„Moment mal“, denkt man hier vielleicht, „Wie soll ein Kruschtnbratn mit Knödel in die vegetarische Haltung des Ayurveda passen?“ Stimmt, das passt nicht wirklich, aber dennoch ist BAYURVIDA ein Gesundheit erhaltender Lifestyle, der auch Fleisch aus artgerechter Haltung, ökologisch Angebautes und wild Gewachsenes aus der Zugspitzregion einbezieht.
Die Idee zu dieser undogmatischen Fusionsküche stammt aus dem Staudacherhof in Garmisch-Partenkirchen, wo Hotelier Peter Staudacher, Koch Sascha Horst und Ayurveda-Therapeut Cristian Zanfir ein Konzept entwickelt haben, das im wahrsten Sinne über den Tellerrand hinausgeht, denn neben kulinarischem Genuss gehören auch Raumgestaltung, Wellness und Outdoor-Aktivitäten zu ihrer Art, „Hotel zu machen“. Dieses Konzept kann aber auch zu Hause weiter gelebt werden, zum Beispiel durch das Kochbuch.
Die Fusionsküche BAYURVIDA schafft Balance
Ein Satz fällt in diesem Zusammenhang immer wieder: „Auf die Würze kommt es an“. Das kommt nicht von ungefähr. Es geht zwar um Genuss, aber nicht ausschließlich um Gaumenschmeichelei. Eine gesunde Küche muss mehr können, als auf der Zunge zu zergehen. Sie muss überliefertes Wissen einbeziehen. Auch wenn Zutaten einen Eigengeschmack enthalten: die entscheidende Rolle spielen Kräuter, Öle und Gewürze. Sie sind nicht nur Aromaträger, sondern sie transportieren auch Wirkstoffe.
Das Kochbuch BAYURVIDA ist auch aus der Erkenntnis entstanden, dass das Wissen über regionale Kräuter und Gewürze heutzutage nur noch wenige weiter tragen, selbst wenn das Gute nah ist wie in ländlichen Räumen in Bayern. Das team des Staudacherhofs hat sich deshalb vor vielen Jahren auf den Weg gemacht, um mit Hilfe der Kräuterpädagogin Ursula Höger diese Wissenslücken zu schließen. So lernten sie Geschmäcker und Wirkungen heimischer Kräuter besser kennen.
Was hat das mit Ayurveda zu tun? In dieser 5000 Jahre alten, indischen Lehre gibt es drei Lebensenergien oder Doshas: Vata, Pitta und Kapha. Sie charakterisieren die Konstitution jedes Menschen, die auch deren Ernährungsverhalten charakterisieren. Darüber hinaus kennt Ayurveda fünf Elemente, sechs Geschmacksrichtungen und 146 Gewürze. Schon der Gedanke an die unzähligen Kombinationen, die sich aus dieser Konstellation ergeben, deutet die Komplexität einer solchen Küche an.
Selbsternanntes Ziel der BAYURVIDA-Fusionsküche ist, Wissen und Prinzipien der ayurvedischen Lehre mit den kulinarischen und naturheilkundlichen Potentialen der Alpenregion und der Tradition bayerischer Schmankerl zu verschmelzen.
Es liegt auf der Hand, dass es hierfür einen gut ausgebildeten Ayurveda Naturkoch braucht, um Gutes entwickeln zu können. Sascha Horst hat diese Ausbildung und er hat sich Großes vorgenommen. Seit einigen Jahren versucht er, für jedes Ayurveda-Gewürz ein heimisches Pendant zu finden und BAYURVIDA weiter zu entwickeln. Er nennt ein prominentes Beispiel: „Unser Jungbrunnen heißt Brennnessel, sie hat die selbe Wirkung wie das Heiligtum der Ayurveda, Kurkuma“.
So kompliziert es vielleicht klingen mag, die Basis dieser Ernährung ist abgekochtes, gefiltertes und warmes Wasser, das über den Tag verteilt getrunken wird. Für sechs unterschiedliche Mahlzeiten während des Tages versammelt das Buch je fünf saisonale Rezepte, also je eins für die fünf Jahreszeiten. (Ja, es darf auch mal über die Stränge geschlagen werden.) Das Buch bündelt alle wichtigen Elemente dieser flexitarischen Lifestyle-Küche. Wenn jemand etwas damit anfangen kann, könnte es das Leben verändern.
BAYURVIDA – Bavarian Holism, hrsg. vom Staudacherhof, Garmisch-Partenkirchen, Eigenverlag, Texte: Susan Bäthge, Fotos: Wolfgang Ehn, gebunden, 96 S., 14,90 €
Bestellung direkt im Online-Shop des Staudacherhof.