Nachhaltigkeit, Natur- und Klimaschutz halten auch beim Öko-Camping am Bodensee verstärkt Einzug. Wir stellen die wichtigsten Aspekte und Campingplätze vor.
- Was macht Öko-Camping aus?
- Welche Umwelt- und Naturschutz-Maßnahmen kommen auf Campingplätzen in Frage?
- Welche Labels werden in der Bodensee-Region vergeben?
- Wie kann ich meine Camping-Ausstattung naturnah optimieren?
- Blick in die Geschichte: wann ist Öko-Camping am Bodensee entstanden?
- Welche Öko-Camping-Initiativen gibt es am Bodensee?
Umweltschutz ist kein Thema, von dem man Urlaub machen kann. In der Vierländerregion rund um den Bodensee ist es schon lange virulent. Hier die wichtigsten Aspekte für Leistungsträger und Gäste:
Was macht Öko-Camping aus?
Öko-Camping ist eine Form des Campings, die darauf abzielt, die Auswirkungen des Camping auf die Umwelt zu minimieren und einen nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang mit der Natur zu fördern. Dadurch soll ein nachhaltiger Umgang mit der Natur voran gebracht werden. Wie funktioniert das auf Campingplätzen?
Solche Campingplätze bieten ihren Gästen sowohl umweltfreundliche Einrichtungen als auch Dienstleistungen an. Es geht also nicht nur um technische oder gärtnerische Anlagen, sondern auch um sensibilisierende Bildungsangebote. Dazu gehören beispielsweise Informationen über lokale Ökosysteme oder Freizeitangebote mit umweltfreundlichen Aktivitäten und Initiativen. Bei einer Zertifizierung variieren die konkreten Kriterien und Bewertungen je nach Lage und Thematiken des Platzes, das Ziel ist aber immer das gleiche.
Welche Umwelt- und Naturschutz-Maßnahmen kommen auf Campingplätzen in Frage?
Umweltfreundliche Einrichtungen: Der Campingplatz sollte mit Ressourcen schonenden Anlagen ausgerüstet sen. Dazu gehören Solarenergie aus PV-Anlagen oder Wärmetauschern, die Nutzung von Regenwasser, Abfallreduzierung und Mülltrennung fürs Recycling, natürliche Abwasserbehandlung, Naturfreibäder oder auch biologische Landwirtschaft und Tierhaltung.
Umweltbildung: Der Campingplatz sollte seinen Gästen Informationen über lokale Ökosysteme und Tierwelt sowie Möglichkeiten zur Teilnahme an umweltfreundlichen Aktivitäten und Initiativen bereitstellen. Das können beispielsweise Infotafeln, Vorträge oder Exkursionen sein, aber auch die Vermittlung und Einhaltung von Schutzregeln für Tiere und Pflanzen in eigenen Naturressorts.
Mobilität: Neben der platzeigenen umweltfreundlichen Anlage gehört die Anbindung an die externe Infrastruktur auch dazu. Für Urlaubende gilt insbesondere ein unkomplizierter Zugang zum öffentlichen Verkehrsnetz. Neben Haltestellen Bussen und Bahn zählen auch multimodale Mobilitätsknoten dazu, an denen auch Elektro-Autos, Pedelecs, Fahrräder oder E-Scooter ausgeliehen werden können.
Soziale und marktwirtschaftliche Aspekte: Ein Öko-Campingplatz sollte auch Verantwortung übernehmen, indem er lokale Initiativen unterstützt und fair bezahlte Arbeitsplätze anbietet. Bei der Versorgung der Gäste sollten auch regionale Produkte aus biologischem Anbau eine Plattform erhalten, zum Beispiel durch die Einkaufsstrategie der Gastronomien, die Befüllung von Lebensmittelläden oder die Veranstaltung von kulinarischen Märkten.
Die Möglichkeiten können je nach Region, Kontext und Labeling variieren, aber ein Öko-Campingplatz und seine Gäste haben es grundsätzlich in der Hand, seine Auswirkungen auf die Umwelt und Natur zu minimieren. Vieles bei einem nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang mit Natur und Umwelt ist auch dem Wissen und der Kreativität der Akteure überlassen.
Welche Labels werden in der Bodensee-Region vergeben?
Beim Labeling mit einem Umweltzeichen für naturfreundliches Camping geht es gar nicht unbedingt darum, eine festgenagelte to do-Liste abzuarbeiten, sondern vielmehr darum, in einen Prozess einzusteigen. Mittlerweile ist eine Zertifizierung nicht nur durch Inspektion und Beratung vor Ort möglich, sondern auch durch en Online-Verfahren in Selbstkontrolle und fernmündlicher Unterstützung.
Über mehrere Jahre wird also der ökologische Fußabdruck reduziert und mit einem erlebnisreichen Outdoor-Urlaub unter einen Hut gebracht. Trotz eines Mindestmaßes an Vorgaben gibt es keine einheitlichen Standards für Öko-Campingplätze und die Kriterien variieren je nach Organisation oder Zertifizierungsstelle.
Es gibt verschiedene Organisationen und Zertifizierungsstellen, die die Kriterien beim Öko-Camping prüfen und Zertifikate oder Auszeichnungen vergeben. Diese Organisationen und Zertifizierungsstellen haben in der Regel spezifische Kriterien und Standards für Öko-Campingplätze entwickelt, die auf den Prinzipien der Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit und sozialen Verantwortung basieren.
In Österreich gibt es das Umweltzeichen für Tourismus, das an umweltfreundliche und nachhaltige Unterkünfte vergeben wird. Das Umweltzeichen für Tourismus bezieht sich auf eine Reihe von Kriterien, die die Umweltbelastung des Betriebs reduzieren sollen, wie z.B. den Einsatz erneuerbarer Energien, die Reduktion von Abfällen und den Schutz von Böden und Gewässern.
In der Schweiz gibt es das Label „Schweizer Öko-Camping„, das von der Stiftung „Schweizer Öko-Tourismus“ vergeben wird. Um das Label zu erhalten, müssen Campingplätze eine Reihe von Kriterien erfüllen, wie z.B. den Einsatz erneuerbarer Energien, die Reduktion von Abfällen und die Unterstützung der lokalen Wirtschaft. Das Label ist ein wichtiger Indikator für umweltbewusste Reisende, die nach nachhaltigen Campingplätzen suchen.
Ecocamping ist ein Zertifizierungsunternehmen, das in Deutschland den Optimierungsprozess begleitet. (siehe auch weiter unten)
European Ecolabel – Diese Organisation vergibt das European Ecolabel-Zertifikat an Campingplätze, die eine Reihe von Umweltkriterien erfüllen, wie zum Beispiel Energieeffizienz, Abfallreduzierung, Nutzung erneuerbarer Energien und umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen: eu-ecolabel.de.
Wie kann ich meine Camping-Ausstattung naturnah optimieren?
„Reduce, Reuse, Recycle“ lautet die Merkhilfe für aktiven Naturschutz, die auch von den Campern selbst in ihrem Eigentums- und Verantwortungsbereich wahrgenommen werden kann. Die eigene Camping-Ausrüstung bietet zahlreiche Möglichkeiten, am nachhaltigen Camping mitzuwirken.
Der Urlaub mit Naturschutz-Aspekten kann sogar eine Art Lehrwerkstatt für Zuhause sein, denn beim Campen genießt man ja letztlich auch, was man alles nicht braucht und lernt, Ressourcen schonend zu wirtschaften. Im Urlaub geht das oft leichter. Denn einerseits fällt die Arbeitsbelastung weg und zweitens ist der stärker begrenzte Wohnbereich auch übersichtlicher und die Möglichkeiten fallen leichter auf. Hier einige Beispiele:
Plastik und Müll gehören selbstverständlich nicht in die Landschaft. Aber trennen alle den Müll wie Zuhause? Das sollte man auch im Naturschutz-Urlaub machen. Oder noch besser: Plastikhaltige Verpackungen kommen erst gar nicht auf den Campingplatz. Bei den Plastikgefäßen dürfte das schwieriger sein, schließlich kann man die Porzellanschüssel mit Blümchendeckel nicht unbedingt im Zelt nutzen. Es gibt aber gute Alternativen aus Bambus oder Metall.
Wasser ist freilich die wertvollste Ressource auch im Reisemobil oder Zelt. Ein wichtiger Effekt: bewusst oder unbewusst ist klar, dass man einen Tank oder Kanister mit begrenzter Wassermenge nutzt. Und aus Faulheit – denn wer hat Lust, dauernd Frischwasser von der Station zu schleppen? – wird automatisch nur soviel Wasser wie nötig verbraucht. Wer noch einen Schritt weiter gehen will, baut einen Wasserfilter ein, der sogar Keime vernichtet. Dann muss man kein Trinkwasser von weiß Gott woher verbrauchen.
Energie aus erneuerbaren Quellen ist beim Campen primär aus Solarenergie möglich. Mittlerweile gibt es nicht nur die Solarzelle fürs Dach, sondern auch Module, die aufgestellt werden und den nötigsten Bedarf erzeugen. Und wer es komfortabler will, kann sich mit einer größeren Anlage und einem Wechselrichter auch so einiges an Komfort ermöglichen. Zum Thema umweltfreundliche Energie gehört auch die Nutzung von wieder auffüllbaren Gaskartuschen zur Müllvermeidung.
Verzicht auf Pestizide klingt vielleicht etwas skurril, denn wo sollen die verbraucht werden? Nun, die unerlässliche Sonnenschutz-Creme und diverse Kosmetika aus Industrieproduktion enthalten Pestizide. Hier empfiehlt sich also Naturkosmetika zu nutzen.
Zelte gibt es mittlerweile auch aus Materialien, die sich durch 50+% biobasierte oder recycelte Materialien auszeichnen, in Betrieben mit fairer Bezahlung hergestellt werden und in Rücknahme- und Recycling-Systeme eingespeist werden können. Darüber hinaus sind sie Second Hand-tauglich.
Lesetipp: 13 ausführlich dargestellte Tipps gibt’s bei Elisa: Camper-Ausstattung in nachhaltig.
Blick in die Geschichte: wann ist Öko-Camping am Bodensee entstanden?
Die Geschichte des Öko-Campings in Deutschland geht zurück bis in die 1970er Jahre. Mit den ersten Umweltbewegungen entstanden auch erste Initiativen für umweltfreundliches Camping. Am Bodensee entstand diese Bewegung bereits in den 1980er Jahren. Der Bodensee als eine der wichtigsten Destinationen in Europa spielte als eine Vorreiterrolle beim umweltfreundlichen und nachhaltigen Outdoor-Urlaub.
Die ersten EcoCamping-Plätze entstanden am Bodensee. Ein Beispiel dafür ist der Campingplatz in Immenstaad, der 1989 als erster Campingplatz in Deutschland mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ ausgezeichnet wurde. Ein weiteres Beispiel ist der Campingplatz Birnau-Maurach. Er erhielt 2005 als erster Campingplatz in Deutschland das ECOCAMPING-Gütesiegel, nimmt heute aber nicht mehr teil.
Mittlerweile kommen auch die Wohnmobil-Stellplätze in den Fokus. Bedenkt man, dass es heute rund viermal so viele Wohnmobile gibt wie während des ersten Reisemobil-Booms in den 1980er Jahren, scheint das auch dringend geboten. Die Anforderungen sind zwar nicht so komplex wie bei Campingplätzen, aber wenn es um Ressourcenschonung und Abfallentsorgung geht, sind auf Stellplätzen die gleichen Voraussetzungen anzutreffen.
Welche Öko-Camping-Initiativen gibt es am Bodensee?
Sitz der Ecocamping Service GmbH ist in Konstanz
Schon ein kurzer Blick in die Geschichte des ökologischen Campens zeigt, dass der Bodensee die Wiege eine Bewegung für „Camping mit der Natur“. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass der Sitz des Beratungs- und Zertifizierungsunternehmens auch seinen Platz am Schwäbischen Meer gefunden hat. Die EcoCamping Service GmbH kümmert sich von Konstanz aus um die Campingplatz-Betreiber und koordiniert die Öffentlichkeitsarbeit.
Zertifizierte Öko-Campingplätze
Zählt man alle Öko-Campingplätze am Bodensee in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz, die maximal 25 km vom Bodenseeufer entfernt sind, gibt es aktuell einen Pool von 18 EcoCamps (Stand Mai 2023). Die meisten von ihnen erlauben erlauben jedoch Bodensee-Camping direkt am See.
- Allensbach: Camping am See
- Altnau: Camping Ruderbaum
- Bregenz: Camping Mexico
- Fussach: Camping Salzmann-Rohrspitz
- Friedrichshafen: CAP-Rotach; Camping Friedrichshafen
- Hegne: Campingplatz Hegne
- Illmensee: Camping Seewiese
- Immenstaad: Campingplatz Schloss Helmsdorf
- Konstanz: Camping Klausenhorn; Naturcampinggarten Litzelstetten-Mainau
- Lindau: Park Camping
- Ludwigshafen: Campingplatz Schachenhorn
- Markdorf: Camping Wirtshof
- Oberteuringen: Camping am Ferienhof Kramer
- Reichenau: Inselcamping Sandseele
- Salem: Gern Campinghof
- Wahlwies: Campinggarten
Tipps: Unternehmen und Ausflugsziele
Vorab die Bemerkung, dass hier keine Food- und Gastronomie-Betriebe genannt werden. Das bedeutet nicht, dass es sie am Bodensee nicht gibt – ganz im Gegenteil. Es gibt glücklicherweise sehr viele landwirtschaftliche Betriebe, die regionale Bio-Produkte erzeugen und anbieten. Das ist auch der einzige Grund, weshalb sie hier nicht einzeln genannt werden können. Aber es gibt auch viele Betriebe, die noch nicht so bekannt sind und Öko-Camping am Bodensee direkt oder indirekt unterstützen
Naturschutzzentren sind quasi Kraft Bestimmung Vermittler des Schutzes biologischer Vielfalt. Sie greifen ganz unterschiedliche, lokale Themen auf und präsentieren sie in Ausstellungen, Produkten und Exkursionen. Am Bodensee gibt es bisher zwei Naturschutzzentren. In Reichenau (Festland) steht das NABU Bodenseezentrum, das andere ist das staatliche Naturschutzzentrum Eriskirch des Umweltministeriums Baden-Württemberg. Dort gibt es auch Ansprechpartner zum umweltfreundlichen Camping.
Schutzgebiete: Auch der Besuch der Schutzgebiete bringt nicht nur schöne Naturerlebnisse, sondern auch Lehrreiches in Form von Ausgucken und Infotafeln, die über die Schutzmaßnahmen von Flora und Fauna berichten. Die wichtigsten Schutzgebiete am Bodensee sind die Halbinsel Mettnau mit dem Wollmatinger Ried und das Eriskircher Ried, das ganzjährig frei zugänglich ist.
little bee fresh ist ein junges Unternehmen, das Bienenwachstücher aus nachhaltigen erzeugten Rohstoffen herstellt, die auch beim Campen eingesetzt werden können. Wozu das gut ist, beantworten sie selbst in ihrem Corporate Blog: Was macht man mit Bienenwachstüchern?
Seesucht zeigt, dass es gut sein kann, ein Holzkopf zu sein. Regional, nachhaltig und langlebig lautet das Produktziel ihrer Holzkreationen, die mit Lasergravuren verziert werden. Das breite Produktspektrum gibt`s in der Seesucht Manufaktur.
Lesetipp: Nachhaltige Ferien bedeutet freilich nicht, dass nicht auch andere Themen erkundet werden können. Wie wäre es zum Beispiel mit dem Mittelalter am Bodensee?