Die als Premiumweg zertifizierte Witbergrunde eignet sich gut als ausgedehnter Spaziergang und unabhängig von der Laufrichtung ist sie mit nur einer Steigung körperlich nicht zu fordernd. Der Wechsel von Waldpassagen im Witberg und dem Uferweg im Laucherttal bietet viel Abwechslung und am Wegesrand gibt es einiges an Geschichte und Kultur zu entdecken und zu erleben.
Die Witbergrunde beginnt oberhalb der Stadt Sigmarngen am Waldparkplatz beim Krankenhaus. Entlang des Weges kommt man regelmäßig an Aussichtspunkten vorbei. Hier kann man die mäandernde Schönheit der Lauchert auf ihrem Weg Richtung Bingen und Sigmaringendorf bewundern, wo sie in die Donau fließt.
Möblierte Raststationen biten Platz für Ruhe und/oder ein Rucksackvesper.
Schönheit des Welkens
Die wunderschöne Verfärbung der Blätter mit dem Vergehen eines Vegetationszyklus in Verbindung zu bringen ist faszinierend. Und es hat etwas Frieden stiftendes, sich wie die Bäume in das Schicksal der Zeit zu ergeben. Die Tatsache, dass es kein Todeskampf ist, sondern nur ein Phasenwechsel, macht die Einlassung umso einfacher.
Aber auch die Tothölzer, die immer häufiger absichtlich liegen gelassen werden, entfalten im Bunt des Vergehens ihre ganze Pracht. Und obwohl sie biologisch (einigermaßen) tot sind, entfalten sie eine ästhetische Wirkung, die die Abenteuerlust und das Wilde in unseren Seelen anspricht.
Was mich auch immer wieder begeistert, sind Ansammlungen von Birken am Waldrand. Wie Leuchttürme markieren sie ihre Existenz und jedes Mal, wenn ich welche sehe, fällt mir ein Dialog zweier Freundinnen ein, der mir vor vielen Jahren in die Hände fiel: „Die Menschen sind mir fremd.“ – „Ja, und ich?“ – „Du? Du bist doch ’ne Birke.“
Waldkunsthandwerk
Gleich an mehreren Stellen begegne ich auf der Witbergrunde einem Phänomen, das in allen Regionen immer wieder auftaucht. Wandern in Wäldern, Bergen und Tälern scheint Menschen anzuregen, Steinmännchen auf Hölzern zu errichten. Diese kollektive Kreativität lockert eine Wanderung auf und setzt der Freude kleine Denkmale.
Passgenaue Erlebnisse auf der Witbergrunde
Zwei eigenartige Erlebnisse habe ich auf der zweiten Hälfte der Witbergrunde. Zu den „Hotspots“ der Tour gehört eine Schutzhütte. Sie ist einfach zusammengebaut aus verschiedenen naturbelassenen Hölzern. Komischerweise beginnt es kurz bevor ich dort ankomme zu regnen.
Ich nehme die Einladung an und komme so in den Genuss der Perspektive aus der Hütte heraus. Hätte es nicht geregnet, wäre ich vermutlich nicht hinein gegangen.
Ein Stück später komme ich an den Waldrand, wo das sogenannte weiße Kreuz steht. Die Blumen zeigen nicht nur an, dass es gepflegt wird, sondern dass hier das Leiden Christi und das Glaubensversprechen „Im Kreuz ist Heil“ lebendig gehalten wird. Und als hätt ich ein Fotoshooting mit dem lieben Gott, kommt in gleichen Moment eine Vinzentinerin vorbei.
Nach einem weiteren Stück komme ich zurück an den Ausgangspunkt. Ich spreche jetzt aber nicht nochmal von Vorsehung oder höherer Gewalt, nur weil ausgerechnet auf dem Parkplatz mein Auto steht.
Hier gibt es weitere Wandertipps auf der Schwäbischen Alb, der Donau, am Bodensee und in Vorarlberg.