Carola Dambach mit carosmart

Carola Dambach lebt carosmart und arbeitet aus dem Rucksack

Im Schwäbischen heißt es: „Jeder hat sei‘ Päckle zom trage“. Für Carola Dambach trifft das in besonderer Weise zu. Sie hat den carosmart erfunden.

Als ich an der Promenade in Friedrichshafen Richtung Zeppelin-Museum das erste Mal Carola Dambach sehe, denke ich gleich: sie lebt ihre Idee. Denn sie sitzt auf einem dreibeinigen Falthocker. Er ist Teil ihrer Erfindung, die carosmart heißt und wegen dem wir uns treffen. Der von ihr entwickelte Rucksack lässt sich unterwegs zu einem Mobile-Office einrichten.

Es stellt sich schnell heraus, dass wir als Mediendienstleister einen „ähnlichen Stallgeruch“ haben. Sie ist also somit keine gelernte Produktdesignerin, was ihre Erfahrungen beeinflusst, wie ich später erfahre. Carola Dambach ist viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Dabei vergeht oft viel Zeit. Mit Fahren und mit Warten. Die mobilen Arbeitsbedingungen sind auch häufig unkomfortabel. „Aber mir geht manchmal so viel durch den Kopf, das will ich dann immer gleich aufschreiben“, sagt sie über ihre Art.

Carola Dambach

Wie kam es zum carosmart Rucksack?

Als die Kommunikations-Designerin die Idee zu ihrem neuartigen Rucksack kommt, ist sie genervt. Während einer Busfahrt nach Freiburg fliegen in einer Serpentine des Höllentals plötzlich die Utensilien sämtlicher Mitreisender herum, einschließlich ihrem Laptop samt Kaffeebecher. Offenkundig ein allgemeines Problem. Doch anstatt auf den Busfahrer oder die Infrastruktur zu schimpfen, lässt sich Carola Dambach etwas einfallen. So entstehen erste Skizzen für eine Tasche. Ziel ist, die Oberschenkel zu einer Arbeitsfläche mit sicherem Halt für Laptop und andere Reiseutensilien zu ergänzen.

Der Weg zum fertigen Produkt ist hingegen noch weit. Carola Dambach hat aber auch Glück und findet Unterstützung. Sie erzählt Albrecht von Dewitz von ihrer Idee. Der ist besser bekannt als Gründer von Vaude und lässt sich begeistern. Er sagt ihr Unterstützung bei der Entwicklung bis zur Produktionsreife zu. Ihr Protegé vermittelt Verbindungen zu Manufakturen in Asien. So kommen erste Prototypen zustande und dann: die erste Charge der fertigen Rücksäcke mit hohen umweltverträglichen und sozialverträglichen Standards steht in der Garage.

Corona bedeutete fast das Ende

Der Carosmart ist geboren. Mittlerweile nimmt auch das Marketing Fahrt auf. Sie wird zum Startup BW Elevator Pitch nach Sigmaringen eingeladen. Sie gewinnt den Wettbewerb für Unternehmensgründer auf Anhieb und das öffentliche Interesse steigt. Doch dann kommt Corona und alles droht zu scheitern. Es ist mitten auf der ILM, der Internationalen Lederwarenmesse in Offenbach. Sie erzählt: „Die Leute sind in Panik geraten und haben teilweise ihre Stände mitsamt den wertvollen Waren zurückgelassen“.

Für ihr Rucksackprojekt ist Corona ein Riesenschlag, der ihm den gesamten enthusiastischen Wind aus den Segeln nimmt. Carola Dambach ist „down“, wie sie sagt. Während der Pandemie stirbt das ganze Projekt fast. Sie muss sich neu motivieren. Wieder den Mut für ihr Projekt entwickeln, aus der Begrenzung und der Lethargie ausreißen. Zur sowieso unendlich lang scheinenden Pandemie kommt die Ironie des Schicksals: Erst im März 2023 erwischt es Carola Dambach selbst noch mit Corona. Nach schwerem Krankheitsverlauf kämpft sie lange mit Nachwirkungen.

TV-Auftritte steigern Bekanntheit

Unerwartet wird ihr Laptop-Rucksack in die „Höhle der Löwen“ eingeladen. Sie selbst darf wegen der Corona-Verordnungen nicht ins Studio zur Vorstellung beim Recruiting-Team. Trotz ihrer Hinweise zur richtigen Anwendung fällt der Rucksack durch. Aber es ist dennoch eine lehrreiche Erfahrung. Ihr wird klar, dass sie eine Unternehmung mit nachhaltigen Wurzeln aufbauen will. Sie bekommt häufiger Anfragen von Investoren. Meist soll hier eine schnelle Mark gemacht werden. Das lehnt sie dann ab.

Screenshot: (c) SWR/ARD Mediathek

Dann kommt die Mail einer TV-Produktionsfirma. Sie wird vom MDR zu „Einfach genial“, einer Sendung über Erfinderinnen und Erfinder eingeladen. Die Fahrt ins Studio nach Leipzig wird zum Usecase: Verspätungen, Wartezeiten, volle Züge. Dank ihrer Kreativität kann sie die Zeit dennoch nutzen und am Laptop arbeiten.

Carola Dambach lernt auch, dass sie ein Produkt entwickelt hat, das erst einmal erobert werden muss. Obwohl der carosmart im Grunde ein Rucksack für Massen ist, ist er als schnell konsumierbares Massenprodukt nicht geeignet. Deshalb verkauft sie auch nicht auf den großen Online-Handelsplattformen. Das hat weniger mit politischen Hintergründen zu tun, wie man vielleicht annehmen könnte. Sie scheut vielmehr die Mentalität der „Schnellkonsumenten“, wie sie die Einkaufenden dort nennt. Sie befürchtet negative Bewertungen, wenn etwas nicht schnell und selbsterklärend funktioniert.

Die Show-Tauglichkeit von Carola Dambach wird mit der Einladung zu „Sag die Wahrheit“ auf die Probe gestellt. Sie besucht die beliebte SWR-Show von Gastgeber Michael Antwerpes und seinem Rateteam um Kim Fisher, Smudo, Pierre M. Krause und Hadnet Tesfai. Sie kommt gut durch und darf als Zugabe den carosmart vorstellen. Zum Verkaufsbooster wird der Auftritt nicht, Spaß hat es ihr trotzdem gemacht.

Zum Schluss deutet Carola Dambach an, dass sie derzeit an einem weiteren Projekt arbeitet. Es geht wieder um Taschen, aber sie will öffentlich noch nicht darüber sprechen. Außer so viel: „Es wird auch ein soziales Projekt“. Ich überlege mir, wie ich den carosmart nutzen könnte. Vielleicht auf einer Wandertour, wenn ich spontan was bloggen will.

Mehr über Carola Dambach und den Mobileoffice-Rucksack gibt es auf carosmart.de.

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