Als ich am am frühen Morgen mit meinem HymerCar Ayers Rock in Regensburg ankomme, ahne ich bei Weitem nicht, was für ein einmaliger und überreicher Tag bevorsteht.
Auf dem Plan meiner Wohnmobiltour entlang der Donau in Deutschland steht zunächst lediglich ein Besuch des Wochenmarktes gepaart mit einer Menge Neugier auf die UNESCO-Welterbe-Stadt, die für mich zur rauschgoldenen Stadt wird.
1. Betörung: Zwischen Fischpflanzerl und Hostien
Auf der Suche nach regionalen Spezialitäten steuere ich zuerst Richtung Wochenmarkt in der Innenstadt von Regensburg. Er ist auf dem alten Kornmarkt und ich finde sogar einen Parkplatz. Im herbstlichen Morgennebel freue ich mich an der Viezahl und Vielfalt der Stände.
Neben dem Marktumtrieb besticht der alte Kornmarkt auch durch die vielen Kirchen einiger Pfarreien und Ordensgemeinschaften, die um ihn herum versammelt sind. Zwischen Markt und Gotteshäusern befindet sich immer nur eine Tür. Sie sind Schwellen in eine andere Welt. Auf der einen Seite das geschäftige Treiben der Menschen, auf der anderen Seite der mehr oder weniger gegenwärtige Himmel, der hier schon einen fingerbreit über dem Boden beginnt. Ich begeistere mich für dieses Wechselspiel und besuche nach und nach alle Kirchen am Kornmarkt in Regensburg. In der Karmeliterkirche ist der Kontrast am stärksten. Hier ist eine Hostie in einer Monstranz zur Anbetung ausgesetzt. Ich lasse mich von der Stille anstecken und bleibe zehn Minuten. Wieder auf dem Markt entdecke ich an einem Stand Fischpflanzerl, Räucheraal und Makrele mit Kornblumen.
2. Betörung: gnädige Büttl und cooler Stellplatz
Nachdem sich der Morgennebel – und offenkundig auch der in meinem Kopf – gelichtet hat, kehre ich zu meinem Wohnmobil zurück. In der Nähe stehen zwei Ordnungshüter und ich entdecke die Nachteile, wenn man auf der Gegenfahrbahn parkt. Schilder und Regeln werden nicht ungültig, nur weil man verhindert, sie anzuschauen. Ich sehe, dass hier Halteverbot herrscht. Zwar habe ich noch keinen Strafzettel dran, frage aber vorsichtshalber nach, ob ich schon aufgeschrieben wurde. „Nein, und wenn’s glei wegfahn, drück mer noommal an Auge zu.“ Ich bedanke mich und bekomme noch eine auf den Deckel: „Gegen die Fahrtrichtung ham’s a no parkt. Aber glaubn’S need, dass jetzt irgendwas ableitn dürfn, nur weil mir Sie net aufschreim“. Ich leite nichts ab und sehe zu, dass ich verschwinde.
Nachdem ich straffrei meinen Parkplatz im Halteverbot verlasse, mache ich mich auf die Suche nach einem Stellplatz zum Freistehen. Trotz meines kompakten Campervans finde ich nichts und entschließe mich irgendwann den Schildern in Richtung Campingplatz zu folgen. Auf dem Weg dorthin entdecke ich eine Nebenstraße in Nähe der Oberpfälzer Brücke. Cool, hier kann man gut stehen und hat das Zentrum in Sichweite.
3. Betörung: Klänge im Gedränge
Nach einem 25minütigen Spaziergang über die Donauinsel steuere ich den ausgewiesenen Tourismus-Hotspot der Steinernen Brücke mit der UNESCO-Weltkulturerbe-Stätte an, die deutlich macht, dass Regensburg sehr römisch und sehr katholisch ist. Auf der Brücke selbst herrscht reges Treiben zwischen bunt und hektisch.
Doch zwischen chinesische Regensburg-Selfies und deutsches Mofa-Getöse mischen sich plötzlich zarte Klänge. An der Brüstung entdecke ich sie. Sie spielte Harfe und ich fand sie auf der Brücke. Die Melodik der Harfe bildet einen eigentümlichen Kontrast zum ignoranten Treiben auf der Brücke. Ich bleibe eine Weile stehen und lasse mich von den Klängen betören.
4. Betörung: Pälzer in der Oberpfalz
Am Ende komme ich doch noch am Besucherzentrum Welterbe an. Es ist Mittagszeit und wenn ich schon mal da bin, sitze ich vor die berühmte Wurstkuchl und bestelle mir Bratwürschtel mit Kraut und ein Bier. Der 8er Tisch, an dem ich sitze, wird gerade leer. Und ehe ich mich umschaue, setzen sich sechs gut gelaunte Männer an den Tisch. Auf einem der Shirts steht „DAS WARS“ in Star Wars-Lettern. Und schon bin ich Teilzeitteilnehmer auf einem Junggesellenabschied. Mit Kamera fällt man heutzutage immer noch auf und schon werde ich um ein Foto gebeten. Zum Lohn werde ich zu einem Schnaps eingeladen. Eigentlich wollte ich nicht schon am Mittag angetrunken sein. Aber wie soll man bei so einer Gelegenheit undankbar sein und Nein sagen? Meine bescheidene Demut wird garniert durch die Tatsache, dass es in der Wurschtkuchl nur Doppelte gibt.
Die Jungs sind allesamt aus der Pfalz und haben sich Regensburg für ihren Junggesellenabschied ausgesucht. Allerdings sind sie in meinem Alter und die Kommunikation ist für die Veranstaltung angemessen. Während die einen feststellen, dass sie schon wieder „glücklich geschieden“ sind, erläutert der Bräutigam seine Umstände: „Isch han da was Gebraucht’s ausgesucht. Zwee Sachverständige han awwa a guds Atteschd ausgschdellt“. Na dann: viel Glück, möge die Nacht mit Euch sein.
5. Betörung: Brauer in der Brauerei
Zu meiner eigenen Sicherheit verlasse ich den Junggesellenabschied und ziehe weiter. Für meinen Geschmack habe ich heute schon mehr als genug erlebt und entscheide mich für einen langweiligen Fußballnachmittag. Im Skyfinder entdecke ich den Kneitinger. „Cool, Fußball in einer regionalen Brauerei, was will man mehr“. Und tatsächlich, die Wirtschaft ist urig und hat Bundesliga im Programm.
Doch als ich eintrete, um meine Ruhe zu haben, traue ich mienen Augen nicht. Vor mir stehen drei der schwäbisch-alemannischen Kleinbrauer, die ich aus meiner Heimat kenne. Flo von der Schlossbrauerei Aulendorf, Franz-Josef vom Adlerbräu Moosbeuren und Sven von Bulzinger in Rietheim-Weilheim. Sie sind auf einem Wochenendausflug und probieren artgerecht die regionalen Biere um Regensburg. Wir unterhalten uns prächtig und ich lande in der Spendierlaune der Brauer. Ach ja, Fußball war auch noch.
Nach dem Abendspiel – die Bayern gewinnen eh immer – gehen auch bei mir die Lichter aus. Gute Nacht, Regensburg. Morgen früh bin ich wieder weg, aber ich werde Dich nicht vergessen.
Glücklicherweise hat es sich ergeben, dass zeitgleich mit dem Erstellen dieses Beitrags die fernegeweht-Blogparade „Ein perfekter Reisetag“ ausgerufen wurde und dieser Beitrag teilnehmen kann.
Mehr über diese schöne Stadt gibt es im Gastartikel von Sophia: Mein süßes Regensburg.
Transparenzhinweis: Hymer hat die Recherchen durch Bereitstellung eines HymerCar Ayers Rock unterstützt.
Das klingt nach einem perfekten Tag. Vor allem der Spruch des Pfälzer Bräutigams hat mir gefallen 🙂 Danke fürs Teilnehmen an meiner Blogparade!
Danke, Sabine, für den Kommentar. Das beruhigt mich schon etwas…
Cool, was man in Regensburg so erleben kann 🤗 Und so nette Politessen.
Liebe Antje, Danke für deinen Kommentar. Freut mich sehr. Allerdings muss ich Dich etwas korrigieren. Es waren Politeure 😀