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Ertrunken und erlesen: 111 Biere aus Altbayern und Bayerisch-Schwaben

111 Biere aus Altbayern und Schwaben, die man getrunken haben muss

Martin Droschke begrüßt seine Leser in „111 Biere aus Altbayern und Bayerisch-Schwaben, die man getrunken haben muss“ identifikationsstark als Wirtshaushocker, Schatzsucher, Zugroaste, Nipper, Schluckspechte, Genießer und Freunde des Guten. Wer sich mit nichts von dem identifizieren kann, gehört vermutlich zu der Bevölkerungsgruppe, die eine zünftige Halbe für ein Getränk halten. Doch ein wenig mehr steckt schon dahinter.

Bier zwischen Bayern und Beutebayern

Bevor Droschke (geborener Augsburger) zu den Spezialitäten des beutebayerischen und bayerisch-ländlichen Raums kommt, gehören die ersten 18 Tipps den Hauptstadt-Bieren aus München. Neben den alteingesessenen kommen auch junge und bis vor ein paar Jahren unbekannte Bier(stile) zum Zug. Sowohl die 1000jährigen Brauereien (au weia) als auch die (meisten) in Altbayern und Schwaben verorteten Stars der Craft Beer-Szene bekommen hier ein Podium.

In kurzen Episoden werden standardmäßig auf zwei Seiten 111 Biere vorgestellt. In den standardisierten Layouts entfalten sich viele mal bekannte, mal seltene Biere. in meiner subjektiven Wahrnehmung bajuwarischer Hopfenakrobatik finden sich zum Beispiel Augustiner Helles, Weihenstephaner Vitus, Franziskaner Hefe-Weissbier, Giesinger Erhellung, Munich Brew Mafia Harakiri, Unertl Weißbier, Maxbrauerei Maibock, Hoppebräu Wuide, Kneitinger Dunkel, Riegele Auris 19, Nittenauer Lager oder Zwiesel Dampfbier.

Auch wenn diese Beispiele schon eine gute Übersicht über die aktuelle Stilvielfalt abgeben, die manchmal innovativer rüber kommt als sie ist, dürfen dennoch gerade im Bayerischen die malzverwöhnten Biere aus den lebendigen und nicht mehr ganz so lebendigen Klöstern nicht fehlen. Darunter Weltenburger Dunkel, Andechser Doppelbock, Ettaler, Baumburger und nicht zu vergessen Schwester Doris aus Mallersdorf.

Bierhelden: auf die Ehrlichkeit kommt es an

Die eigentlichen Helden des Buches sind aber gar nicht die vorgestellten Biere. Wer sich Tabellen von diesem oder jenem Aromahopfen, Stammwürzen oder Bitterwerten im Sommelier-Jargon erwartet, wird enttäuscht werden. Denn es sind die Schreibe und das Wissen von Martin Droschke, die das Buch und das Brauen zu einem kulturgeschichtlichen Schatz machen, bei dem die ausgewählten Biere eher eine Art Katalysator sind.

Martin Droschke weiß die Dinge beim Namen zu nennen. Wenn etwas historisch oder kulturell verlogen ist, dann erzählt Martin Droschke eben das. Gefälschte Urkunden, geheimnsivolle Reisen von Lenkern im Hintergrund, christliche Symboliken oder der vermaledeite Stolz auf die Demut: Martin Droschkes Wissen und seine Schreibfertigkeit wissen die Dinge geschliffen, gekonnt und lebendig zu erzählen. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und legt keinen Bierdeckel aufs Glas, die allem wirklich Wichtigen das Licht nehmen könnten. Und siehe da: was immer sich um die Urheberschaft der Biere rankt, die Sude bleiben ehrlich.

111 Biere aus Altbayern und Bayerisch-Schwaben enthält das Who is Who dieser Bierregion und ihrer Geschichte. Bereits seit 2021 präsentiert es ein Panoptikum der kulturellen Biervielfalt nichtfränkischer Biere im heutigen Bayern. Die Schnelllebigkeit des Marktes spiegelt sich leider auch darin, dass es Verluste zu beklagen gibt, sei es durch Geschäftsaufgabe, Strategiewechsel oder Todesfälle. Aber eine Zweitauflage wäre kaum um Nachrücker verlegen.

111 Biere aus Altbayern und Bayerisch-Schwaben, die man getrunken haben muss

von Martin Droschke, Erscheinungsdatum: 18. März 2021, Broschur, 13.5 x 20.5 cm, 240 Seiten, ISBN 978-3-7408-1069-6, 16,95 € [DE] 17,50 € [AT]

Auf der Website des Emons Verlag gibt es ein Autorenporträt und weitere Titel von Martin Droschke. Und hier auf tourstry.de gibt’s noch mehr Buchbesprechungen.

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