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Überraschendes Tuttlingen: Erholung, Einkaufen und Kultur an der Donau

Donauufer Tuttlingen Innenstadt

Die Tuttlinger Stadtvergnügen beginnen eigentlich schon beim Parken. Die zahlreichen und kostenfreien Stellplätze am Donaupark befinden sich direkt gegenüber der Innenstadt links der Donau. Wer hier seinen Wagen lässt, kann sofort abschalten.

Hier im Donaupark befindet sich auch der Wohnmobilstellplatz – mitten in der Stadt und dennoch direkt am Donauufer am Rande eines Birkenhains. Die Übernachtung kostet 5.- Euro, es gibt eine Versorgungs- und Entsorgungsstation sowie eine öffentliche Toilette.

Wandern und Radfahren ab und nach Tuttlingen

Tuttlingen hat zwar (noch?) nicht den schönsten Bahnhof, aber es hat ihn. Das macht die Stadt zum geeigneten Start- und Zielpunkt von Outdoor-Aktivitäten. Eingebettet in viel Natur liegt Tuttlingen direkt am Donauradweg und bietet regionale Radrundwege in die Region des Großen Heubergs, den Hegau oder auf die Baar.

Radelstadt Tuttlingen

Vor Ort erweist sich Tuttlingen als ein Star unter den Radelstädten. Engagiert werden Pläne vorangetrieben, die Innenstadt immer fahrradfreundlicher zu machen und beim Stadtradeln ist man seit Jahren Spitzenreiter in der Kategorie 10.000 bis 50.000 Einwohner.

Wandern in allen Formen und Richtungen

Auch ohne Pedale bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, draußen eine erlebnisreiche Zeit zu verbringen. Tuttlingen ist Ziel und Ausgangspunkt nahezu unzählbarer Wanderwege. Hiker finden anspruchsvolle (Halb-)Tagestouren mit allen Schwierigkeitsgraden ins Donautal und auf die Schwäbische Alb. Für Fernwanderer ist Tuttlingen ebenfalls sehr interessant.

Hier beginnen (oder enden) die beiden Hauptwanderwege der Schwäbischen Alb. Der HW1 des Schwäbischen Albvereins, besser bekannt als Albsteig, führt entlang des Albtraufs, der HW 2 – vereinfacht gesagt – entlang der Donau. Ziel von beiden ist Donauwörth und das östliche Ende der Schwäbischen Alb.

Es gibt auch stadtnahe Spazierwege durch die Teilorte Eßlingen, Nendingen und Möhringen, um den Alltag hinter sich zu lassen und den Kopf frei zu bekommen. Von den besonderen Naturrefugien soll an dieser Stelle die Wellingtonien-Runde hervorgehoben werden.

Die Wellingtonie – ein Treehuger-Traum

Ein Tipp für einen Spaziergang führt an die Tuttlinger Wellingtonie. Den Mammutbaum transatlantischer Provinienz hat die Stadt dem württembergischen König Wilhelm I. zu verdanken. Er verhalf Tuttlingen 1866 zu diesem botanischen Kuriosum, indem er sich von diesem Gehölz wegen dessen Größe und Resistenz gegen Waldbrände ein Pfund Samen schicken ließ.

Der Mammutbaum schafft Platz

Die Setzlinge wurden auf die verschiedenen Forstdienststellen des Königreiches Württemberg verteilt – darunter eben auch auf Tuttlingen. „Sequia gigantea“ ist der wissenschaftliche Name dieses königlichen Gewächses, im Volksmund heißt es aber Wellingtonie und bezieht sich auf den Duke of Wellington, der in der Schlacht von Waterloo Napoleon dessen größte Niederlage beibrachte.

Um zur Wellingtonie ihm zu kommen, folgt man aus dem Zentrum der Neuhauser Straße und parkt am besten auf dem Wanderparkplatz bei Altental. Oder man fährt mit dem Bus: die Linie 340 benötigt vom Bahnhof nach Altental 20 Minuten. Hier startet ein etwa einstündiger Spazierweg durch den Wald, ehe sich plötzlich auf einer Lichtung dick und mächtig der über 45 Meter hohe Mammutbaum auftut.

Denn am Donauufer beginnen bereits die schönen Wege mit ihren gepflegten Liegeplätzen inmitten von Kunstwerken. Dazu gehören nicht nur Skulpturen, sondern auch Gedichte, die in regelmäßigen Abständen Erbauliches für die Seele bereit halten. Spielplätze, Sportanlagen, das Erlebnisbad TuWass, Ruhezonen oder Bootsverleih – bestimmt ist für jeden etwas dabei. Wer es auf das leibliche Wohl abgesehen hat, wird ebenfalls nicht enttäuscht.

Tipp: Wer aus den Teilorten in die City oder nach Eßlingen, Möhringen oder Nendingen mit dem ÖPNV fahren will, kann das 1-Euro-Ticket nutzen. Das bedeutet, für einen Euro kommt man durch alle Stadteile, die eben auch außerhalb der Kernstadt liegen.

Im Quadrat angelegt: Blickwinkel auf die Stadtgeschichte

Die Geschichte Tuttlinges geht mindestens bis in die Zeit der Alemannen zurück, als der Sippenchef Tutila hier siedelte und der Stadt ihren Namen gab. Seit dem Mittelalter überragt die Burg Honberg bis heute die Stadt an der Donau und bildet das Wahrzeichen der Stadt, auch wenn sie seit ihrer Schleifung nur noch ene ansehnliche Ruine ist.

Der Honberg ist aber nicht nur historisches Wahrzeichen, sondern auch Eventort und Naherholungsziel. Dazu gehören der Rundwanderweg mit dem Panoramablick, Mittelalterfeste oder das Sommerfestival „Honberg-Sommer“, das jährlich viele Tausende auf den Tuttlinger Hausberg lockt.

Die Ruine Honberg ist das historische Wahrzeichen der Donaustadt
Carl Leonhard von Uber, der Stadtplaner des neuen Tuttlingen

Nichts jedoch in der jahrhundertelangen Geschichte der Stadt war für heute so prägend wie die Folgen des großen Stadtbrandes am 1. November 1803. Die gesamte Innenstadt wurde ein Raub der Flammen und verschaffte dem Stadtbaumeister Carl Leonhard von Uber die Chance für ein Lebenswerk.

Der damalige Kurfürst und spätere König Friedrich I. ließ die Stadt komplett neu planen, das bedeutet konkret: die Kernstadt wurde in quadratischen Quartieren errichtet. Als Lehre aus der Zerstörung war es Teil des Auftrages für Carl Leonhard von Uber, möglichst feuersichere Häuser zu bauen.

Uber ordnete die neue Stadt nicht nur in quadratischen Blöcken an, sondern entwarf die Dachform des sogenannten Tuttlinger Huts. Diese Dachform sollte ein Übergreifen von Flammen auf benachbarte Häuser verhindern.

Eines dieser Häuser steht nahezu unverändert bis heute und bezeugt als „Tuttlinger Haus“ die Architektur dieser Zeit des Neuaufbaus.

Das Tuttlinger Haus, Symbol der Stadtgeschichte

Das Museum wurde mit der Hilfe umfangreichen Bürgerengagements 1997 eröffnet. Es liefert einen umfangreichen Einblick in die Bau- und Lebensweise zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die neuen Tuttlinger Häuser waren auch der Beginn des Etageneigentums in Tuttlingen. Es führte Familien zusammen, die zuvor nicht unter einem (Walm-)Dach gelebt hatten.

Ein Zimmer im Tuttlinger Haus, Foto: (c) Stadt Tuttlingen

2016 wurde das Zimmer erweitert, in dem es um Zugewanderte geht. Im Volksmund nennt man sie „Reigschmeckte“, was insofern heikel ist, als es durch alle Generationen seit den Kelten Ab- und Zuwanderung gab – mal durch die grundlegende Besiedlung, die Völkerwanderung, Durchzüge während und Vertreibung nach Kriegen und vieles mehr.

Neue Exponate, die von Donauschwaben dem Museum übergeben wurden, vertiefen den Blick in solche. Das Museum und seine Mitarbeiter laden in das geschichtsträchtige Gebäude ein.

Zentrum für Industrie und Kultur

Der Name Tuttlingens ist unwiderruflich mit der medizinischen Industrie verbunden. Die Erfolgsgeschichte des Weltzentrums der Medizintechnik begann 1867, als Gottfried Jetter eine kleine Werkstatt für chirurgische Instrumente eröffnete, aus der später der Konzern Aesculap entstand.

Heute genießt Tuttlingen den Ruf des Weltzentrums der Medizintechnik. Die Unternehmen bieten die wesentliche Lebensgrundlage für viele Menschen in der ganzen Region. Wie es dazu kam, kann im städtischen Museum Fruchtkasten, im Asklepios, dem privaten Chirurgiemuseum der Aesculap, oder auch im Besucherzentrum von Karl Storz nachverfolgt werden.

Kunststadt der Moderne in der Stadtgalerie

Tuttlingen hat sich aber auch zum Zentrum für hervorragende Kunst- und Kulturangebote gemausert. Wer vom Donaupark über die Holzbrücke bei der Groß Bruck flaniert, stößt auf die Galerie der Stadt. Mehrmals jährlich lädt sie zu Ausstellungen mit renommierten Künstlern ein.

Seit 1987 steht die neue Galerie des Tuttlinger Architekten Günter Hermann in der Innenstadt beim Rathaus. Auf drei Ebenen werden jedes Jahr Wechselausstellungen präsentiert, die sich der Förderung und Vermittlung von Gegenwartskunst nach 1945 verschrieben hat. Dabei legen sowohl die Galerieleitung als auch der Kunstkreis Wert auf eine Mischung aus regionalen Künstlern sowie international bekannter Namen.

Dies gilt jedoch nicht nur für die Ausstellungen. Seit den 1950er Jahren kauft die Stadt Tuttlingen auch Werke an und konnte so eine Sammlung von bisher rund 2200 Gemälden, Grafiken, Fotografien und Skulpturen zusammentragen.

Garant für diese Qualität ist die Kuratorin Anna-Maria Ehrmann-Schindlbeck, die seit 2009 die Geschicke der Galerie leitet. Der Kunsthistorikerin gelingt es durch ihre gelungene Verbindung aus Kunstkenntnis, der Künstler sowie Kunstvermittlung immer wieder namhafte Künstler nach Tuttlingen zu bringen. Stets gelingt es ihr, durch einen besonderen Blickwinkel die vermeintlich bekannte Modernität der einzelnen Künstler zu würdigen.

Vom 25. Februar bis zum 7. Mai 2023 präsentiert die Galerie Werke der schottischen Künstlerin Georgia Russell. Die Ausstellung „Ajouré Lichtschnitte“ passt sehr gut hierher, denn laut Pressemitteilung arbeitet Georgia Russel „präzise wie eine Chirurgin, ihr künstlerisches Instrument ist das Skalpell“.

Georgia Russell

Einkaufen in der Fairtrade-Stadt

Auch in den Gastronomien der Stadt finden immer wieder kleine, aber feine Konzerte und Veranstaltungen statt.

Ist es nicht eine angenehme Vorstellung, bei aufgehender Sonne an der Donau entlang zu spazieren und auf einem farbenfrohen Markt regionale und frische Lebensmittel oder Andenken einzukaufen? In der fairtrade-Stadt Tuttlingen ist dies ohne Weiteres möglich.

In der frisch sanierten Fußgängerzone warten jeden Montag und Freitag Markthändler und auch Geschäfte mit Luxusartikeln oder Dingen für den alltäglichen Gebrauch auf Kunden.

Shopping-Wellness beim Marktbummel

Tuttlingen ist bunt, ebenso bunt wie sein Wochenmarkt. Der Markt in Tuttlingen ist so etwas wie ein gesellschaftliches Ereignis. Hier trifft man sich, tauscht Neuigkeiten aus, wirbt für seine Anliegen oder kauft ein. Neben den Klassikern Obst und Gemüse werden hier auch viele regionale und internationale Spezialitäten angeboten.

Pilze, Eier, Nudeln, Oliven, Peperoni, Fisch, Fleisch, Wurst, Käse, Milchprodukte, Honig oder Destillate lassen keine Wünsche offen – weder für den heimischen noch für den mobilen Herd. Blumen fehlen ebenso wenig wie die Stände mit Backwaren und warmen Mahlzeiten.

Die Imbisse sind international: italienische oder asiatische Speisen gibt es ebenso wie die scharfe Bratwurst, die es nur in Tuttlingen gibt. Sie wird hier mit gedünsteten Zwiebeln gegessen und manche reisen nur für diese Delikatesse an.

Kulinarisch hat Tuttlingen freilich noch mehr zu bieten. Rund um den Markt kann man zahlreiche Cafés besuchen und nicht nur an der Donau findet man eine ebenso bunte Vielfalt an Lokalen und Restaurants, wo es vom einfachen Mittagsmenü bis zur Sterneküche alles gibt, was Herz und Magen begehren.

Baden in Quellwasser

Badespaß und Entspannung bietet das Freizeitbad TuWass: Das 37 Grad warme Thermalwasser stammt aus einer Quelle, wird mit einer Pumpe gefördert und hat das Qualitätsniveau von Mineralwasser. Dies hat sich während der Energiekrise als äußerst nützlich erwiesen.

Die Förderung von eigenem warmen Wasser hat ermöglicht, das TuWass zu akzeptablen Konditionen geöffnet zu lassen. Im Bad selbst gibt es einen Strömungskanal, Planschbecken, Erlebnisrutschen, ein vielfältiges Saunaareal und vieles mehr für Groß und Klein.

Tuttlinger Sommertipps

Ja, im Sommer, wenn’s heiß ist, geht man baden. Auch in Tuttlingen. Schließlich kann man sonst „sowieso nichts Gescheites anfangen“. Wer trotzdem Lust hat, was anderes zu machen, bekommt 11 Tipps für das Sommerleben:

Im Grünen chillen

Wer einfach mal draußen abliegen und entspannen will, hat sowohl in der Innenstadt im Donaupark als auch außerhalb viele Gelegenheiten. Meine persönliche Entdeckung: die Liegewiese am Stausee zwischen Möhringen und Eßlingen. Parkplatz am See, traumhaft ruhig und sehr gepflegt.

Im Grünen grillen

Tuttlingen hat 11 öffentliche Grillplätze. Wer in der Kernstadt bleiben will, muss auf den Honberg steigen (lohnt sich auch ohne Grillen). Ansonsten sind die Grillplätze meistens an die Wanderwege angebunden. Einige sind am Wochenende sogar bewirtschaftet wie der an der Heusack-Hütte. Hier ist an den Wochenenden die SAV-Ortsgruppe vom Tuttlinger Teilort Eßlingen aktiv.

Im Park sommern und unter Sternen schauen

Nach dem Honberg-Sommer ist „Sommer im Park“ die nächstgrößte Open-Air-Veranstaltungsreihe der Stadt. Während der gesamten Schulferien gibt es hier Programm für alle Altersgruppen. Gewirtet wird natürlich auch. Im Freilichtkino im Donau-Stadion hinter der Stadthalle kommen trotzdem Blockbuster und klassische Movies. Welche, weiß das Scala.

Eisenbahnen besichtigen

Wer etwas für den Charme des Morbiden übrig hat und nicht immer nur Friedhöfe besuchen will, sollte einmal im Deutschen Dampflok- und Modelleisenbahnmuseum in der Möhringer Vorstadt vorbei schauen. Zahllose alte Loks und Waggons kann man hier besichtigen.

Richtig lebendig werden die alten Eisenrösser so richtig, wenn die private Betreiberfamilie eine Führung macht und die abenteuerlichen Geschichten der Loks und Waggons erzählt, die mittlerweile Zuhause sind im ehemaligen Bahnbetriebswerk Tuttlingen.

In den Ecken lesen

Wenn man lesen schreibt, ist das wohl selbstsprechend. Und wer diesen Post bis hierher gelesen hat, ist auch dafür geeignet. Dennoch zusätzlich eine animierende Zahl: in der Tuttlinger Stadtbibliothek gibt es 62.000 Medien.

Ein letzter Tipps darf nicht fehlen: dem weltweit einmalige Phänomen der Donauversickerung widmen wir einen eigenen Artikel.

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