Der Begriff winterfest sorgt bei Wohnmobilen immer wieder für Irritationen. Lässt sich ein Wohnmobilen überhaupt winterfest machen?
Es gibt nicht wenige Blogposts und Videos, die innigst den Begriff winterfest bei Wohnmobilen nutzen und erklären, wie man sein Gefährt vor Frostschäden schützt, bevor man es im Winter einmottet. Das mag wichtig sein und ist häufig auch unerlässlich, aber: mit „winterfest“ hat es eigentlich nicht viel zu tun. Gemeint ist eigentlich etwas anderes als die Einmottung im Winter. Winterfestigkeit wird in der Theorie als die geprüfte Nutzbarkeit eines mobilen Zuhauses bei niedrigen Temperaturen beschrieben.
Winterfest ist bei Wohnmobilen ein Norm-Begriff
Dies geschieht in verschiedenen DIN-Normen, speziell in der Norm EN 1646-1. Übersetzt in alltagstaugliches Deutsch lassen sich die Anforderungen an so zusammenfassen: ein Wohnmobil ist winterfest, wenn es sich nach Herunterkühlen auf -15° C wieder auf 20° C aufheizen lässt, die Temperatur stabilisiert werden kann und der Wasserkreislauf funktioniert. Man muss also außer den üblichen Handhabungen wie Heizen und Wasser nachfüllen wenig machen. Entweder ein Wohnmobil ist aufgrund seines Ausbaus winterfest oder eben nicht.
Winterfeste Wohnmobile im Test
Eine Wintertour mit dem Knaus Boxdrive war eine gute Gelegenheit, das Thema in einem Kastenwagen zu durchleuchten. Kastenwagen sind in der Regel nicht winterfest. Die nachträglich gedämmte Metallhülle und die Scheiben bzw. Türen im Fahrerhaus waren bisher als Wärmebrücken kaum zu stoppen. Es ist zwar möglich, sich mit reflektierenden Matten an den Scheiben oder Vorhängen vor den Fußbereichen ganz gut zu helfen. In den milden mitteleuropäischen Wintern reicht das in der Regel auch aus und man darf es auch wintertauglich nennen. Beim winterfesten Wohnmobil hingegen gehören in der Praxis einige Komponenten dazu, die kurz vorgestellt werden wollen:
Winterfeste Wohnmobile mit Dämmung, Heizung und Frostwächter
- A und O für ein winterfestes Wohnmobil ist natürlich die Dämmung. Bei (Teil-)Integrierten wird diese bereits möglichst optimal eingebaut durch die Schaumstoff- oder Styropor-Aufbauten und die Isolierung des Bodens.
- Einige Modelle haben auch einen sogenannten Doppelboden, der beheizbare Hohlräume bietet für Frisch- und Grauwassertanks, diverse Leitungen oder sogar eine Fußbodenheizung. Für Kastenwägen werden mittlerweile spezielle Kunststoffe und Bauteile entwickelt, die ebenfalls winterfeste Wohnmobile ermöglichen.
- Knackpunkt ist dann nach wie vor das Fahrerhaus, das man entweder durch isolierende Matten, zusätzliche Verklebungen an den Türen und durch einen beheizten Vorhang winterfest machen kann.
- Wer sein Wohnmobil im Winter nutzt, muss durchheizen, solange Wasser an Bord ist. Die einzustellende Temperatur am Panel kann dabei variieren. Ziel muss sein, dass die Temperatur ausreichend hoch ist, um Einfrierungen und ein Öffnen des Frostwächters zu verhindern, der im Notfall vor Frostschäden in den Leitungen schützt. Eine Einstellung um 10° C sollte in der Regel genügen, wenn man nicht an Bord ist.
- Überlegenswert sind auch Apps, die das Smart mobile Home aus der Distanz via Smartphone steuern lassen. Praktisch zum Einheizen mitten aus der Schneelandschaft.
Ein beheizter Vorhang wird zum wohnlichen Helfer im Winter
Fahrkomfort im Winter
Basisfahrzeuge können herstellerseitig optional mit einigen Funktionen ausgestattet werden, die speziell den Fahrkomfort erhöhen. Dazu gehören neben der handelsüblichen Klima mit Gebläse zum schnellen Aufheizen der Windschutzscheibe auch eine eigene Frontscheiben-Heizung, ebenso in den Seitenspiegeln. Sehr angenehm sind Sitzheizungen, die sich stufenweise einstellen lassen. Sitzheizungen werden in vielen Modellen auch in der Sitzbank der Dinette angeboten.
Auch bei der Dieselheizung kommt das bekannte Panel für die Truma-Heizung zum Einsatz
Randbemerkung: Diesel- oder Gasheizung?
Wer viel im Winter unterwegs ist, sollte sich vor dem Erwerb eines winterfesten Wohnmobils auch fragen, ob er eine Gas- oder Dieselheizung einsetzen will. Im Betriebsalltag merkt man den Unterschied nicht, die Truma-Dieselheizung wird wie die Gasheizung über ein Panel gesteuert. Gas wird dann nur noch zum Kochen benötigt und eine 2,8 kg- oder 5 kg-Flasche hält lange. Doch ein Vorteil der Dieselheizung liegt auf der Hand: mit ihr muss man nur einmal an die Tankstelle fahren, um Antrieb und Heizung zu versorgen. In Kombination mit AdBlue ist das auch eine recht umweltfreundliche Sache.
Dank geht an Knaus Tabbert, die diesen Artikel durch Bereitstellung eines Knaus Boxdrive unterstützt hat.
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