Noch immer bin ich in Pfullendorf. Mir gefällt es hier. Dennoch laufen die Planungen für die Winterreise rund um den Bodensee. Einen Abstecher nach Italien muss ich leider absagen. Das bietet mir aber die Chance, die Halloween-Woche in meiner Heimatregion zu verbringen. Kulinarisch bedeutet das vor allem Kürbis.
Wohnmobil warten, Gewicht prüfen und der Welttag der Nudel
Freitag, 25.10.24: Mein Carado I 338 gehört zu denjenigen vollintegrierten Reisemobilen, die einerseits komfortabel gebaut und zugleich angenehm einfach sind. In gewisser Weise ist das auch zwingend, denn Hersteller sind trotz der 2028 in Aussicht stehenden Erweiterung des zulässigen Gesamtgewichts auf 4,25 Tonnen nach wie vor gefordert, Wohnmobile mit einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen zu entwickeln.
Überladen oder nicht? Für Gewissheit sorgen!
Da ich nahezu vollständig gepackt habe, möchte ich wissen, ob mein Wohnmobil überladen ist. Mein PKW steht nach wie vor in Pfullendorf und in ihm habe ich einige alte Kartons deponiert. Ich lade sie in die Garage des Carado und bringe sie zur Entsorgungsanlage nach Meßkirch-Ringgenbach. Da ich im Landkreis Sigmaringen wohne, habe ich Zugang zur Anlage. Die nehmen nicht nur alte Schachteln, sondern wiegen auch. Auf der Abrechnung stehen dann die Gewichte bei Ein- und Ausfahrt.
„Des is net bled“, lautet das großzügige Kompliment eines Mitarbeiters, dem ich gestehe, dass ich eigentlich zum Wiegen da bin. Bei der Ausfahrt beträgt das Gewicht des Carado – einschließlich mir selbst – 3.430 Tonnen.
Die verbleibenden 70 kg klingen knapp, doch der Schein trügt. Der Frischwassertank ist voll, inklusive Boiler fasst er 122 Liter. Einige Vorräte sind auch an Bord, sodass bei Bedarf mindestens 100 kg Gewichtsreduktion leicht umsetzbar sind. Dann bliebe immer noch eine Zuladung von bis zu 200 kg. Passt doch! 🙂
Am Welttag der Nudel zum Henna-Scheck
In direkter Nachbarschaft der Entsorgungsanlage besuche ich den Hühnerhof Scheck. Das Radio erzählt mir: Heute fällt das ausgerechnet auf den Welttag der Nudel. Beim Henna-Scheck, wie ihn der Volksmund nennt, sorgen Hühner in Boden- und Freilandhaltung für Qualitäts-Eier, die auch zu Nudeln verarbeitet werden.
Wann immer es geht, kaufe ich dort ein. Tagliatelle, breite Nudeln und ein Karton Eier landen heute in meinem Vorrat. Ein Teil der Tagliatelle verarbeite ich noch am Abend in einer Pasta mit Hühnerbrust, Zitronensahne, Wurzelgemüse und schwarzem Knoblauch. Wer mit mir essen will, melde sich, freue mich über Gäste.
Der Carado I 338 und der goldene Oktober
Auf der Fahrt zurück versuche ich, „Goldene Oktober Fotos“ vom Carado I 338 zu machen. Das Ganze will (noch?) nicht so recht. Wie so oft bei solchen Aktionen gehe ich gewisse Risiken bei der Platzierung des Wohnmobils ein. Denn wenn der Untergrund ein wenig zu feucht ist, ist die Grasnarbe ruckzuck in Bewegung und der lose Boden schließt das Reifenprofil. Dann steht ein 3,5-Tonner plötzlich mit „Slicks“ da und kommt nicht mehr vom Fleck. Fast passiert es mir wieder, aber ich schaffe es nochmal ohne Hilfe vom Feldweg.
Illmensee: ein ruhiger Fußballtag
Samstag, 26.10.24: Nach einer weiteren Nacht in Pfullendorf packe ich meine Sachen und räume das Wohnmobil auf. Spülen, Teppiche ausklopfen, einmal durchkehren, alles abwischen. Ein Wohnmobil ist im Vergleich mit einer Wohnung pflegeleicht. Anschließend fahre ich schnell in meine Wohnung, um ein paar Getränke zu holen. Es sind selbst erstellte Ansätze, die ich verkosten will.
Meine nächste Station ist Illmensee. Der Campingplatz hat leider schon geschlossen. Aber es gibt auch hier einen Parkplatz mit freien Stellplätzen. Da ich hier noch öfter aufschlagen werde, berichte ich ein andermal darüber. Samstag ist für mich meist ein lockerer und wenn möglich Fußballtag. Ich gehe in eine meiner Lieblingskneipen und schaue dort Bundesliga beim Hackl Schorsch.
Am nächsten Morgen bespreche ich noch ein Buch über Angelika Kauffmann und die europäische Küche im 18. Jahrhundert.
Genüsse verkosten und Fischereimuseum besuchen
Sonntag, 27.10.24: Heute besuche ich eine Freundin in Langenargen. Die Gelegenheit, einige Kilometer zu fahren, kommt günstig. Denn ich war noch immer an keiner Steckdose und nach dem Fernsehabend geht die Aufbaubatterie zur Neige. Freistehen mit TV ist also ressourcenintensiv. Zumindest gehe ich davon aus, dass die Bordbatterie locker eine Woche halten würde, wenn ich nur das Licht, die Wasserpumpe und die Akkus vom Smartphone versorge.
Das Fischereimuseum in Langenargen
Ein Besuch in Langenargen gibt mir auch Gelegenheit, noch vor der Schließzeit im Winter das Fischereimuseum zu besuchen, das schon lange auf meiner Wunschliste steht. Auch wenn das Museum recht klein ist, ist es doch sehr professionell und liebevoll gemacht. Sein imposantes rotes Gebäude direkt an der Bodensee-Promenade ruft die Besucher zu sich.
Das Fischereimuseum in Langenargen bietet Einblicke in die Fischereigeschichte des Ortes. Vor allem gibt es mehrere interaktive Panels und Stationen, um die Fischarten im Bodensee kennenzulernen. Der Besuch hat sich gelohnt und der Eintritt ist sogar frei. Spenden werden gerne angenommen.
Ein neues kulinarisches Projekt?
Anlass für den Besuch in Langenargen ist eine Verkostung selbst entwickelter Genussgetränke. Seit einem halben Jahr prüfe ich die Qualitätspotentiale, die Vorschriften zur Lebensmittelkontrolle und die Finanzierung. Was mich antreibt, ist weniger der Alkohol, sondern die Chance, mit besonderen Kräutern arbeiten zu können.
Claudia wäre nicht Claudia, wenn sie ihre Gäste nicht mit gutem Essen empfängt. Angesichts der starken Getränke auch ein ratsamer Schluss. Ergänzend bringe ich noch einige Flaschen alkoholfreie Prisecci aus der Manufaktur Jörg Geiger mit, die ich vor einigen Jahren im Schwäbischen Streuobstparadies kennengelernt habe.
Vielfältige Geschmäcke, gemischte Erkenntnisse
Für die Verkostung habe ich einen Wermut, einen experimentellen Ansatz für einen befreundeten Gastronomen und zwei weitere Wermuts einer bekannten Produzentin, mit der ich mich messen will. Als Erstes ist das Experiment ran. Das liegt an meiner Neugier. Der Drink ist nicht schlecht, aber es gibt auch noch Verbesserungsbedarf. Es fehlt an Süße und Fruchtigkeit. Aber ich habe eine Idee, wie ich das optimieren kann.
Als Nächstes vergleichen wir die beiden Wermuts besagter Produzentengruppe. Es ist die gleiche Marke, aber in der zweiten Auflage. Die erste war und ist ein Highlight – mit einer Verführungskraft, für die so mancher Häuptling seinen Stamm verraten würde. Die zweite Edition dagegen ist eine Enttäuschung. Das Kräuteraroma hat nachgelassen, die Süße fehlt und es macht sich eine aufdringliche Pfeffrigkeit breit. Die Etiketten sind auch fehlerhaft. Eine seltsame Entwicklung. Zum Schluss ist mein eigener Wermut dran. Er sticht den pfeffrigen aus und kann sich neben dem ersten Wermut sehen lassen.
Ansatz optimieren und Krankenbett hüten
Montag, 28.10.24: Mein Sohn Simon hat Namenstag, zu dem ich ihm gerne gratuliere. Das bedeutet auch: Der Winter naht. Nach der Ernte ist die Zeit der Pantoffelhelden. Traditionelle Weisung: zu Hause bleiben und der Frau nicht widersprechen. Ich widerspreche keiner Frau, weil keine da ist, bleibe aber tatsächlich in meiner rollenden Behausung.
Ein Männerschnupfen hat mich im Griff. Ruhe, Wärme und Schlaf helfen. Mein Carado I 338 ist dafür eigentlich gut geeignet. Der Vollintegrierte ist unaufwändig heizbar und die Wege sind sehr kurz. Dazwischen raffe ich mich auf, um meinen experimentellen Ansatz zu optimieren. Ob es eine Verschlimmbesserung gibt? Wird sich nach der weiteren Reifung zeigen. Skepsis scheint angebracht. Aber wir werden sehen.
Dienstag, 29.10.: Heute hole ich meinen Sohn ab. Er freut sich schon sehr auf eine kleine Tour in den Herbstferien. Als erstes füllen wir unsere Vorräte auf. Anschließend fahre ich ihn zum Handballtraining. Er liebt seinen Sport sehr. Währenddessen mache ich ein Chutney aus roten Zwiebeln. Wir brauchen sie zum Abendessen. Es gibt ganz männerlike Burger. Die Nacht verbringen wir auf dem Stellplatz in Neuhausen ob Eck. Genau: Da ist immer das Southside Festival. Und es gibt das Freilichtmuseum des Landkreis Tuttlingen. Leider im Winterhalbjahr geschlossen.
In (Tr)Überlingen: Halloween-Nebel am Bodensee mit Baustellen
Mittwoch, 30.10.24: Wir fahren weiter Richtung Bodensee. Unser Ziel ist Überlingen. Unterwegs halten wir an einem Obsthof, um einen großen Kürbis zu kaufen. Wir wollen uns eine Halloween-Deko für den Carado schnitzen. Nach dem Check-in im Wohnmobilhafen machen wir uns ans Werk. Simon ist gut dabei und es stellt sich schnell heraus, dass für meine Ambitionen als Anleiter kein Bedarf besteht. Unser vollintegrierter I 338 ist gut geeignet für Halloween. Der Carado bekommt ein geschmücktes Fahrerhaus.
Anschließend machen wir einen Spaziergang durch die Stadt. Der Bodensee und (Tr)Überlingen lassen an diesigem Nebel und fehlender Sichtweite keine Wünsche offen. Bis Wallhausen geht’s noch, die Mainau ist dagegen kaum zu erkennen. Dennoch ist es ein anderes Überlingen. Alles ist schön ruhig und wir durchkämmen das Gelände der ehemaligen Gartenschau. Wie schon am Dienstag gehört der Abend dem DFB-Pokal. Fußball glotzen im Wohnmobil – genau das Richtige für Vater und Sohn.
Donnerstag, 31.10.24: „Übersiedlung“ nach Pfullendorf. Wir gehen auf den Stellplatz am Seepark Linzgau. Ich nutze den letzten Tag der Saison für eine Dusche im Badehaus. Ansonsten ein ruhiges Halloween. Viele Viren, viel Faulenzen, viel Schlaf. Abends „The Voice of Germany“. Mir fehlen die Worte. Gute Nacht.
Freitag, 1.11.24: Heute bringe ich Simon zurück. Nach einem kompakten Frühstück mit Schwarzbrot, Speck und Spiegeleiern packt er seine Sachen und wir fahren auf die Alb. Es ist ein herzlicher Abschied und wir freuen uns auf die nächsten gemeinsamen Vanlife-Tage. Wieder allein und wieder zurück in Pfullendorf mache ich einen Spaziergang am Seepark Linzgau und widme einige Minuten dem Jungbrunnen-Denkmal von Peter Lenk. Danach geht’s dann ans Hokkaido zerlegen. Auf dem Küchenplan stehen eingekochter und fermentierter Kürbis.