einige Wellen bringen.
In Kombination mit den Google-Updates der letzten Zeit brauchen wir Journalisten meistens auch eine Erholungsphase in Sachen Suchmaschinenoptimierung. Aber dessen ungeachtet setzen wir unsere Arbeit fort. In einem ersten Artikel wird der Carado I 338 vorgestellt. Leider muss ich mich sputen, weil mein Laptop-Akku immer wieder leer zu laufen droht.
Das ist die größte Herausforderung für mich im Moment: wie könnte ich länger ohne Landstrom stehen, und zugleich mein Laptop versorgen? Denn es ist der einzige Verbraucher, der so viel Strom braucht, dass ich mit dem Akku bestenfalls vier Stunden am Stück arbeiten kann.
Ansonsten ist das Autarkie-Level des Carado I 338 gut, schließlich bin ich ja auch nur mit der Grundausstattung unterwegs. Das bedeutet: eine Aufbaubatterie ohne Solar oder Lithium. Ich überlege, wie ich die Versorgung verbessern kann. Es müsste eine Erweiterung sein, die ungefährlich ist und beim Rückbau keine Spuren hinterlässt.
In meinem Camping-Sammelsurium fährt auch ein Wechselrichter mit 300 Watt Leistung herum, der müsste geeignet sein für den Betrieb eines Laptops. Da ich mich mit Elektrik nicht gut auskenne, frage ich einen Schrauber-Freund, was er von der Idee hält, das Gerät direkt an die Aufbaubatterie zu hängen. Er sagt, das sei möglich, wichtig wäre jedoch eine zusätzliche Sicherung direkt am Wechselrichter. Hab ich nicht, also schaue ich nach einer.
Während der Fahrt an den Bodensee begleitet mich ein vielversprechender Sonnenuntergang. Ein schönes Bild zum Tagesende. Da ich etwas knapp mit der Zeit bin, fange ich die Atmosphäre aus der Fahrt heraus auf. Der Weg führt mich nach Eriskirch. Im Fritz Berger Shop finde ich schnell das benötigte Zubehör für meinen Wechselrichter. Hier ist das Gas auch vergleichsweise günstig. Da ich alles nicht sofort benötige, warte ich noch mit dem Kauf und entlasse mich mit einem sicheren Gefühl in die Nacht.