Der Dethleffs Globetrotter Bus S ist ein Oldtimer-Wohnmobil, das begeistert. auf fünf Metern Länge ist hier mobiles Leben untergebracht.
Das Glück, einen Dethleffs Bus S kaufen zu können, hatte ich im Dezember 2021. Auf einem Hinterhof am Bodensee stoße ich auf den kleinen teilintegrierten Globetrotter aus Isny und begeistere mich sofort für ihn. Damals ahne ich nicht, wieviel Arbeit mit diesem Kauf auf mich zukommt – und das ist auch gut so. Denn einen Oldtimer sollte man nicht nur „einfach so“ kaufen, sondern sich auch mit ihm beschäftigen wollen. Und wie es so meine Art ist, gehört die Spurensuche in der Geschichte dazu.
Aus der Geschichte des Dethleffs Bus S
Der Dethleffs Bus ist in zwei Grundriss-Varianten Teil der Globetrotter-Serie. Ein Stück weit kann man sie als Ergebnis der in den 1980ern aufkommenden Experimentierfreude sehen, die durch den Fiat Ducato ausgelöst wurde. Der Ducato kommt 1981/82 auf den Markt und erringt um die 70 Prozent Marktanteil, was ihn zur dominierenden Basis für sehr viele Camper aller Marken gemacht hat.
Grund dafür ist sein Frontantrieb, der ein niedriges Fahrgestell ermöglicht. Dadurch können Aufbau und Fahrkabine auf einem Niveau verbunden werden. Auf diesem Ur-Ducato wurden dann auch die ersten Teilintegrierten entwickelt. Der Ducato-Motor (meiner von 1988) ist ein 2,5 Liter Turbodiesel und bis heute erstaunlich robust und zuverlässig.
Der 280er Ducato I besticht auch durch seinen kurzen Radstand. Dadurch wird der Dethleffs Bus mit seinen knapp fünf Metern Länge überhaupt erst ermöglicht. Bei einem Besuch im Erwin Hymer Museum hatte ich Gelegenheit, einige alte Werbeprospekte aus dem Archiv einzusehen. Tipp: die aktuellen Sonderausstellungen (und die Dauerausstellung sowieso) beschäftigen sich in „Der große Boom“ und „How VanLife started“ mit Reisemobilität der 1970er und 80er Jahre. Mehr dazu im Artikel über das Erwin Hymer Museum.
Das Foto aus dem Prospekt zeigt den Dethleffs Bus in einer Originallackierung und auch mit dem Hinweis, dass er von den Promobil-Lesern 1988 zum Wohnmobil des Jahres gewählt wurde. Da der Ducato-Motor mehreren Herstellern zur Verfügung steht, liefert Dethleffs ihn wahlweise auf Fiat- oder Peugeot-Basis aus. Im Prospekt von 1989/90 heißt es über den Globetrotter Bus:
Der Allrounder unter den Dethleffs Motorcaravans: unwahrscheinlich kompakt und wendig, und deshalb auch mit ausgezeichneter Alltagstauglichkeit. Basisfahrzeug ist der Fiat Ducato. Wahlweise lieferbar mit Benzin, Diesel oder Turbo-Diesel.
Nun, das Deutsch ist damals auch schon nicht vollkommen. Das ändert aber nichts daran ändert, dass Wohnmobile ihren ersten großen Boom in den 1980er Jahren haben. Die Zulassungszahlen damals liegen allerdings bei nur etwa 25% im Vergleich mit dem aktuellen Boom. Dennoch scheint es fast verwunderlich, dass der Dethleffs Bus nur rund 800mal produziert wurde.
Obwohl Dethleffs seit 1983 zur Hymer Gruppe gehört und Erwin Hymer die PUAL-Bauweise bereits 1980 einführt, wird der Dethleffs Bus S noch in traditioneller Ständerbauweise aus Holzlatten mit Styropor-Füllungen, Aluminium-Außenhaut und holzbasierter Innenverkleidung gebaut. Leider, denn das ist bei Wasserschäden weitaus anfälliger als die PUAL-basierten Wohnmobile. Doch der Dethleffs Bus S geht mit seiner GfK-Rückwand auch schon einen Schritt Richtung mehr Kompaktheit und Sicherheit.
1988: Starkes Medienecho
Auch in der Presse sorgt der Dethleffs Bus S für Furore. Die Zeitschrift CAMP macht für die Ausgabe 10/88 einen Supertest: mit dem vom Turbodiesel getriebenen Globetrotter Bus S geht es mitsamt Wohnwagen über die Alpen nach Italien. Die Redaktion nennt den Bus einen „Zwitter unter den Reisemobilen“. Die Journalisten wollen wissen: „Ist Dethleffs‘ Neuester so wendig wie ein Campingbus und dabei ein vollwertiges Reisemobil?“.
Die Frage liegt natürlich auf der Hand und und ein tieferer Blick ins Innere und die Funktionalitäten wird Antworten geben. Der CAMP-Bericht beantwortet zugleich die Frage, ob der Globetrotter Bus bei einem Gespann eingesetzt werden kann. Offensichtlich kann er und die damals als schnell angepriesenen 125 km/h für den Ducato I Turbodiesel mit seinen 95 PS reichen offenkundig aus, einen Wohnwagen auch über die Alpen mitzuziehen, was die Allrounder-Qualitäten des Bus schon einmal unterstreicht.
Ein Blick auf den Grundriss des Dethleffs Bus S zeigt weitere besondere Eigenschaften.
Der Globetrotter Bus S-Grundriss
Der Dethleffs Bus S verfügt tatsächlich über einen Grundriss, wie er kompakter und flexibler kaum sein kann und den es heute nur noch selten geben dürfte. Helge Vester, langjähriger Marketing-Leiter bei Dethleffs, sagte in einem Gespräch über den Globetrotter Bus S zu mir: „Damals dachte man, dass es keinen besseren Grundriss geben kann“. Heute gilt es eher, flexibel bei der Grundriss-Gestaltung zu sein, um die Bedürfnisse der Einzelnen zu befriedigen. Dennoch: die Flexibilität bei der Nutzung des Dethleffs Bus S begeistert mich, selbst wenn man kleine Umbauten vornehmen muss.
Wer eine All-in-one-Lösung sucht, ist mit dem Dethleffs Bus S gut beraten. Grafik: (c) Dethleffs
Zwei Sitzgruppen auf fünf Metern Länge
Der Grundriss ist mit nur 4,99 m Länge für fast jeden Parkplatz geeignet, der Globetrotter Bus kann auch als Alltagsfahrzeug genutzt werden. Charakteristisch für das Wohnmobil sind zwei Liegeflächen, die zu Sitzgruppen umgebaut werden können. Die größere auf der Fahrerseite kann zudem durch Auszüge verbreitert werden, so dass hier auch zwei Personen schlafen können. Der Tisch ist dann zusammengeklappt Teil der Auflagefläche für die Matratzenelemente.
Die Sitzgruppe sorgt auch für Kritik. Die ursprünglichen Polsterelemente passen wohl nicht so recht zusammen und schließen die Fläche nicht gut. Das bleibt mir zum Glück erspart. Ein Vorbesitzer hat sie komplett ersetzt, streng geometrisch und zusätzlich mit Klettbändern fixiert. Das ist vermutlich auch wieder übertrieben, denn die Staufächer unter den Sitzen sind nur über Klappen von oben zugänglich.
Wirklich skurril ist der Tisch. Er kann nicht eben stehen, wenn er nicht am vorgesehenen Platz aufgebaut wird. Die Füße sind unterschiedlich lang, weil eine Seite auf einer Unterkonstruktion steht, die halbwegs sinnfrei ist. Es scheint zumindest, dass ein Weglassen der Unterkonstruktion und gleich hohe Tischfüße auch möglich sind.
Die zweite Sitzgruppe ist in meinem Modell nicht ganz vollständig erhalten. Der Tisch fehlt, stattdessen sind ein paar einfache Schubladen nachgebaut worden und der Platz wurde ausschließlich als Liegefläche und Ablage genutzt. Eigentlich eine gute Idee. Die ursprüngliche Sitzecke war sowieso eher nur für Kinder geeignet, denn unter dem Tisch ist auch der Radkasten. Der eigentliche Clou aber ist, dass der vordere Sitz zur Sitzgruppe gegenüber zum Tisch hin gedreht werden kann.
Mein Dethleffs Bus S hat auch Drehsitze im Fahrerhaus. Das wirkt bei beiden Sitzen bei einer 180°-Drehung auf den ersten Blick skurril, denn auf der Fahrerseite landet man hinter der Lehne der Sitzbank und auf der Beifahrerseite hinter der Rückwand des Küchenblocks. Dennoch finde ich die Möglichkeit nicht schlecht. Man kann die Sitze ja auch nur um 90° gegeneinander drehen und sich zu zweit unterhalten. Oder ich einen Schreibtisch ein. Mal sehen.
Ein vollständiges Bad trotz kurzer Länge
Auf der Fahrerseite befindet sich an der Rückwand das Bad mit WC, Dusche und Waschbecken. Ein Duschvorhang sorgt dafür, dass das Wasser kontrolliert ind den Grauwassertank unter dem Ausbauboden abfließen kann. Es gibt auch eine Klappe nach außen, so dass der ausgezogene Duschkopf auch außen verwendet werden kann. In der Mitte der Rückwand befindet sich auch ein Schrank, in dem auch Kleider oder Anzüge aufgehängt werden können.
Wozu ein Fenster in der Rückwand?
Offen gestanden war mir lange nicht klar, weshalb es in der Rückseite ein Fenster gibt, noch dazu ein Schiebefenster, was ich so in neuen Aufbauten noch nie gesehen habe. Auf den ersten Blick fand ich es sogar hinderlich, denn das Zubauen mit einem Schrank oder Ähnlichem scheint keine gute Option zu sein. Doch dieses Fenster ist ein wichtiges Element im kompakten Konzept des Dethleffs Bus S.
Die Öffnung in der Rückwand ermöglicht den Transport langer Gegenstände. die durch die Öffnung im Aufbauinneren gelagert werden können. Das kann im Sommer ein Surfbrett sein oder im Winter die Skier. Oder ein großer Sonnenschirm für einen Tagesausflug oder das Janu für den Wassertrip. Und im Alltag kann man sie für Einkäufe nutzen, zum Beispiel für Bretter aus dem Baumarkt. Darüber hinaus ist das Fenster natürlich auch bei Rückwärts-Manövern hilfreich. Auch wenn man nicht komplett hinten raussieht, bleibt es immer noch eine gute Rangierhilfe.
Nach dem Kauf überwiegt bei mir die Begeisterung, ein schönes, altes Wohnmobil zu besitzen. Servo-Lenkung? Is nicht. Ich lerne, dass man immer noch gut ohne fahren kann und die einfache Technik erinnert mich an meine Jugend, wo man mit Grundkenntnissen und etwas Kreativität ein Fahrzeug auch selbst am Laufen halten konnte. Da im Jahr nach dem Kauf neue Prüfplaketten anstehen, muss ich mich notwendigen Arbeiten stellen.
Restauration und H-Kennzeichen
Ich stoße auf viele Malessen, darunter veritable Wasserschäden, eine nicht vollständig funktionierende Elektrik, beschädigte Karosserie und Lackierung sowie jede Menge Schmutz. Auf die Details gehe ich hier nicht ein, aber allen, die sich für den Kauf eines Oldtimer-Wohnmobils interessieren, sei gesagt: alles, was 25 Jahre und älter ist, hat in der Regel einen Wasserschaden und wer keine Freude und/oder Talent am Schrauben und Basteln hat, sollte besser die Finger davon lassen.
Zum Glück hat mein Dethleffs Bus S bereits ein H-Kennzeichen, so dass eine Erneuerung nach einigen Flickarbeiten im Boden kein allzugroßes Problem darstellt. Dennoch verschärfen sich allgemein die Kriterien für H-Kennzeichen zunehmend. Das wichtigste Kriterium neben der Verkehrssicherheit ist die historische Authentizität.
Ein historisches Fahrzeug sollte möglichst original sein oder die Veränderungen aus den ersten zehn Jahren stammen. Da dies in der Praxis oft nicht so ganz realistisch ist, sind die Prüfer gefragt, die Glaubwürdigkeit eines Fahrzeugs bei der Vergabe eines H-Kennzeichens einzuschätzen. In sozialen Medien wird öfters empfohlen, sich vorab mit den Gutachtern zu verständigen. Ich bevorzuge die Abwicklung über eine Fachwerkstatt, die Oldtimer in ihrem Portfolio hat.
Fazit und Reiseoptionen
Das Porträt des Dethleffs Bus S deutet die vielseitige Nutzung und vollständige Technik des mega wendigen und kompakten Reisemobils an, dass auch nach 35 Jahren begeistern kann und Spaß macht. Zusätzliche Optionen wie ein Wohnwagen-Gespann sind dabei noch gar nicht im Blick, bieten aber zusätzliche attraktive Optionen. Auch als Camping-Base mit Pavillons, Markise oder Einschüben in den Kederleisten ist der Globetrotter Bus S denkbar.
Tipp: Wer einen älteren Dethleffs Globetrotter besitzt oder sich damit beschäftigt, sollte der Facebook-Gruppe „Dethleffs Globetrotter Oldies“ beitreten. Hier trifft man nicht nur Enthusiasten, die sich heute noch für die Globetrotter-Freizeitfahrzeuge begeistern, sondern auch ehemalige Verkäufer, Schrauber und andere, die in die Serie involviert sind und waren: Dethleffs Globetrotter Oldies – das Original
Besucherbewertung: 5 Sterne
Hallo, bin heute auf diese Seite gestoßen und freue mich dass es noch einiger dieser Busse gibt.
Seit 2012 haben wir auch den 423 und freuen uns regelmäßig darüber wie praktisch und sparsam er ist.
Auch an unserem nagte der Zahn der Zeit, schön genug für ein H ist er leider noch nicht.
Vllt. wird das irgendwann einmal.
Viel Glück bei eurer Restauration.
Hallo Ulf,
Danke für deinen Bericht. Hoffe, Ihr kommt dazu, ihn herzurichten. Ich werde über meine Restauration hier berichten. Vielleicht könnt ihr ja was davon mitnehmen.
Viele Grüße
Stefan