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Mittelalter-Romantik: Meersburg

Die Mittelalter-Meersburg vom Bodensee aus gesehen

Bei unserer Ankunft in Meersburg sind wir bereits auf Mittelalter eingestimmt. Wir kommen aus Konstanz, wo wir das bunte Gedenken ans Konstanzer Konzil kennen gelernt haben. Unser Gefährt ist die Lädine, ein mittelalterlicher Lastensegler, der mit Seilen und Enterhaken anlegt. Bereits aus der Ferne ragt aus den vielen schönen Stadtgebäuden die alte Meersburg mit den Treppengiebeln ihres höchsten Turmes heraus.

Die Meersburg: Älteste bewohnte Burg Deutschlands

Der Weg von unserer Unterkunft am See führt uns hoch in die alte, namensgebende Meersburg. Vorbei an blühenden Magnolien, alten Mauern, Mühlen und Wirtshausschildern stapfen wir durch die Gassen hoch zur Burg.

Drei Wächter der Zeit

Oben angekommen, treffen wir als erstes auf die Büste von Annette von Droste-Hülshoff. Ihr melancholisch-frischer Ausdruck passt zu unserem Thema und zum April-Wetter. Die Dichterin hat die Meersburg zu einer Zeit bekannt gemacht als Burgen längst gestorben waren. Aber hierauf einzugehen, würde den Rahmen sprengen, vielleicht ein andermal.

An der Zugbrücke wird es vitaler. Ein Landsknecht mit Schwert und Mittelalter-Sprech begrüßt die Gäste. Ob man sich so die einstige Bewachung einer Burg vorstellen darf? Die Frage stellt sich nicht wirklich. Es dürfte zu den zuverlässigen Methoden gehören, sich unglücklich zu machen, wenn man die Diskrepanzen zwischen historischer Authentizität und gegenwärtiger Einflüsse bereinigen wollte. Fest steht: jedes alte Gebäude oder sogar nur einzlene Gegenstände atmen häufig den Geist ihres Lebens und ihrer Zeit aus – ohne ihn zu verlieren. Sie können Geschichten erzählen und das macht Vergangenes lebendig – manchmal ohne es beschreiben zu können. Man lässt sich also am besten von der Ausstrahlung umgarnen und genießt die Atmosphäre.

Die Meersburg kann man selbstständig besichtigen oder sich – wie unsere Gruppe – führen lassen. Wir werden von einer gebildeten und höflichen Dame empfangen. Schnell stellt sich heraus: es ist Julia Näßl-Doms, die Burgherrin. Die Meersburg ist bis heute bewohnt und damit auch die älteste bewohnte Burg in ganz Deutschland.

Wer jetzt auf eine Geschichte à la „Wir sind ein Adelsgeschlecht, das seit dem Mittelalter in dieser Burg residiert“ erwartet, wird enttäuscht. Frau Näßl-Doms ist Kunsthistorikerin aus den Niederlanden und lebt hier seit rund 30 Jahren. Ihr ursprüngliches Anliegen, die Geschichte der Burg aufzuarbeiten, verwandelte sich zur Bestimmung und Lebensaufgabe.

Frau Näßl-Doms zeigt uns die komplette Burg. die bereits im frühen Mittelalter gegründet wurde. Wir erhalten sogar Einblicke in die privaten Räume der Familie und dürfen auf den Giebelturm und aus den Lucken der sonst verschlossenen Bretterverschläge die Aussicht auf den Bodensee und die berühmten Meersburger Weinberge genießen.

Kammern für das Burgleben

Neben den privaten Räumen gibt es einen Rundgang, in dem wir die gesamte Burg in den verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte seit dem 7. Jahrhundert kennen lernen. Egal ob Rittersaal, Essraum, Küche, Kerker, Verlies oder Waffenkammer: die Räume haben eine ganz besondere Ausstrahlung.

Mittelalterliches Ambiente

Die Stadt hat noch mehr in Sachen Mittelalter zu bieten. Meersburg gehört natürlich auch zu den Stationen an der Deutschen Fachwerkstraße. Diese Bauweise steht typisch für gewachsene Architektur in mittelalterlichen Stadtkernen, der man auch in Meersburg nachspüren kann.

Unsere Unterkunft, das Hotel Dagobert, hat sich das Mittelalter-Thema auf die Fahne geschrieben und die Zimmer entsprechend charakteristisch eingerichtet. Hier schläft es sich gut. Die weder plumpen noch übertriebenen Einbettungsversuche moderner Technik in altes Mobiliar ist amüsant und schafft Atmosphäre.

Es gibt natürlich viele Restaurants in der Meersburger Altstadt. Wir gehen in den Bären. Für unser Thema ist das ziemlich geeignet. Das Gasthaus wurde bereits um 1250 gegründet, es lag früher außerhalb der Stadtmauer und wurde als Poststation errichtet.

Bärenwirt Michael Gilowsky ziegt uns ein Foto, das Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Das hat historisch mit dem Mittelalter nicht direkt zu tun. Es ist aber auch so, dass sich solche Häuser seit dem Mittelalter bis zur Industrialisierung kaum verändert haben. So wird dieses Foto zur Brücke in die noch weiter zurück liegende Vergangenheit, was sich auch in den architektonischen Besonderheiten ausdrückt.

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