Krimis sind in. Lesungen mit Menüs sind auch in. So ergab sich die Gelegenheit für ein Gespräch mit Herbert Noack.
Der Krimiautor Herbert Noack schreibt aus und in der Region. Er lebt in der Nähe von Rottweil und kennt auch die Region zwischen Donau und Bodensee gut. So gehören der Jakobsweg und auf ihm der Abschnitt der Via Beuronensis mit dem Kloster in Beuron zu den Schauplätzen seiner Mordgeschichten.
Nah am Publikum
In seinem vierten Kriminalroman „Die Toten von Rottweil“ hat Herbert Noack mit der ältesten Stadt Baden-Württembergs einen neuen Schauplatz bespielt, in dem auch sein Ermittler, Kommissar Paul Zeller, auf Verbrecherjagd geht. Regelmäßig unterhält er sein Publikum auch bei Lesungen vor Ort.
Im Landgasthof zum Löwen im Sauldorfer Teilort Rast, begleitete er ein Menü mit einer Lesung aus „Die Toten von Rottweil“. tourstory.de hat Herbert Noack über seinen Jakobsweg, seinen Weg zum Schreiben und seinen Krimi „Die Toten von Rottweil“ befragt.
Interview mit Herbert Noack
tourstory.de: Welche Bedeutung hat für Sie der Jakobsweg, der die Bühne für Ihre ersten drei Bücher liefert?
Herbert Noack: Der Jakobsweg hatte und hat eine große Bedeutung in meinem Leben. Für den Weg nach Santiago de Compostela mit seinen knapp 2500 km brauchten meine Frau und ich fast 15 Jahre. Eigentlich wollten wir den Weg wesentlich schneller pilgern. Aber es kommt immer anders im Leben, als man plant. Desto größer war die Freude, als wir 2017 vor der Kathedrale standen. Es war unglaublich. Wir hatten es trotz einiger Schwierigkeiten geschafft und bereuten nicht einen Meter auf diesem alten Pilgerweg, der uns so viel gegeben hat. Ob es nun das tägliche Unterwegssein war, die Entschleunigung des Daseins allgemein, die Rückkehr zu den einfachen Dingen im Leben oder die vielen Begegnungen mit Menschen aus aller Herren Länder, die Gespräche und die erlebte Solidarität. Als wir das große Projekt begannen waren wir andere Menschen, als jene, welche das Projekt später vollendeten.
Wie kam es zu „Die Toten von Rottweil“?
Herbert Noack: Immer wieder fragte man mich bei meinen zahlreichen Krimilesungen über den Jakobsweg, warum ich nicht mal einen Krimi aus der näheren Umgebung schreiben würde. Die Idee gefiel mir sofort. Dabei fiel mir sofort Rottweil ein. Die älteste Stadt in Baden-Württemberg liegt ganz in der Nähe meines Wohnortes. Oft war ich in dieser ehemaligen Reichsstadt unterwegs oder sah sie auf dem Weg zum Bodensee. Die malerische Kulisse, die alten Gebäude, Kirchen und Wohnhäuser und der neue TK Elevator Testturm, weithin sichtbar, sprachen mich an. Aber noch fehlte mir die zündende Idee. Nach dem Besuch einer Gerichtsverhandlung im Landgericht verließ ich das Gebäude und kam unmittelbar an dem Hofgerichtsstuhl vorbei. Ein paar Meter weiter sah ich den Turm durch die Häuserfronten. Genauso sollte es sein. Das alte und das neue Rottweil verbunden in einer fiktiven Kriminalgeschichte. Dabei kam mir die gerade verfolgte Gerichtsverhandlung in den Sinn. Motive dieses Falles sollten darin vorkommen. Die Idee nahm konkrete Gestalt an.
Der Titel „Die Toten von Rottweil“ erinnert an die Fernsehreihe „Die Toten vom Bodensee“. Ist die Anlehnung beabsichtigt?
Herbert Noack: Wenn Sie mit Anlehnung verschiedene Kriminalfälle in und um einen näher bezeichneten Ort, bei mir also Rottweil meinen, unbedingt. Mein Kommissar und sein Team führen in der alten Reichsstadt und in deren näheren Umgebung einen spannenden, manchmal amüsanten und letztendlich erfolgreichen Kampf gegen das Verbrechen.
Wie entstand der lakonisch-kauzige Kommissar Paul Zeller?
Es schien mir am authentischsten zu sein, den Kriminalhauptkommissar als geradlinigen und verlässlichen Charakter darzustellen, sozusagen als Gegenentwurf zu einem kriminellen Umfeld, in dem alte, verbindliche Werte nichts mehr gelten. Aber auch dieser Kommissar ist ein Mensch mit Ecken und Kanten, mit Stärken und Schwächen, ist schrullig und eigenwillig. Es macht ihn in meinen Augen dadurch eher sehr sympathisch.
Welche Rolle spielen regionalen Bezüge in Ihren Krimis?
Herbert Noack: Eine sehr große Rolle! Rottweil ist bekannt. Viele Leser werden die beschriebenen Handlungsorte wiedererkennen und nun aber mit anderen Augen sehen. Das ist so gewollt und für mich auch eine große Herausforderung. Andere sollen neugierig werden auf Rottweil und es mit eigenen Augen sehen wollen. Sie werden durch meine Bücher auch Gegenden in der Stadt kennenlernen, die nicht auf den ersten Blick zu sehen sind.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Herbert Noack: Kaum konnte ich lesen, interessierte ich mich für Bücher. Ich tauchte ein in die Geschichten und vergaß Raum und Zeit um mich herum. Zumeist jeden Tag. Später genügte mir dies nicht mehr und ich wollte selbst Geschichten zu Papier bringen. Immer wieder begann ich und schrieb kurze Erzählungen und kleine Stücke. Aber es blieben Fragmente. Nach der großen, anfänglichen Euphorie kam immer wieder etwas dazwischen, das im Moment wichtiger war und keine Zeit mehr fürs Schreiben ließ. Erst auf dem Jakobsweg kam mir die richtige Idee, woraus dann mein erster Kriminalroman entstanden ist. Die Toten von Rottweil‹ ist inzwischen mein vierter Krimi.
Sie sagen, dass Sie auf dem Jakobsweg die entscheidende Idee hatten. Was machte den Unterschied, dass aus Fragmenten „ganze“ Bücher werden konnten?
Die zündende Idee kam in der Kathedrale von Le Puy en Velay. Alles andere fand sich dann wie von selbst. Als ob der Wunsch nun genug in mir geschlummert hatte und unbedingt ans Tageslicht wollte. Ohne Wenn und Aber. Da gab es kein Zurück mehr. Es dauerte zwar ein wenig, bis der Roman fertig war, aber das lag auch daran, dass ich noch viele handwerkliche Erfahrungen sammeln musste. Die nächsten Bücher fielen wesentlich leichter.
Wie ist Ihr Berufsleben vor der Schreiberei verlaufen?
Ohne das tägliche Schreiben am Abend. Man sollte kontinuierlich, wenn möglich täglich schreiben. Es kommt nicht auf die Menge an. Manchmal reichen am Anfang schon wenige Sätze und wenn die gut gelingen, kommt das andere von ganz allein.
Wird es weitere Krimis mit Kommissar Zeller geben?
Natürlich! Der nächste spannende Fall mit Kommissar Zeller und seinem Team der Rottweiler Kriminalpolizei wird im Frühjahr 2023 erscheinen. Und er spielt wieder in Rottweil.