König Ludwig war ein Wanderer und Naturliebhaber. Entlang der Königsalpenroute gibt es viele Lieblingsplätze des Märchenkönigs, an denen er sein religiöses Naturverständnis lebte.
Der Allgäuer Schlosspark ist eine Art Juwelierladen für Wanderfreunde, in dem es alles gibt, was eine Kulturlandschaft bieten kann. Diese Einmaligkeit aus Bergen, Seen, Wäldern, Wiesen und der Architektur der Wittelsbacher gibt es nirgendwo sonst. Der mystisch veranlagte König Ludwig II. besuchte und pflegte hier viele seiner Lieblingsplätze, an denen sich seine Erlebniswelt am besten erspüren lässt. Nicht schlimm, aber wahr: viele dieser einmaligen Orte müssen erwandert werden.
Wenn Sehnsucht in den Bergen zu Hause ist

König Ludwig wird der Märchenkönig genannt. Seine Vermarktung findet oft in kitschigen Souvenirs, Mythen oder sogar Verschwörungstheorien statt. Die komplexen historischen Hintergründe bleiben häufig zugunsten einer sentimental verstandenen Auffassung von Romantik und Einordnung seines Charakters außen vor.
Zur Sehnsucht nach den Bergen gehört auch die Tatsache, dass Ludwig stets an technischen Innovationen interessiert war und seinen Pflichten in den Verwaltungs- und Regierungsgeschäften nachkam. Er war bekannt für seine „Aktenfresserei“ und stets im Bilde über die aktuellen Vorgänge im Regierungssitz München – auch mitten in den Bergen. Seine größte Liebe galt den Bergen und dem Bau seiner Schlösser, allen voran Neuschwanstein.
Hohenschwangau: Ludwigs wichtigste Schlösser und Seen
Die Insel der Glückseligen – wenn es um den Kini geht – ist heutzutage ohne Zweifel Hohenschwangau. Die Nachbargemeinde von Füssen im Ostallgäu beheimatet Wiggerls Kindheits- und sein Königsschloss. Landschaftlich kommen noch zwei Seen dazu, die ebenfalls Lieblingsplätze König Ludwigs waren.
Schloss Hohenschwangau: Bilder und Bausteine für Kinderfantasien

Schloss Hohenschwangau ist in erster Linie der Ort von König Ludwigs Kindheit. In den Überlieferungen wird sie als Zeit der Strenge beschrieben. Seine Mutter Königin Marie von Bayern stammte aus dem Haus der preußischen Hohenzollern. Die Königin war eine Wanderpionierin. Marie entwickelte spezielle Kleidung für Frauen, die das Wandern ermöglichte und zugleich die Etikette des Königshauses wahrte.
Aus der Kindheit auf Schloss Hohenschwangau ist überliefert, dass die Wandmalereien in den Räumen des Schlosses Ludwig viele Sagen und die Burgenwelt des Mittelalters nahebrachten. Das erzeugte in Ludwig einen Baudrang, den er zunächst durch spielerisches Entwerfen von Schlössern mit Bauklötzen ausdrückte. Das Schloss selbst hat sein Vater, König Maximilian II., 1832 neogotisch restaurieren lassen.
Tipp: In Hohenschwangau befindet sich auch das Museum der bayerischen Könige, in dem die gesamte Genealogie der Wittelsbacher Regenten vorgestellt wird.
Schloss Neuschwanstein: Türme und Zinnen für den begnadeten König

In Blickweite zum Schloss Hohenschwangau erhebt sich Neuschwanstein. Es vollendet Ludwigs Sehnsucht nach den Bergen und auch die Sehnsucht vieler der Millionen Besucher, die auch nach der Aufnahme von Neuschwanstein und drei anderer Bauten des Königs ins UNESCO-Welterbe kommen werden. Bei Ludwig dreht sich alles um dieses Schloss und das Schloss dreht sich um ihn. Es ist der Schnittpunkt aller Sichtachsen von König Ludwigs Lieblingsplätzen. Einige davon sind gar nicht so bekannt:
Der Pindarplatz am Alpsee: Alles Wesentliche im Blick

Wer stutzt und denkt: „Pindar klingt aber nicht besonders bayerisch?“, liegt völlig richtig. Der Platz am Alpsee hat seinen Namen vom vorsokratischen Philosophen Pindar. Wer stutzt und denkt: „Ludwig hat also aus Bewunderung für Pindar diesen Platz geschaffen“, liegt völlig falsch. Denn das hatte bereits sein Vater getan. König Maximilian II. war also der eigentliche Pindar-Bewunderer.
Der Pindar-Platz ist also ein ererbter Lieblingsplatz von König Ludwig. Der Grund liegt auf der Hand. Von hier aus konnte er aus der Ferne die Bauarbeiten an Schloss Neuschwanstein verfolgen. Hier ist aber nicht einer seiner typischen Einsamkeitsplätze. Immer wieder ging er hier gerne in Begleitung hin, sei es mit Richard Wagner, Hans-Christian Andersen oder anderen Gästen auf Schloss Hohenschwangau.
Schwanseepark: Harmonie von Natur und Gartenkunst

Der Schwansee und der in ihm angelegte Park war im 19. Jahrhundert als englischer Garten angelegt. Die königliche Familie unternahm in diesem Areal häufiger Spaziergänge. Heute ist der Schwanseepark allen zugänglich, allerdings in einer naturnahen Form. Er bietet neben den Radfahr- und Wandermöglichkeiten auch Gelegenheit zum Baden.

Halblech: Kenzenwasserfall und Wankerfleck
Regelmäßig besuchte König Ludwig seine Domizile im Allgäu, um an seinen Lieblingsplätzen seiner Bergliebe nachzugehen oder die baulichen Fortschritte auf Schloss Neuschwanstein zu begleiten.
Bergliebe am Kenzenwasserfall
Einer dieser Orte war die Kenzenhütte und der nahe gelegene Kenzenwasserfall. Es ging für Ludwig also nicht immer nur darum, Rückzugsorte in Schlössern zu finden. Er schätzte auch die Einfachheit der Jagdhütten und Pürschhäuser, die er unterhielt. Hier in den Bergen bei Halblech schuf sich der Kini mitten in der Natur einen Ort der Ruhe für seine Sehnsüchte, Fantasien und Entwürfe.

Der Kenzenwasserfall lässt sich leicht besuchen. Der Bus fährt bis zur Kenzenhütte, von dort sind es nur wenige Gehminuten. König Ludwig hatte hier ein Salettchen – einen kleinen Pavillon – errichten lassen. So saß er nachts bei einem Dinner, um die Ruhe zu genießen. Seine Seelenlage ließ er durch Bedienstete abbilden, die mit Lichtern den Wasserfall in eine märchenhafte Szene verwandelten.

Die heutige Kenzenhütte ist zwar nicht die selbe, die der König nutzte, aber sie ist auch heute noch ein einfacher, uriger und gemütlicher Einkehrort. Hier kann während längerer Wandertouren in einfachen Zimmern und Betten auch übernachtet werden.
Wankerfleck: Rinder-Weide im Ahorngarten mit Gedenkkapelle
Ein weiterer Lieblingsplatz von König Ludwig befindet sich auf dem Weg zur Kenzenhütte in einem Zwischental oberhalb des Kenzen-Parkplatzes. Er gehört zu Etappe 7 auf der Königsalpenroute. Früher war hier Wald, der durch Rodung der Nadelhölzer zum Weideland wurde. Die Ahornbäume des Mischwaldes schlägt man damals nicht, sodass die Rinder nicht nur einen natürlichen Unterstand haben, sondern auch ein ungewöhnlicher „Garten“ auf neugierige Augen wartet.

Denn der Geiselstein im Hintergrund sorgt für ein einmaliges Landschaftsbild, vor der sich die neuere Wankerfleck-Gedenkkapelle harmonisch einfügt. Die Kapelle ist abgestürzten Wanderern und Bergsteigern gewidmet, die hier ihr Leben lassen mussten. Das öffentliche Gedächtnis in der Kapelle ist zugleich Warnung. Denn die Berge sind tatsächlich mit vielen Gefahren verbunden und wann immer am Wegesrand Hinweise stehen, gilt: bewahre deinen Respekt!
Füssen: Calvarienberg und Lechfall
Füssen ist eine Art Hauptstadt des Schlossparks. Vielleicht war sie für den Kini sogar die einzige Stadt, in der er es aushielt. Zwei von König Ludwigs Lieblingsplätzen lassen sich hier hervorheben.
Der Kreuzweg auf den Kalvarienberg

Es kann ja gar nicht anders sein, dass König Ludwig gläubig war. Der Katholik war stets interessiert in religiösen Fragen. Der Kalvarienberg in Füssen ist kein Projekt des Kini. Er wurde vom damaligen Stadtpfarrer Johann Baptist Graf initiiert. Es gehört zur katholischen Glaubenstradition, dass an Karfreitag die 14 Kreuzwegstationen bis zum Grab begangen werden. Es ist überliefert, dass Ludwig in seinem Todesjahr den Kreuzweg am Füssener Kalvarienberg betete.
Der Lechfall schillert in der Stadt

Der Lechfall liegt nicht unmittelbar an der Königsalpenroute, gehört aber zu den wichtigen Lieblingsplätzen von König Ludwig. Er lässt sich am besten bei einem Übernachtungsaufenthalt in Füssen besuchen. Vom Baumgarten am Hohen Schloß lässt er sich in zehn Gehminuten gut und schnell erreichen. Der Lechfall fasziniert nicht nur durch die herabfallenden Wassermassen. Seine Besonderheit bekommt er durch die smaragdgrüne Farbe des Flusses und durch seinen weiteren Verlauf zwischen den Felsen.
Tipp: Auf König Ludwigs Spuren in Füssen darf das Festspielhaus am Forggensee nicht unerwähnt bleiben. Das Musical Ludwig² gibt ein beeindruckendes Bild des Märchenkönigs auf der zweitgrößten Drehbühne Deutschlands.
Pfronten: der unerfüllte Traum auf dem Falkenstein
Vorgelagert auf dem Falkensteinkamm erhebt sich zwischen Füssen und Pfronten der Falkenstein. Die Ruine der ehemaligen Wehrburg ist die höchstgelegene Deutschlands. An ihre Stelle wollte Ludwig ein weiteres Schloss bauen. Es sollte sogar die Pracht von Neuschwanstein übertreffen. Spannende Einblicke zu den Entwürfen bietet ein Artikel im Schlösserblog.

Doch es kam wegen Ludwigs Tod nicht mehr zu einem weiteren Märchenschloss des bayerischen Lieblingskönigs. Die bis heute erhaltene Burgruine erzählt jedoch nach wie vor von der imposanten Lage dieses Zeugenberges. Die fantastischen Panoramen in die Alpen und das ostallgäuer Vorland lassen leicht erahnen, weshalb hier einer von König Ludwigs Lieblingsplätzen zu finden ist.
Wandern mit König Ludwig im Allgäuer Schlosspark
Im ostallgäuer Schlosspark bieten sich einmalige Gelegenheiten, viele der Lieblingsorte König Ludwigs II. kennenzulernen – und auch ihn selbst. Wie auch immer er dann von den Menschen wahrgenommen wird, in der Regel wird dabei herauskommen, dass er mit dem kitschigen Image, das ihm immer wieder angehängt wird, wenig zu tun hat.
Diese Orte sind also nicht nur landschaftliche Highlights, sondern auch kulturelle Orte einer außergewöhnlichen Persönlichkeit. König Ludwig hatte dabei sogar bis in seine Gene die politischen und ästhetischen Spannungen seiner Zeit zu (er)tragen. Ob seine Bergliebe aber dennoch weitergeht als eine Flucht aus der Realität zu sein, wird noch zu erforschen sein. Wanderer können sich ihre Gedanken dazu hier im Schlosspark in einmaliger Umgebung erlaufen.
- Geführte König Ludwig-Wanderungen im Allgäuer Schlosspark
- Viele Lieblingsplätze König Ludwigs liegen am Rundwanderweg Königsalpenroute.
- Eine kleine Wanderung führt zu den Burgruinen Eisenberg und Hohenfreyberg.
Transparenz: Die Recherchen zu diesem Artikel wurden vom Tourismusverband Ostallgäu durch Einladungen zu Pressereisen unterstützt.