Ein Fisch und seine letzten Flossenbewegungen – festgehalten in einer Versteinerung seit Millionen von Jahren. Dieser und andere bedeutende Funde stammen aus Nusplingen.
Wer die Zollernalb über den Lochen in Richtung Donautal überquert, kommt unweigerlich nach Nusplingen. Neben der bedeutenden romanischen Kirche St. Peter und Paul am Beuroner Jakobsweg genießt der Ort in geologischer Hinsicht Bedeutung von Weltrang.
Sensationsverdächtige Vorgeschichte
Es ist schon fast eine eigene Sensationsgeschichte, dass das Vorkommen der Fossilien für Konservatoren überhaupt entdeckt wurde. Im 19. Jahrhundert eröffnete hier ein „industriöser Bauer“ einen Steinbruch zur Gewinnung von Steinplatten für „häusliche Zwecke“ – sprich: für den Hausbau.
Davon erfuhr der Universalpaläontologe Friedrich August Quenstedt (1809–1889) und machte sich auf in Richtung Südwestalb. Er hoffte bei Grabungen auf lithographietaugliche Platten. In der Steingrube des Bauern entdeckte er schnell erste Fossilien.
Quenstedt ließ einen zweiten Steinbruch auf dem Nusplinger Westerberg errichten, um sein Ziel doch noch zu erreichen. Hintergrund dieser Motivation war auch das hohe politische Interesse im Königreich Württemberg, das Steinplatten-Monopol in Solnhofen zu durchbrechen und unabhängig von den Bayern zu werden. Daraus sollte so nichts werden.
Wenn Engel nicht mehr reisen…
Doch auch im zweiten Bruch in den Nusplinger Plattenkalkablagerungen kamen sensationelle Fossilienfunde ans Tageslicht. Dies waren wirbellose Tiere wie Krebse oder Tintenfische. Darüber hinaus wurden Landpflanzen gefunden sowie Reste von Krokodilen und einige rochenartige Haie – Meerengel genannt.
Blaue Lagune in Nusplingen: Fossilienfunde von Weltrang
Bis heute arbeitet hier das Naturkundemuseum Stuttgart federführend an der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Funde. Zum Schutz der der wissenschaftlichen Arbeit sind die Grabungsstellen öffentlich nicht zugänglich. Das hat sich bewährt, wie man im Grabungsbericht nachlesen kann:
Öffentlicher Klopfplatz und geologischer Lehrpfad
Damit aber auch die Hobby-Forscher zu ihrem Recht kommen, wurde vor Ort eigens ein Klopfplatz für Gäste eingerichtet. Die gemachten Funde dürfen mitgenommen werden. Ergänzend zum Klopfplatz können die Gäste auf einem geologischen Lehrpfad ihr Wissen auffrischen. Führungen gehören ebenso zum Angebot wie die Geopark-Infostelle.
Auch landschaftlich hat Nusplingen außergewöhnlich viel zu bieten. Erholung und Naturnähe kann man im Naturschutzgebiet Westerberg und auf dem 50 km langen lokalen Wanderwegenetz genießen. Im Umfeld der ökologisch gepflegten Heckenlandschaft mit den charakteristischen Steinriegeln können seltene Tier- und Pflanzenarten entdeckt werden.
Dieser Artikel wurde zuerst in leicht abgewandelter Form im Junge Donau Magazin veröffentlicht. Vielen Dank an Günter Schweigert und das Naturkundemuseum in Stuttgart für die Bereitstellung der Fotos.