Was Flugzeuge mit Wohnwagen zu tun haben, kann man im Erwin-Hymer-Museum in Bad Waldsee erfahren. Reisefreudige kommen in der Welt des mobilen Reisens ebenso auf ihre Kosten wie Interessierte an Technik, Design und Geschichte.
Als ich das erste Mal unter dem oberschwäbischen Barockhimmel mit einem HymerVan auf das Erwin-Hymer-Museum zufahre, ist mir noch nicht klar, dass ich hier etwas Großem begegne. Erstes sichtbares Zeichen ist der Museumsbau selbst, der erst 2012 eröffnet wurde. Doch schon auf dem Parkplatz und dem Areal vor dem Museumsbau wird deutlich: hier geht es um eine Begegnung mit den Verwandlungen des mobilen Reisens im Zeitalter der individuellen Mobilität. Ob man mit chicem Oldtimer oder modernem Reisemobil kommt, spielt letztlich keine Rolle, denn hier ist jeder richtig, der unterwegs sein möchte.
Im Erwin-Hymer-Museum beschreitet man nicht nur die Geschichte des Unternehmens, sondern auch das vieler Reisemobil-Entwickler und des Hymergründers Erwin Hymer (1930-2013).
Eintauchen in die Welt des mobilen Reisens
Flugzeuge und Wohnwagen scheinen wenig gemein zu haben. Während das eine die Lüfte erobert, hat der andere nicht einmal einen Motor. Entdeckt man aber Gemeinsamkeiten, können kreative Ingenieurs-Kunst und Geschäftssinn eine einmalige Erfolgsgeschichte daraus machen. So geschehen, als der Luftfahrtingenieur Erich Bachem den Wagner und Maschinenbauingenieur Erwin Hymer um den Bau eines Caravan bat. Der “Troll” wurde geboren und mit der Entscheidung zur Serienproduktion auch die Marke Eriba.
Ein Meilenstein: Das Hymermobil
Der Durchbruch für die Entwicklung des Wohnmobils war für Erwin Hymer und seine Mannschaft ein steiniger Weg. 1961 gelang mit dem Caravano ein erster großer Wurf. Man baute das erste Wohnmobil auf Basis eines Borgwart. Der Erfolg wurde verhindert, weil Borgwart Konkurs anmelden musste. So stockte die Entwicklung nochmals. Nach der neuerlichen Umsetzung und Präsentation des ersten Hymermobils auf Basis eines Mercedes Benz L 508 gelang der langersehnte Durchbruch, dem bald der erste Integrierte folgte. Seither wird in nahezu allen Varianten der Reisemobile das Führerhaus in den Wohnraum einbezogen.
Für alle Generationen
Diese wenigen und zahllose andere Geschichten aus der Welt der Reisemobil-Technik lernt man im Erwin-Hymer-Museum kennen. Hier finden sich alle Wesentlichen der jeweils für ihre Zeit innovativen Erfindungen. Dazu gehören professionelle Produktionen ebenso wie private Selbstausbauten und auch die abenteuerlichen Erlebnisse in teils tollkühnen Kisten werden den Besuchern des Erwin-Hymer-Museums nahe gebracht.
Dabei durchläuft man anschaulich weltweite Ziele, die als illustrierende Folie die Begeisterung für das Reisen auf Stellwänden, Multimedia-Stationen, Events und auch in Kinderspielwägen demonstrieren. So wird ein Museum zur Erlebniswelt!
Innovationen
Doch das Haus ist mehr als eine historische Dauerausstellung mit Erlebnischarakter. Wechselexponate zu ausgewählten Themen werden in den Bestand eingefügt und besonders interessant ist der Blick in die Zukunft am Ende des Rundgangs. Hier werden regelmäßig wechselnde Studien vorgestellt, die den zukünftigen Entwicklungen vorgreifen.
Sowohl der Kastenwagen (oben) als auch der Wohnwagen (unten) zeigen einen Zukunftstrend. Er geht der Frage nach, inwieweit modulare Blöcke oder andere herausnehmbare und verstellbare Elemente den Nutzwert und den Komfort des mobilen Wohnens verbessern können. Sogar Architekturstudien für neuartige Hotelbauten finden im Erwin-Hymer-Museum einen Platz.
Restaurant Caravano
Als Reminiszenz an das erste Hymer-Reisemobil bleibt sein Name im hauseigenen Restaurant Caravano erhalten., das zugleich vollständig ins Museumskonzept integriert ist. Dies gilt nicht nur für das Ambiente, sondern auch für die Speisekarte. Der Magenfahrplan verbindet die ausgestellten Regionen (und Küchen) der Welt mit schwäbischen-alpinen Gerichten. Getreu dem Motto “Reisen macht hungrig” ist das Caravano schon für sich ein Ausflugsziel, wenn man einmal kreative Varianten regionaler Küche kennen lernen will.
Das Erwin-Hymer-Museum ist ein Denkmal für alle Reisemobilisten, dieser speziellen Gattung Mensch, die gerne unterwegs ist und ihr eigenes Zuhause dabei haben möchte. Das ist eigentlich nicht so ganz typisch für die schwäbische Mentalität und ihre Häuslebauerei. Aber wie sagt man im Schwäbischen auch so schön: “A Feldhas is koi Stallhas”.
Tipp: Wer aus Richtung Bodensee nach Bald Waldsee kommt und auch noch eine BodenseeErlebniskarte besitzt, kann das Museum ohne zusätzlich Kosten besuchen.
Herzlicher Dank gebührt dem Team der ibt für die Bereitstellung einer BodenseeErlebniskarte und der Hymer AG für die Unterstützung der Recherche und Bereitsstellung eines HymerVan.
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