Auf dem Hohenzollerischen Jakobsweg in Sigmaringen unterm Schloss

84 km beten auf dem Hohenzollerischen Jakobsweg

Auf dem Hohenzollerischen Jakobsweg zwischen Sigmaringen und Meßkirch finden Jakobspilger Orte religiösen Lebens in der Region.

Von Hechingen kommend können Pilger große Teile der einstigen Hohenzollerischen Lande auf einem Jakobsweg in Baden-Württemberg kennen lernen. Der Weg durch einige Täler gilt als der leichteste über die Schwäbische Alb.

Die geschichtsträchtige Region hatte in den Hohenzollerischen Landen ihren preußischen Regierungssitz in Sigmaringen, wo das alles überragende Schloss bis heute die Heimat der Fürstenfamilie ist.

Auf dem Hohenzollerischen Jakobsweg durch die Täler der Schwäbischen Alb

Von Hechingen kommend, führt der Weg durch die Täler Starzach, Killer und Fehla von Hechingen über Burladingen und Neufra ins Laucherttal, wo verwalterisch schon das Stadtgebiet von Sigmaringen beginnt. In Neufra thront über dem Ort die Heiligkreuz-Kapelle, auch Hochbergkapelle genannt.

Wie viele Kapellen ist sie auch aufgrund eines Gelübdes entstanden. Aber nicht wie üblich bei Überwindung der Pest, sondern nach dem Ende von 14 Hageljahren. Von hier hat man auch einen schönen Ausblick über den Ort und die Schwäbische Alb, ehe der Weg weiter ins Laucherttal führt.

Zur Stadt Sigmaringen gehören seit der Gebietsreform auch einige Teilorte, die Stationen auf dem Hohenzollerischen Jakobsweg sind. Im Laucherttal mit seinem mäandernden Flussverlauf gelangt man aus Veringenstadt kommend nach Jungnau. Die St. Anna-Kirche neben dem alten Burgfried und einigen Fachwerkhäusern bilden ein romantisches Dorfensemble, das man für eine kleine besinnliche Einkehr gerne besuchen wird.

Sigmaringen ist auch Wallfahrts- und Pilgerstadt

Der Hohenzollerische Jakobsweg erreicht in Sigmaringen auch die Geburtsstadt des heiligen Fidelis (1578-1622). Der Jurist und Philosoph mit dem Taufnamen Markus Rey gab seine einträgliche Stellung auf, um in den Kapuzinerorden einzutreten und mit dem Ordensnamen Fidelis („der Treue“) die Priesterweihe zu empfangen. Bald nannte man ihn den „Advokat der Armen“.

Während seiner Missionstätigkeit in Graubünden geriet er in die konfessionellen Konflikte der Reformation und wurde erschlagen, nachdem er seinem katholischen Glauben nicht abschwören wollte. Er wurde in Chur bestattet und sein Haupt wird als Reliquie im Kapuzinerkloster in Feldkirch aufbewahrt.

Statue und Wiege des heiligen Fidelis

In Sigmaringen begegnet man seinem geistlichen Erbe an allen Ecken der Stadt. In der Johannes-Kirche, direkt neben dem Schloss, befindet sich eine ungewöhnliche Kontaktreliquie. Die Fideliswiege symbolisiert den Anfang seines Lebensweges und gehört zur Gebetskultur in der Hohenzollernstadt.

Laiz: Wallfahrtsort mit ehemaliger Klosterkirche

Wenn man die Innenstadt von Sigmaringen verlässt, kommt man auf dem Hohenzollerischen Jakobsweg entlang eines ruhigen Stückes an der Donau in den Teilort Laiz. Über dem Ortskern erhebt sich eine außergewöhnliche Kirche mit einem schönen Kirchhof mit Epitaphen und einem Bibelgarten. Das Innere jedoch dürfte überraschen.

In der unscheinbar wirkenden Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Peter und Paul erwarten Pilger Werke der Kirchenkunst seit der Zeit des Mittelalters. Zugleich handelt es sich um eine Doppelkirche. Neben der Pfarrkirche befindet sich in der ersten Etage die ehemalige Klosterkirche des benachbarten Franziskanerinnen-Klosters, wo auch die Schmerzensmutter zur Wallfahrt einlädt.

Mater Dolorosa in der Klosterkirche Maria-Laiz

Die Pieta begleitet eine aufregende Geschichte. Während der Reformation und des späteren Bildersturms wurde sie nach der Auflösung ihres Ursprungsklosters in Ebingen sollte entfernt werden, worauf zwei Nonnen die Gottesmutter auf abenteuerlichen Wegen vor dem Verbrennen retteten und nach Laiz brachten, wo sie seither verehrt wird.

Ihr Vorbild stiftete dem Kloster den Namen Maria-Laiz. Da die Kirche in Laiz früher Dekanatskirche war, wurden hier bis ins 18. Jahrhundert auch die Sigmaringer Pfarrer bestattet, ehe sie Filialkirche wurde. Hier probt auch deer Kirchenchor, dem der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann angehört.

Laiz ist auch der Geburtsort des bedeutenden Bildhauers Josef Henselmann, der Professor und Präsident der Kunstakademie in München war. Seine Werke gelten “in einer 600-jährigen Geschichte sakraler Kunst als die letzten großen Werke ihrer Gattung”. In der Laizer Kirche begegnet man seinem Wirken im Altarstein und einem originellen Deckenfresko.

Im Vorgarten hinter der Kirche steht sein Grabstein, der vom Beuroner Künstlermönch P. Ansgar Dreher geschaffen wurde. Im ehemaligen Laizer Siechenhaus kann man jeden 1. Sonntag im Monat eine Sammlung seiner Werke bewundern. Von Laiz führt die Route auf dem Hohenzollerischen Jakobsweg weiter nach Inzigkofen und Meßkirch.

Inzigkofen: Klosterkirche, “Dom auf dem Lande”, Mater Dolorosa

Wenn es die Zeit während einer Etappe auf dem Jakobsweg erlaubt, sollte man sich unbedingt den fürstlichen Park in Inzigkofen ansehen. Efeuumrankte Bäume in ungleichmäßiger Wegführung, Bänke, Treppen, steile Gesteinsformationen und die Teufelsbrücke bilden rund um den Amalienfelsen eine einmalige Parkanlage.

Die Gartenkunst wurde von der bis heute verehrten Fürstin Amalie Zephyrine inspiriert, durch deren Einfluss während der Mediatisierung der Erhalt des Fürstentums Sigmaringen-Hohenzollern möglich wurde. Sie lebte im 19. Jahrhundert im ehemaligen Augustinerinnen-Stift, deren Klosterkirche heute zur Pfarrei gehört.

Die Klosterkirche von heute wurde 1780 erbaut. Das dazugehörige Augustinerinnen-Chorfrauenstift lebte seit 1412 abgekoppelt von der Pfarrgemeinde in strenger Klausur. Dies hat sich auch in der Architektur des Kirchenraums niedergeschlagen.

Er ist so angelegt, dass die Nonnen an den Gottesdiensten teilnehmen konnten ohne gesehen zu werden. Alleine das dazugehörige Gitter an der Empore lohnt bis heute einen Besuch.

Der Weg von Inzigkofen Richtung Meßkirch führt durch ruhige Felder am Waldrand, an deren Ende der Ort Vilsingen auftaucht. Prägnant erhebt sich der Kirchturm aus dem Dorfkern. Er erinnert ein wenig an das Ulmer Münster, weswegen die neogotische Pfarrkirche von den Einheimischen auch „Dom auf dem Lande“ genannt wird.

Im Innern trifft man im Altar und an den Seitenwänden auf schön gefasste Heiligenfiguren. Dazu gehören Karl Borromäus mit seiner roten Kardinalstracht oder auch der heilige Meinrad, dem auch eine Einsiedlerkapelle im fürstlichen Park geweiht ist.

In Vilsingen gibt es auch noch die alte Pfarrkirche, die als Friedhofskapelle genutzt wird. Sie ist die zweitälteste Kirche Hohenzollerns mit wertvollen Resten von Wandmalereien.

Drei Kilometer weiter kommen Pilger auf dem Hohenzollerischen Jakobsweg nach Engelswies. Weithin sichtbar zeigt die gelb bemalte Kirche den Weg zur schmerzhaften Muttergottes, die eingebettet ist in ein einmaliges barockes Ensemble. Die Wallfahrt zur schmerzhaften Gottesmutter von Engelswies ist seit dem frühen 12. Jahrhundert bezeugt.

Wallfahrtskirche Engelswies auf dem Hohenzollerischen Jakobsweg

In Engelswies wird auch die heilige Verena, Schutzpatronin der Pfarrhaushälterinnen, verehrt. Der Legende nach ist sie einem Hirtenjungen während einer Dürre erschienen und ließ eine Quelle entspringen.

Die Engelswieser Verenakapelle liegt ebenfalls auf dem Hohenzollerischen Jakobsweg und lädt zur besinnlichen Rast ein, ehe man weiterpilgert nach Meßkirch.

Meßkirch, die Stadt des heiligen Heimerad

Über Igelswies, wo man übrigens das Haus der Schlagerstars Anita und Alexandra passiert, führt der Hohenzollerische Jakobsweg weiter nach Meßkirch. Hoch auf dem Schlossberg steht die Stadtkirche St. Martin. Sie ist weithin sichtbar und zeigt bereits durch ihren Namen an, dass es sich hier um einen traditionsreichen Ort handelt, der vermutlich seit dem Frühmittelalter besteht.

Die ältesten Zeugnisse von “Missankilche” stammen jedoch aus der Vita des Ortsheiligen. Der heilige Heimerad folgte Ende des 10. Jahrhunderts von hier aus seine Pilgerei nach Rom und Jerusalem, ehe er auf dem Hasunger Berg eine Einsiedelei gründete und die zweitgrößte Wallfahrt Deutschlands initiierte.

Heute ist der heilige Heimerad weitgehend unbekannt, aber einige wenige Meßkircher halten sein Andenken hoch, was auch eine Statue in der Stadtpfarrkirche bezeugt. Nach Meßkirch führt auch der Beuroner Jakobsweg, der von Balingen und Beuron kommt, weiter nach Wald, wo sich der Hohenzollerische Jakobsweg in den Hegauer und den Linzgauer Jakobsweg teilt und in zwei Varianten nach Konstanz führt.

Pilgerwege für Anfänger: Der Hohenzollerische Jakobsweg ist gut geeignet, um das Pilgern einzuüben. So kann man klären, ob man weitergeht und den gesamten Jakobsweg nach Santiago des Compostela auf sich nimmt. Pilgern für einen Tag ist hier ebenfalls möglich. Die Etappe von Sigmaringen nach Meßkirch ist etwa 20 km lang und hat eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel.

Tipp: die Beuroner Jakobspilger-Gesellschaft stellt Pilgerausweise aus und unterstützt bei der Planung auf dem Jakobsweg Süddeutschland. Das Beuroner Pilgerbüro ist derzeit wegen Umbauarbeiten geschlossen, aber online erreichbar: via-beuronensis.de.

Aufrufe: 93

Hinterlasse doch einen Kommentar