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Eine närrische Reise mit dem Wohnmobil zur Fasnet am Bodensee

Narrenbaum-Stellen zur Fasnet

Vielen Einheimischen ist sie unverzichtbar, Gästen manchmal fremd: die Schwäbisch-Alemannische Fasnet (auch Fasnet oder Fasnacht) gehört zum ältesten Brauchtum Mitteleuropas und zählt mittlerweile zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Das närrische Treiben fasziniert durch Lebendigkeit, farbenfrohe Gewänder (Häser), ausgelassenes Feiern und gepflegte Traditionen. So mancher Mensch, dem man nachsagt, er gehe zum Lachen in den Keller, ist zur fünften Jahreszeit wie ausgewechselt und sogar aus alten Griesgramen können plötzlich fröhliche Menschen werden – aber nur vorrübergehend!

Mit dem Wohnmobil zur Fasnet am Bodensee

Die Fasnet ist auch für Wohnmobilisten ein einmaliges Reiseziel im Winter. Während einer Tour an den Bodensee lernen wir verschiedene Fasnet-Bräuche kennen. Ein winterfestes Wohnmobil ist dafür der ideale Begleiter. Allerdings muss man es mit der Winterfestigkeit auch nicht so genau nehmen. Denn die temperaturen am Bodensee sind selten unter null Grad und ein Wohnmobil lässt sich dann doch vergleichsweise leicht heizen. Wer also ein Wohnmobil-Abenteuer mit einem kulturellen Event verbinden möchte, ist hier genau richtig, denn die Highlights verteilen sich über mehrere Orte und auch einige Campingplätze sind ganzjährig geöffnet.

Es gehört zu den besterhaltenen Gerüchten, dass mit Fasnet, Fasching und Karneval der Winter vertrieben werden soll. Hierfür gibt es eigene Bräuche wie die Funkenfeuer, die allerdings erst nach der Fasnet stattfinden.

Welche Ursprünge hat die Fasnet?

Die Schwäbisch-Alemannische Fasnet hat christliche Ursprünge, oder genau genommen unchristliche Ursprünge, denn Figuren wie Narr, Teufel oder Hexe greifen eine Bildwelt auf, die als Gestalten des Bösen, der Sünde und des Eigensinns in Beziehung zum Christentum stehen. Doch einmal im Jahr – während der närrischen Tage – setzen sich diese Kräfte im Volk frei und den kirchlichen und weltlichen Obrigkeiten wird die Macht über Werte, Ordnung und Meinung entrissen.

Sogar die eigene Persönlichkeit wird ignoriert, indem man versucht, jemand Anderes als sonst zu sein. Folglich bahnt sich die ungezügelte Feierlust ihren Weg. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Verkleidung oder das Häs, wie die traditionellen Narrenkostüme heißen. Sie diente zum einen dem Schutz der eigenen Person, denn Streiche spielen oder Kritik üben sind oft nur in dieser Form möglich. Eine Verkleidung schützt aber nicht nur vor Strafen. Sie gibt den Freiraum, einmal im Jahr zu „glunkern“. Dieser alemannische Ausdruck bedeutet so viel wie verlottert.

Narrentreffen bieten die Möglichkeit, während der Narrensprünge und Umzüge viele Zünfte zu erleben.

Es braucht schon einiges an Selbstironie, um im Schlafanzug, im Tierkostüm oder als Hexe durch die Gassen zu hüpfen, seltsame Sprüche hinaus zu posaunen und sich bei Kälte auf dem Boden zu wälzen. Letztlich gibt man sich einmal im Jahr der Narretei hin, jemand anderes sein zu wollen, als man tatsächlich ist.

Der Bezug zum Christentum steckt auch im Namen Fasnet, gemeint sind damit die Nächte vor der Fastenzeit, die unmittelbar nach dem Begraben der Fasnet am Fasnetsdienstag am Aschermittwoch beginnt. Dann wird wieder Enthaltsamkeit geübt, alle besinnen sich auf ihre Verantwortung und pflegen das Gotteslob, um zur persönlichen Begrenzung zurück zu kehren, wie es die Segnung im Aschekreuz-Auflegen an Aschermittwoch ausdrückt: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“.

Fasnet am Bodensee 2024: Die besten Tipps und Termine

Das Brauchtum der Schwäbisch-Alemannischen Fasnet am Bodensee ist fest verwurzelt in der Heimatgeschichte ihrer Orte. Jede Zunft hat ihr eigenes „Narrenpersonal“ und entsprechende Einzelfiguren, die jährlich zwischen 6. Januar und Aschermittwoch ihr (Un-)Wesen treiben. Wer zur Fasnet gerne viele Zünfte sehen möchte, kann eines der Narrentreffen der VSAN-Mitglieder oder den alle drei bis vier Jahre stattfindenden Narrentag des Viererbundes besuchen, dem Rottweil, Elzach, Oberndorf und Überlingen angehören.

In Weingarten findet das große Narrentreffen zum 100jährigen Jubiläum der VSAN statt.

Das Jahr 2024 steht ganz im Zeichen des 100jährigen Jubiläums des VSAN (Verband Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte). Dazu findet in Weingarten vom 19. bis 21. Januar ein großes Narrentreffen in Weingarten statt. Solche Narrentreffen sind immer auch eine gute Gelegenheit, viele Zünfte und Gilden an einem Ort zu erleben. Den Programmflyer und alle Infos gibt unter grosses-narrentreffen.de.

Traditionell besteht der Höhepunkt des Fasnetstreibens aus den fünf närrischen Tagen vom Schmotzigen Donnerstag bis zum Fasnetsdienstag. Doch bereits am Mittwoch beginnt vor allen an zwei Orten die Fasnet am Bodensee.

Schon am Mittwoch geht’s los mit der Fasnet am Bodensee

Zünfte pflegen unterschiedliche Schwerpunkte, so dass die Fasnet am Bodensee viele Gelegenheiten bietet, an allen närrischen Tagen an Fasnets-Treffen teilzunehmen. Wer gar nicht früh genug einsteigen kann, kann bereits am Mittwoch die ersten närrischen Feste genießen. Ein guter Startpunkt für die ersten zwei Nächte ist Radolfzell, wo der Hemdglonker-Umzug die Fasnet am Bodensee einläutet.

In Radolzell gibt es zwei Wohnmobilstellplätze, die ganzjährig geöffet sind:

In Radolfzell geht’s schon am Mittwoch los mit dem Hemdglonker-Umzug

Am Mittwochabend beginnt auch in der Fasnets-Hochburg Konstanz die Fasnet am Bodensee mit dem Butzenlauf. Er ist ein eigener Umzug, an dem nur die Konstanzer Zünfte und Gilden teilnehmen. Der Butzenlauf am Mittwochabend ermöglicht den Konstanzer Narren einen eigenen Umzug.

Stellplatz am Döbele; Infos

Fast schon Pflicht bei der Fasnet am Bodensee: Der Schmotzige Donnerstag in Konstanz

Wenn es bei der Fasnet um den Schmotzigen Donnerstag geht, muss ein Ort ganz vorne genannt werden: Konstanz. Der erste der närrischen Tage ist nicht nur an sich sensationell, sondern auch Geburtsort der Hemdglonker-Umzüge. Vorteil: hier kann jede/r in Nachthemden Gekleidete mitmachen, wenn alle mit „Ho narro“-Rufen die Niederburg zum Beben bringen.

Der Schmotzige Donnerstag gehört traditionell der Straßenfasnet. Aber Achtung: Die Straßenfasnet ist auch anstrengend. Sie dauert etwa 24 Stunden ab 6 Uhr morgens und man ist viele Kilometer auf den Beinen. Damit mein Sohnemann das auch schafft haben wir unseren Camping-Bollerwagen dabei. So hat er immer ein Vehikel in der Nähe, in dem er ein wenig ausruhen kann. Unsere Kostüme sind unaufwändig: weißes Nachthemd, ungewöhnlicher Hut, gute Laune. Und los geht’s.

Nirgends wird der Schmotzige Donnerstag derart zelebriert wie in Konstanz. Gefühlte 30.000 Menschen ziehen von morgens um sechs bis zum nächsten Morgen durch die Gassen der Konstanzer Altstadt, um der Narretei freien Lauf zu lassen. Morgens im Dunkeln wecken die Fanfarenzüge posaunend die Menschen. Zu den traditionellen Ritualen gehören am Schmotzigen Donnerstag die Schülerbefreiung, das Stürmen des Rathauses, das Narrenbaumstellen und das Narrengericht.

Der abendliche Höhepunkt in Konstanz gehört den Hemdglonkern, den Narren im Nachthemd. Das Tolle daran: Hemdglonker kann jede/r werden und so ist dieses Kostüm ein wunderbarer Einstieg für alle Fasnetsneulinge oder auch für Gäste, die bei einem Umzug einmal mitlaufen wollen.

Der rußige Freitag in Lindau

Viele Narren sind am Rußigen Freitag „heeh“, wie man im Dialekt sagt, also sehr erschöpft oder schlichtweg kaputt. Deshalb ist es in vielen Narrenhochburgen am Freitag sehr ruhig. Nicht so in Lindau. Hier ist der Rußige das Hauptfest der Fasnet am Bodensee, wenn bei bengalischem Feuer zu Köfflerjuck und Buzentanz gerufen wird.

In der Inselstadt kann man beim Köfflerjuck und dem unheimlich-dämonischen Buzentanz der Narrenzunft zusehen, die ein faszinierendes Ritual darstellen und die besondere Stimmung des rußigen Freitags faszinierend rüberbringen.

Campingpark Gitzenweiler Hof, Gitzenweiler 88, 88131 Lindau; Infos

Am Samstag zum Hänselejuck in Überlingen

Nach einer erholsamen Nacht auf unserer großen Liegewiese aus zwei Einzelbetten und einem Zwischenstück bringt uns unser Trend EBL am Samstagmorgen nach Überlingen. Hier fahren wir auf den Stellplatz oberhalb der Stadt, an den direkt einige Einkaufsmöglichkeiten angeschlossen sind. In Überlingen wollen wir auf den Hänselejuck, der aber erst am Abend stattfindet, so dass wir tagsüber Zeit haben, unser Reisemobil zu genießen. Die große Küche mit drei Gasplatten gefällt uns gut. Sie ist zur Sitzgruppe hin offen, was das weite Raumgefühl im Trend unterstützt.

In Überlingen gehört die Zunft zum sogenannten Viererbund. Zu ihren Eigenheiten gehört, dass sie selten die Stadt verlassen und auch meist keine Gäste aus Zünften anderer Städte einladen. Zugleich sind sehr viele Überlinger Mitglied in der Zunft der Hänsele, so dass beim traditionellen Hänselejuck am Fasnet-Samstag rund 2000 Hänsele durch die Stadt springen, juchzen und peitschen, um anschließend in den Lokalen der Altstadt weiter zu feiern.

Reisemobilhafen Überlingen, Kurt-Hahn-Str., 88662 Überlingen; Infos

Sonntag: Umzug in Schaan 

Der Sonntag ist traditionell etwas ruhiger und dient wie sonst auch als Ruhetag. Für Narren gibt es am Sonntag häufig eine Narrenmesse, bei der die Predigt in gereimten Versen vorgetragen wird und nicht immer ernst genommen werden muss. Der Sonntag bietet für die Reisefreudigen zur Fasnet am Bodensee aber auch eine gute Gelegenheit zu einem Abstecher in die Vierländer-Region. Wer das mit einem Umzug kombinieren will, fährt am besten nach Schaan in Liechtenstein. Dort gibt es einen internationalen Umzug.

Rosenmontag in Meersburg oder Meßkirch

Rosenmontagsumzüge gehören zu den weit verbreiteten Fasnet-Traditionen. In Meersburg wird er ergänzt durch ein Kärrelesrennen, das Preisschnellen und das Hexengericht. Der Rosenmontag bietet aber auch Gelegenheit zu einem Abstecher ins Bodensee-Hinterland.

Einer der größten Rosenmontagsumzüge der Region findet in Meßkirch statt. Hier treten etwa 3000 Hästräger auf und verwandeln die kleine Innenstadt mit ihren engen Gassen in einen brodelnden Fasnetskessel. Und auf die Kinder warten während der Umzüge unzählige Süßigkeiten, die von den Narren ins Publikum geworfen werden.

Camping an der Ablach, Am Stachus 26, 88605 Meßkirch; Infos

Fasnetsdienstag in Tettnang

Auch am Dienstag ist nochmals Gelegenheit, an einem Narrensprung teilzunehmen. Die Zünfte nutzen diesen Tag, um sich noch einmal in einer anderen Stadt zu treffen. Zum Beispiel lädt Tettnang zum großen Narrensprung.

Es gibt aber auch noch andere Bräuche. In Konstanz kann man auf die Goschete gehen und schimpfen, was das Zeug hält – unter Einhaltung der närrischen Regeln, von denen die wichtigste lautet: „Allen zur Freud, keinem zu Leid“. Das Ende der jährlichen Fasnet kommt, wenn der Narrenbaum gefällt und die Fasnet – oft in Form einer Strohpuppe – verbrannt wird.

Grund zur Trauer besteht nicht, denn wie heißt einer der beliebtsten Ausrufe bei den Umzügen: „Näggsch Jahr isch Fasnet, da kommer au!“

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