Wer darauf spekuliert, in Erwin Ulmers Buch lediglich eine romantisierende Beschreibung der Burgenlandschaft zwischen Donaueschingen und Ulm vorzufinden, wird positiv enttäuscht.
Denn die Region hat noch zahllose andere Highlights zu bieten und so ist es schon im Sinne der Buchreihe aus dem Kölner emons-Verlag zwingend, dass hier das eine oder andere nicht vorgestellt werden kann. Dennoch gehören die Ruinen, Burgen und Schlösser zur Donau wie das Wasser, das sie stellenweise gar nicht hat.
Solche Skurrilitäten häufen sich neben Kleinodien, so dass die exklusive Auswahl der 111 Orte an der Oberen Donau – und da natürlich die dazugehörigen Geschichten – so manche Überraschung bereit hält. Da können auch die einheimischen Kenner der Region noch so manches entdecken.
Allen Orten gemeinsam ist, dass sie eine interessante Geschichte bereit hält. Mal ist es eine Sage oder Legende, mal ein geschichtlicher oder literarischer Zusammenhang, mal eine botanische Sensation und das nächste Mal vielleicht das Porträt von Bürgern.
Ein Beispiel widmet sich Büchern, die vielleicht noch weitere Geheimnisse der Region bereit halten: im sogenannten Bücherwald, einem Ensemble aus Baumstämmen, in die Fächer eingesägt wurden, können Tag und Nacht Bücher mitgenommen (nicht nur ausgeliehen!) werden. Im Gegenzug ist jede/r eingeladen, selbst Bücher einzustellen.
Diese Kombination aus Bildung, Besitzlosigkeit und Bürgerengagement funktioniert nach Aussage des Autors einwandfrei. Wie alle anderen Orte auch, wird die kleine Sensation mit einer Seite Text und einem attraktiven Foto vorgestellt, die durch Hinweise zu Einkehr, Anfahrt und/oder Öffnungszeiten ergänzt wird.
Etwas irritierend ist die Ortsangabe im Titel 111 Orte an der Oberen Donau. Zumindest für Involvierte wirkt er wie ein weiterer Beitrag zur derzeit kursierenden donauischen Sprachverwirrung. Nach dem aktuellen Stand scheinen eingeübte und neue Begriffe zur Quellen-, Schwarzen, Oberen, Jungen, (Ober-)Schwäbischen und Deutschen Donau derzeit in noch nicht gekanntem Maße im Wettbewerb der Marken zu stehen. Eine weitere Skurrilität des Europastromes, der hier noch gar nicht wie ein Strom aussieht.
111 Orte an der Oberen Donau, die man gesehen haben muss
von Erwin Ulmer, erschienen im Emons Verlag; Taschenbuch, Format 13.6 x 2 x 20.5 cm, 240 Seiten, 16,95 €, ISBN 978-3954514946
Weitere Lesetipps gibt es in der Rubrik Lesenswertes.