Was Angelika Kauffmann mit dem ältesten Kochbuch aus dem Bregenzerwald verbindet und wie sich die regionale Kulinarik ihrer Lebensstationen präsentiert.
Vielen Frauen (und auch Männern) ist Angelika Kauffmann nichts weniger als die Galionsfigur für ein freies Frauenleben in der Öffentlichkeit einer männerzentrierten Gesellschaft. Im 18. Jahrhundert wurde das für die berühmte Malerin durch die Förderung ihrer Eltern möglich. Sie glichen das Auslassen von Schulbildung für Mädchen durch ihr persönliches Engagement aus. Geboren wurde die Künstlerin zwar in Chur, doch die väterlichen Ursprünge machen den Bregenzerwald – und hier Schwarzenberg – zur eigentlichen Heimat der Familie Kauffmann.
In Schwarzenberg gibt es deshalb auch das Angelika Kauffmann-Museum, in dem das Andenken der vorbildlichen Malerin gepflegt wird. 2024 hat das Museum das Buch „Eine Genusszeitreise mit Angelika Kauffmann“ herausgebracht, das sich den kulinarischen Aspekten ihres Lebens widmet. Museumsleiterin Anna Claudia Strolz erklärt in ihrem Vorwort, dass in der 20jährigen Beschäftigung mit dieser bedeutenden Frau gerade hinsichtlich des Alltags und der Ernährung viele Fragen offen sind.
Auch ihre Tochter und Co-Autorin des Buchs, Klara Strolz, hat zusammen mit Lina Baldauf eine Diplomarbeit zu diesem Thema verfasst, deren Erkenntnisse in diesem Buch durch zahlreiche Rezepte erweitert wurden. Katalysator für die kulinarische Reise mit Angelika Kauffmann ist die Entdeckung des bis dato ältesten Kochbuches aus dem Bregenzerwald von Maria Margaretha Aberer aus Bizau. Es schlägt eine Brücke zwischen dem Alltag am Hof und regionaler Kulinarik im 18. Jahrhundert. Weitere historische Kochbücher, die beispielsweise in der Vorarlberger Landesbibliothek in Bregenz archiviert sind, ergänzen die Quellenlage zu Küche und Tischsitten dieser Zeit. Und es gibt auch Spitzenköche der Gegenwart, die sich in das Buch einbringen.
Musengeküsst und erdverbunden durch die Küchen des alten Europa
Das Buch ist so aufgebaut, dass es – nach einer Kurzvita – die Lebensstationen von Angelika Kauffmann mit den Finessen der lokalen und regionalen Kulinarik verbindet und Rezepte mit biografischen Details zu diesen Orten vorstellt. Es handelt sich also gleichermaßen um ein kulturgeschichtliches Buch wie um einen Küchenhelfer. Interessanterweise stammen die ausgesuchten Rezepte dabei nicht zwingend aus dem 18. Jahrhundert. Entscheidend ist die Originalität der Zutaten für die jeweilige Region.
Graubünden, das Veltlin, London, Rom, Neapel oder eben der Bregenzerwald – die Rezepte sind allesamt typisch für ihre Regionen und von erfrischender Einfachheit trotz des hohen lukullischen Niveaus. Ob der historische Bezug dabei immer korrekt ist, wird sich nicht abschließend feststellen lassen – glaubwürdig ist es dennoch. Auch wenn es an der einen oder anderen Stelle editorisch etwas zu viel des Guten ist, nimmt das nicht die Inspiration, am Leben von Angelika Kauffmann teilhaben zu können und auch nicht die Anregung, die Rezepte nachzukochen. Das Buch überzeugt auch hinsichtlich seiner aufwändigen Ausstattung im Layout, mit bedrucktem Vor- und Nachsatz und Leseband.
Eine Genusszeitreise mit Angelika Kauffmann
von Klara Strolz und Lina Baldauf, herausgegeben im Eigenverlag vom Angelika Kauffmann Museum, Schwarzenberg, durch Anna Claudia Strolz, gebunden, 144 Seiten, Format ca. 21,5 x 28 cm, Erstauflage vom 10.6.2024, ISBN 9783200098084
Das Buch direkt im Angelika Kauffmann-Museum bestellen.