Ein winterlicher Jahreswechsel bringt Besinnung und der LMC Tourer 630 wird zunehmend zur Heimat auf Rädern.
Die letzten Tage in 2024 gehören einer besinnlichen Zeit im LMC Tourer 630 und dem Jahresrückblick 2024 auf eine schwierige, verwirrende, traurige, aufregende und blütenreiche Zeit, die mir viel Neues beschert.
Sonntag, 29.12.24: Nach den bewegten Weihnachtstagen voller Überraschungen und Genüsse muss ich wirklich ringen, zwischen den Jahren etwas herunterzukommen und Ruhe zu finden. Das gelingt zum Glück. Auf einem stillen Parkplatz am See in einem Naturschutzgebiet bei Stockach ist wenig los. Ich komme wieder etwas in die Reihe.
Die Aufbaubatterie im LMC Tourer 630 hat Grenzen
Und es ist kalt in der nebligen Suppe bei Minusgraden, die uns immerhin schöne Landschaften verschaffen. Durch die neblige Feuchtigkeit sammelt sich das Wasser an den Ästen und bebildert die Landschaft mit bizarr-bewegten Bäume und Büsche. Aber die Kälte zehrt auch am Energievorrat. Die Aufbaubatterie im LMC Tourer leert sich bei Vollast der Heizung wegen der Pumpe und dem Ventilator in der Truma Classic recht schnell. Zwei Tage sind bestenfalls drin. Da ich aber auch immer wieder fahren muss, bleibt die Batterie trotz Freistehens halbwegs gefüllt.
Ein Büchlein wächst: Caritas
Montag, 30.12.24: P. Notker hat im Pflegeheim mittlerweile mithilfe einer Sekretärin seine letzten Texte und Bilder zusammen gestellt. Er ist nicht nur bettlägerig, sondern leidet auch unter Parkinson und chronischer Bronchitis. So sind weder gehen noch schreiben möglich – und auch das Atmen fällt manchmal schwer. Er fragt mich: „Wie soll das Buch heißen?“ Ich sage: „Caritas“. Er lächelt.
Dennoch bin ich angesichts der Möglichkeiten digitaler Technologien grätig wegen der handschriftlichen Diktate, die ich nun abschreiben oder im Speech-to-Text-Verfahren transponieren muss. P. Notker bittet mich, herunterzukommen. Naja, was soll ich sonst machen? Leider erweisen sich die Speech-to-Text-Module immer noch als sehr fehleranfällig. Eine Quelle dafür ist auch die Sprache. P. Notker ist Jahrgang 1941. Der Sprachgebrauch seiner Generation in Verbindung mit theologischen Themen überfordert solche Systeme (noch).
Im Moment ist es am effektivsten, die Texte abzuschreiben. Zur Umsetzung solcher Bücher, die kaum jemand liest und nicht wirtschaftlich umsetzbar sind, gehört auch das Betteln um Gelder. Mein einstiger Professor Jürgen Schröder würde vermutlich sagen: „Sie machen anscheinend von den randständigen Büchern die randständigen“. Sei’s drum. Ich frage bei Freunden an, die sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder als Mäzene engagiert haben, aber nie namentlich genannt werden wollen. Christen!
Ein bewegtes Jahr geht zu Ende
Dienstag, 31.12.24: Ein Jahresrückblick auf 2024 fällt für mich etwas zwiespältig aus. Es war ein sehr bewegtes Jahr. Die vielen politischen Faktoren spielen zwar teils besorgniserregend herein, für mein persönliches Empfinden sind sie jedoch nicht so bedeutend. Vielmehr stand das Jahr ganz im Zeichen einer Spurensuche in der Vergangenheit. Geplant war das nicht. Am Ende oszilliert das Erleben zwischen Verwirrung, Erinnerung und Schmerz einerseits und Dankbarkeit, Erweiterung und Zuversicht auf der anderen Seite.
Den letzten Tag will ich eigentlich für eine einmalige Chance nutzen. Da ich mit dem LMC Tourer H 630 G unterwegs bin, könnte ich mir einen alten Wunsch erfüllen und Silvester einfach irgendwo im Wald ohne Fest und Böllerei verschlafen. Doch die Erlebnisse und Besinnung der letzten Tage verschaffen mir eine Art von guter Laune, wie ich sie gefühlt noch nie an Silvester hatte. Deshalb disponiere ich um und feiere im Löwen in Rast mit Freunden und Bekannten.
Mittwoch, 1.1.25: Ein neues Jahr beginnt. Für mich recht kühl. In der Silvesternacht geht das Gas aus. Um 5.30 Uhr wache ich im neuen Jahr auf und friere bei Minusgraden gehörig. Anscheinend läuft die Heizung schon länger nicht. Ich wechsle die Gasflaschen und heize erst einmal wieder auf. Der Neujahrstag selbst bleibt ruhig. Ein Spaziergang an den Schwackenreuter Seen macht einen klaren Kopf.
Donnerstag, 2.1.25: Der Tag steht im Zeichen eines Neukundenbesuchs. Es geht um landwirtschaftliche Beratungsdienstleistungen, für die ein neues Online-Konzept erforderlich ist. Soweit in gewisser Weise Routine. Die Themen interessieren mich zusätzlich. Wir werden vermutlich zusammen kommen.
Eine Begegnung mit der Malerin Mechthild Berwarth
Zusätzlich interessant wird es beim Rausgehen. Nachdem ich mich positiv über die kunstsinnige Ausstattung des Bürogebäudes äußere, bittet mich der Kunde um einen Blick in ein Zimmer. Dort liegen einige Mappen mit Malereien. Sie stammen von seiner Schwester, die vor kurzem verstorben ist. Er zeigt mir die Bilder, aus denen ich eine große Experimentierfreude herauslese. Sie sind ungegenständlich und vereinen Elemente aus dem Informel mit Konstruktivem. Er fragt mich nach einem angemessenen Umgang mit dem Nachlass. Ich werde mir einige Gedanken dazu machen.
Für den LMC Tourer 630 finde ich in Konstanz einen guten Platz zum Freistehen. Er ist ruhig, gut geschützt und ich kann in die Innenstadt laufen. Mithilfe der kleinen Powerstation kann ich auch mein Laptop zwei Arbeitstage lang am Leben halten.
Im Rosgartenmuseum in Konstanz
Freitag, 3.1.25: Dieser Tag im neuen Jahr bekommt von Anfang an eine besondere Bedeutung. Zum einen wartet er mit der Arbeit an P. Notkers Büchlein auf. Es wird sicherlich sein letztes Buch, das ich für ihn verlegen kann. In diesem gesamten Zusammenhang stehen viele Zeichen auch auf Abschied. Das wird so kommen und es gilt, damit zu leben.
Obwohl ich Kultur in Konstanz immer wieder verfolge, war ich noch nie im Rosgartenmuseum. Heute ist dazu Gelegenheit, die Sammlung der Stadt anzuschauen. Meine Brille ist gefärbt mit der kulinarischen Spurensuche. Wein und Fisch sind hier freilich auch präsent. Als ehemaliger Bischofssitz spielen auch kirchliche Exponate eine gewichtige Rolle. Gleich im Eingangsbereich der ständigen Sammlung gibt es dazu ein symbolträchtiges Ensemble. Konstanz war Herz des alten Schwabens, das nie zur Einheit gefunden hat und auch heutiger Kulturraum in vielem zersplittert ist.
Aber auch der Blick in die Zukunft ist heute präsent. Ich treffe mich mit einer wunderbaren Frau, die ich im November kennengelernt habe. Das letzte Treffen im Dezember verlief nicht gut. Über den Jahreswechsel fühle ich mich deswegen hilflos und traurig. Der Murks hat mir Unbearbeitetes vor Augen geführt, um das ich mich jetzt auch endlich kümmere. Unser Gespräch ist gut und wir verabreden uns nochmal für Samstag. Dennoch bin ich unsicher, wie es weitergeht.