Knaus Boxdrive an Versorgungsstation

Stellplatz-Test: Wohnmobil-Winter in Oberschwaben

„Geschlossen“, „Defekt“ oder „Außer Betrieb“ lauten im Winter häufig die Botschaften, wenn man sein Reisemobil versorgen will. Wer liefert in Oberschwaben dennoch? Ein Erfahrungsbericht.

In diesem Artikel werden die Stellplätze in Bad Buchau, Bad Saulgau, Bad Schussenried, Biberach, Lindau, Mengen, Meßkirch, Ravensburg, Riedlingen, Sigmaringen, Überlingen und Wangen angesprochen.

Wenn man nicht gerade in den Alpen unterwegs ist, sind im Winterhalbjahr nicht nur so manche Stellplätze im Teilbetrieb oder gesperrt, auch die Campingplätze haben in der Regel geschlossen. Auch wenn man mit dem Wohnmobil frei stehen kann, so braucht man dennoch mal eine Möglichkeit, um Wasser nachzufüllen oder die Toilette zu reinigen. Während meiner Wintercamping-Tour mit dem Knaus Boxdrive habe ich din Oberschwaben einige Stellplätze getestet.

Sigmaringen: „Defekt“

Offiziell ist der Stellplatz in Sigmaringen ganzjährig in Betrieb, der benachbarte Campingplatz hingegen ist in der Wintersaison geschlossen. Die V/E-Anlage war Ende Januar zwar anfahrbar, aber dekoriert mit einem „Defekt“-Schild. Besonders nervig, wenn man Abends ankommt und es bereits dunkel ist.

Bad Schussenried: Platz für viele

Direkt neben der Brauerei Schussenrieder bzw. dem Bierkrugmuseum wartet auf mobile Gäste ein weitläufiger Schotterplatz ohne Parzellen, auf dem eine geordnete Mobilisten-Gemeinde ebenso Platz findet wie ein komplexer Wanderzirkus aus irgendwie gearteten Reisemobil-Interessen-Gruppen.

Wohnmobilstellplatz Bad Schussenried

Wasser kostet einen Euro, Mengenbegrenzung gibt es keine. Nach dem Einwurf läuft das Wasser 5 Min. und man kann damit sowohl seinen Frischwassertank auffüllen als auch die Toilette reinigen – aus unterschiedlichen Anschlüssen, versteht sich.

V/E am Stellplatz in Bad Schussenried An diesem Tag hab ich hier unkompliziert den Knaus Boxdrive aufgefüllt und die Toilette gereinigt.

Bad Buchau: da geht was!

In Bad Buchau findet der geneigte Wohnmobilist gleich drei Stellplätze: einen Komfortplatz zwischen Kurzentrum und Therme, einen in der Seegasse und einen am Federsee beim Pfahlbautenmuseum.

Wohnmobilstellplätze Bad Buchau

1. Komfortplatz an der Therme: Hier gibt’s ganzjährig alles was das bescheidene Reisemobilisten-Herz begehrt. Wer mit einem Dickschiff anreist, bekommt hier auch einen Liner mit 12 m mit und ohne Slider unter, der XL-Stellplatz kostet dann 11.- €/Tag, auf den anderen Plätzen bezahlt man 9,50 €. Frischwasser gibt’s für 1,- €/80 Liter, der Strom wird nach Verbrauch bemessen und kostet 1.- €/kWh.
2. Seegasse: Die Preislage und Ausstattung ist an der Seegasse im Prinzip identisch, außer dass es hier keine Komforplätze für Wohnmobile bis 12 m Länge gibt. Der Platz ist als Rondell angelegt und man hat auch hier Platz ums Wohnmobil herum. Stellplatz Bad Buchau Seegasse
3. Beim Federseemuseum: Die Parzellen an diesem Stellplatz sind in etwa gleich groß wie bei den anderen, aber es gibt hier kein Frischwasser und V/E-Anlage. Dafür kostet der Aufenthalt nur 9.- €/Tag. Man sollte den Platz aber nicht als Sparvariante sehen. Man kann sich durchaus an der Seegasse versorgen und anschließend sein Wohnmobil am Federseemuseum aufstellen. Der Platz dort ist an einem Wäldchen und durch den Ausblick und den Blick auf die Schilflandschaft hat man direkt Anteil an der besonderen Atmosphäre des Federsees und des Pfahlbaumuseums.

Riedlingen: Zentrumsnah

Die Donau-Stadt hat einen kleinen, aber feinen Stellplatz an der Stadthalle direkt am Donau-Ufer. Er ist kostenfrei und die Wasserversorgung und V/E-Anlage sind offiziell während der Wintermonate außer Betrieb. Allerdings war ich in 2018 auch mal im November dort und es war nicht abgestellt, so dass man schon mal einen Versuch im Winter wagen kann, zumal der Stellplatz keine Standgebühren kostet und offenes WLAN bietet. Stellplatz Riedlingen

Biberach: versunken

Als ich in Biberach ankomme, freue ich mich nach der Lektüre einiger Google-Rezensionen auf einen schönen zentrumsnahen Platz mit schönem Abendessen. Doch den WOhnmobilsellplatz anzufahren, ist wegen Baustellen schwierig. Das gehört dazu und die Schilder nebst Navi bringen mich nach einigen Manövern auf den Stellplatz, wo ich dann aber in 5-10 cm hohen Schnee einfahre. Das ginge ja auch noch, solange sich das Wohnmobil halbwegs rangieren lässt, was auch der Fall ist. Bevor ich es mir aber gemütlich mache, checke ich die Versorgungsanlage. Dort finde ich ein Schild: „Liebe Wohnmobilisten, wir freuen uns, Sie auf unserem Wohnmobilstellplatz begrüßen zu dürfen. Aus technischen Gründen ist die Versorgungsanlage über die kalten Wintermonate außer Betrieb“. Während dieser paar Minuten haben dann auch noch einige Autofahrer den Stellplatz weiter zugeparkt, um in den benachbarten Spielsalon zu gehen.

Stellplatz Biberach

Mengen: Naturnah – nur im Sommer?!

In der Fuhrmannstadt Mengen liegt der Wohnmobilstellplatz etwas außerhalb an den Zielfinger Seen. Und das völlig zurecht, denn neben der schönen Lage kann man hier im Sommer baden, Vögel beobachten, angeln, wandern oder Rad fahren. Darüber hinaus gibt es zwei Gastronomien. Aber: der Top-Platz ist nur von O bis O geöffnet, also etwa von Ostern bis Ende Oktober. Eigentlich ziemlich schade, schließlich sind außer dem Baden für besonders Auserwählte sämtliche Aktivitäten auch im Winter möglich.

Meßkirch: Zentrumsnah und einfach

In Meßkirch wird die V/E-Anlage wie offiziell verkündet im Winter außer Betrieb genommen. Strom gibt es hier grundsätzlich nicht, dafür ist der Stellplatz gebührenfrei und es gibt dennoch ein Toilettenhäuschen. Wie sich die Situation entwickeln wird, muss man sehen, denn aktuell entsteht in unmittelbarer Nähe ein Campingplatz mit Bistro. Wohnmobil auf demStellplatz Meßkirch

Bad Saulgau: Hürdenlauf

In der Hauptstadt der Diversität befindet sich der Stellplatz an der Sonnenhof-Therme und ist ganzjährig geöffnet. Soweit, so gut. Die Hürde: der Wohnmobil-Stellplatz auf dem Areal des Thermen-Parkplatzes befindet sich hinter einer Schranke. Ein Ticket kann man hier nicht ziehen. Man muss stattdessen sich in der Therme anmelden. Er ist wohl ausschließlich für Übernachtungsgäste gedacht.

Stellplatz in Wangen am Klösterle

Wangen: Närrisch gut

Eine Station ist Wangen im Allgäu. Der Stellplatz am Klösterle ist rappelvoll. Kein Wunder, denn wir sind auch zu Gast auf dem Landschaftstreffen der Schwäbisch-Alemannischen Narrenzünfte. Viele Narren tun uns es gleich und Wangen ist bestens gerüstet. Nicht nur die Versorgungsanlage in Betrieb, sondern auch viele Infotafeln zum schönen Städtle. Als wir ankommen erwartet uns eine Dame von der Stadt, sodass wir auch bei ihr bezahlen können. Das kommt uns sogar günstiger, weil Kinder frei sind und so kostet es inkl. Kurtaxe 8,60 € inkl. Strom statt 10,20 € am Parkschein-Automat. Freies WLAN gibt’s auch. Super Service, cooler Platz für Wintercamper.

Ravensburg: Überraschende Umstände

Die oberschwäbische 10-Türme-Stadt verfügt über einen zentrumsnahen Wohnmobilstellplatz, der überraschenderweise außer Betrieb ist – zumindest offiziell. Denn nutzbar ist er allemal. Bei einem Besuch Anfang März ist er erlaubterweise großteils von PKWs zugeparkt. Die Frischwasserversorgung ist verschlossen bzw. eingepackt, aber die Entsorgung funktioniert inkl. Wasserspülung und wie ein Mobilisti auf einem der Plätze erkennen lässt, funktioniert auch der Stromanschluss. Etwas seltsam, aber: wenn man ausreichend Frischwasser an Bord hat, kann man hier auch gut im Winter bleiben.

Lindau: Stellplatz offen auf dem Gitz

Der Campingpark Gitzenweiler Hof ist im Winter zwar geschlossen, auf dem Parkplatz vor dem Gitz ist aber der Stellplatz geöffnet. Für die Versorgung kann man auch in den Park einfahren. Darüber hinaus sind die Rezeption und das Sanitärhaus geöffnet. Wer möchte, kann auch den Brötchenservice in Anspruch nehmen.

Fazit: Oberschwaben lässt sich auch im Winter trotz vereinzelter Einschränkungen gut mit dem Wohnmobil besuchen. Die Versorgungslage ist an einigen Plätzen ganzjährig gut. Da man ja von ähnlichen Anlagen und Witterungsbedingungen ausgehen kann, ist es verwunderlich, dass nicht alle durchgängig in Betrieb gehalten werden. Denn auch die Angebote bei Wellness und Kulinarik, Natur und Kultur machen die Region zwischen Donau, Bodensee und Allgäu zu einem lohnenden Reiseziel. Und ein bis drei Nächte freistehen geht ja immer – auch im Winter.

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