Runde Sache: das Audi Museum mobile in Ingolstadt lässt aufhorchen

Das museum mobile ist ein Glanzstück – außen wie innen. Das Audi Museum in Ingolstadt erzählt die Geschichte des Audi-Konzerns und der individuellen Mobilität. Ein Rundgang.

Das Audi Museum in Ingolstadt ist eine runde Sache: von außen wie von innen. Der technische Erfindergeist der vier Ringe des Audi-Konzerns stand auch Pate bei der Architektur des museum mobile. Das außen verspiegelte Gebäude hat vier Etagen – je eine für jeden Ring der Marke Audi.

Vier Ringe und ein Auditorium im museum mobile

Ingolstadt ist die am schnellsten wachsende Stadt Deutschlands. Symbolisch für Wachstum in der (post-)industriellen Gesellschaft steht nichts so sehr wie die Automobilbranche. Am Audi-Standort ist das museum mobile also bestens aufgehoben.

In der Mitte ist der Rundbau geöffnet wie ein Atrium. Im Erdgeschoss befindet sich der Kassenbereich und in erster Linie ein Veranstaltungsbereich für Vorträge, Empfänge oder ähnliches.

Atrium des museum mobile
Die Architektur des Audi Museum in Ingolstadt schafft Perspektiven.

Warum eigentlich „Audi“?

Bei meiner Rundtour durch das Audi Museum begleitet mich Dr. Horst Herzog, der mich durch das museum mobile führt. Egal, ob Technik, Design oder Geschichte: zu allen Fragen hat er kompetente Antworten.

Dr. Horst Herzog

Die Geschichte der Audi AG ist typisch für die gesamte Geschichte der technischen Industrie. Viele Unternehmen wurden im Zuge der Industrialisierung in Sachsen oder Thüringen gegründet und fanden nach dem zweiten Weltkrieg einen Neuanfang in Süddeutschland.

Davor stand bei Audi ein anderer Neuanfang. Unternehmensgründer August Horch musste sein erstes, nach ihm benanntes Unternehmen verlassen und konnte seine Neugründung wegen markenrechtlicher Beschränkungen nicht mehr „Horch“ nennen.

Ein Schüler schlug ihm vor, Horch als Imperativ von „hören“ zu lesen und ins Lateinische zu übersetzen. So kam es zu „Audi“. Vor dem zweiten Weltkrieg wurde Audi ein Tochterunternehmen von DKW, kurz danach kamen die Horchwerke und Wanderer dazu.

Diese vier Marken agierten als Auto Union und repräsentieren die vier Ringe im Logo. Nach der Neugründung in Ingolstadt 1949 stand zunächst DKW im Vordergund. Erst in den 1960er bis 1980er Jahren setzte sich dann Audi nach einem Zwischenspiel mit NSU in Neckarsulm als die prägende Marke aus Ingolstadt durch.

Individuelle Mobilität

Egal, ob exklusive Horch-Limousine, DKW-Kleinwagen für jedermann im Wirtschaftswunder, alternativer Wankelmotor im NSU Ro 80 oder Mittelstands-Familienkutsche Audi 100: Audi steht exemplarisch für die Geburt der individuellen Mobilität in der Industrie-Gesellschaft, in der die Breite der Bevölkerung Anteil am Wohlstand bekam, indem sie am technischen Fortschritt mitwirkte.

Horch 8

Auto Union 1000

NSU Ro 80

Audi 100

Schöne Idee: Überall an den einzelnen Fahrzeugen liegen Kärtchen mit historischen Fotografien und Geschichten aus der Audi-Geschichte aus

Der letzte Horch steht in Ingolstadt

Eine besondere Geschichte erzählt eine Horch Pullmann-Limousine, die sich durch ihre Defekte und verrostete Karosserie von den anderen Exponaten absetzt. Der Bau von exklusiven Einzelstücken diente schon immer der Forschung, die Nutzung der Resultate blieb oft den Direktoren vorbehalten.

Der Pullmann mit Trennscheibe zwischen Fahrer und Gästen wurde nach dem zweiten Weltkrieg von einem US-Soldaten gekauft und nach Texas verschafft. Al Wilson, ein Autoliebhaber, bewahrte ihn vor der Schrottpresse. Dennoch stand er dann 40 Jahre in der texanischen Wüste, ehe Wilson Kontakt mit Audi aufnahm, so dass der Wagen 2008 nach Deutschland zurückkehren konnte.

rostige Limousine

Racing im Audi Museum

Audi ist eng mit dem Rennsport verbunden. Hans-Joachim „Strizl“ Stuck steht symbolisch für den Erfolg im Tourenwagensport, den 24 h-Rennen von Le Mans und das Rally-Engagement bei Audi. Einige der Rennboliden sind im museum mobile ausgestellt.

Tourenwagen

Üblicherweise bringt man den Begriff Silberpfeil nicht zu Unrecht mit Mercedes in Verbindung. Doch auch die Auto Union hatte mit den Typen A bis D und R in den 1930er-Jahren eine Silberpfeil-Phase im Formelsport, bei Bergrennen und Rekordfahrten, die im Audi Museum dokumentiert ist.

Zwischen Ruhm und Ruch steht hierbei der Tod Bernd Rosemeyers 1938 bei einer Rekordfahrt auf der Autobahn zwischen Frankfurt und Darmstadt. Im museum mobile kann man einen Auto Union Typ C/D bewundern. Fahrgestell und Motor sind vom Typ C, die aerodynamische Karosserie vom Typ D.

Silberpfeil der Auto Union

Wechselausstellungen hlaten das Audi Museum lebendig

Museen sind keine starren Gebilde aus toten Exponaten. Auch das museum mobile bietet außergewöhnliche Wechselausstellungen. Zum einen steht die erste Etage hierfür komplett zur Verfügung, aber auch der Pater Noster bietet Raum für eigene Themen.

Bei meinem Besuch fand eine Motorrad-Ausstellung über Ducati statt und im Audi-Auto-Aufzug sah man „Rot“.

Pater noster mit roten Audis.

Ducati Motorräder

Fazit: Einen Besuch im museum mobile in Ingolstadt muss man jedem „Mobilitäts-Fan“ und damit jedem Menschen nahe legen. Es hat sehr viel zu erzählen, lohnt auch für mehrfache Besuche und zeigt eine wunderbare Balance zwischen dem großen Ganzen und liebevollen Details. Das museum mobile hat nahezu täglich geöffnet.

Weitere geschichtliche Einblicke gibt es in anderen Berichten über Museen.

Herzlichen Dank an die Audi AG und der Ingolstadt Tourismus, die durch ihre Einladungen die Recherchen unterstützt haben.

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