KommproBier in Langenargen ist einer der wichtigsten Hopspots für Bierliebhaber in der Bodensee-Region.
Kommprobier ist kein Einzelhandelsgeschäft, sondern ein Ereignis. Wenn man den Bierladen betritt, weiß man gleich, wo man ist: So weit das Auge reicht, fast nur Flaschen. Und das erste Kennenlernen offenbart es schnell: die 600 bis 900 Biersorten, die hier angeboten werden, verweisen auf geballte Rauschkompetenz.
Wann immer möglich lohnt sich ein Abstecher an den Bodensee zu Uli und Helmut Heine. Hier werden nicht nur Waren rund ums Bier verkauft, hier wird vor allem Bierkultur gelebt. Wer noch nicht so ganz zu Hause ist in der Welt aus Hopfen und Malz, wird höflich, aber nachdringlich auf die Grundregeln der Bierkultur hingewiesen:
- Bier-Enthusiasten duzen sich.
- Flaschenkinder sind willkommen, getrunken wird aus dem Glas.
Die Gastfreundschaft und gute Laune von Uli und Helmut Heine ist nicht zu übersehen. Mit viel Liebe, Hirn- und Muskelschmalz haben sie ihren Bierladen eingerichtet. Die Ausstattung ist schon ein Teil der Bierkultur, die hier gepflegt wird.
Obwohl viele Flaschen mit ihren kreativen Etiketten schon ein Dekorationsstück darstellen, sind die weitläufigen Räume mit zusätzlichen Accessoires verschönert. Dazu gehören die Degustations-Gläser mit dem hauseigenen Logo. Sie sind zum Verzehr und zum Verkauf bestimmt. Wer eines kauft, wird auch auf die richtige Pflege hingewiesen.
Der Bierladen ist auch eine Bierkneipe. Doch hier funktioniert Gastronomie etwas anders. Man kann schon am Tisch Platz nehmen, aber das Bier kommt in Selbstbedienung dorthin. Das befriedigt auch die Neugier, denn man kann nicht nur an den Regalen, sondern auch in den Kühlhäusern nach seinem Favoriten der aktuellen Bier-Session suchen.
Bierkultur à la KommproBier: Artgerechte Bierhaltung
Wären Biere Tiere, wäre KommproBier die Arche Noah. Hier gibt es immer zwischen 700 und 900 verschiedene Biere aus aller Welt zu kaufen. Manche nur vorübergehend, manche als treue Begleiter und immer die Augen auf was Neues ausgerichtet, der Blick stets über den Glasrand hinaus. Kommprobier ist sozusagen die Heimat der Bier-Diversität.
Hier gibt es sämtliche denkbaren und undenkbaren Themen und Produkte zum Bier. Das Angebot steht zudem unter dem, was Uli und Helmut Heine „aktiven Bierschutz“ nennen. Heißt konkret: In den Regalen stehen nur leere Musterflaschen, die Biere selbst sind im Kühlhaus oder in Kühlschränken untergebracht. Dort ist es beständig dunkel und kühl, genau so, wie es Biere mögen.
Das Beste dabei: Uli und Helmut kennen alle Bewohner ihres Bierstalls. Auf die Frage eines Kunden, ob sie alle 900 Biere tatsächlich probiert haben, antwortet Helmut lapidar: „Nö, des waren schon ein paar mehr“.
Für Uli und Helmut bedeutet Bier ständiges Lernen. Sie und einige der Bierenthusiasten sind auch BIersommeliers. Das ermächtigt sie nicht nur zum kompetenten Trinken und Erkennen, sondern auch zur Besschreibung von Bier. Gäste profitieren von diesem sensorischen Knowhow, denn es wird niemandem übel genommen, wenn er oder sie ratlos vor den unzähligen Biere steht. „Was soll man hier nur probieren?“
Als ich meinen geschmacklichen Wunsch nach einem bestimmten Pale Ale beschreibe, verschwindet Uli kurz im Kühlhaus. Persönlich wäre ich bestimmt nie auf die Idee gekommen, nach einem kroatischen Dosenbier zu greifen. Aber Uli hat genau das rausgesucht, was ich mir wünschte. Chapeau!
Die Wall of Fame bei Kommprobier ziert den Gastraum
Im Kommprobier geht es also nicht nur ums Biertrinken, sondern auch um Bier-Botschaften. Denn hier ist auch eine Art Lernzentrum. Dazu gehört zunächst eine Annäherung an die vielen Bierstile. Seit den Feierlichkeiten zum Reinheitsgebot ist die Craft Beer Welle nach Europa übergeschwappt und der Markt unserer Standardsorten Pils, Export und Weizen ist ordentlich ins Wanken geraten.
Bei Kommprobier hingegen ist die gesamte Biervielfalt vertreten. Das gilt auch für den Alkoholgehalt, der sich in allen Biersorten zwischen Leichtbieren und Eisböcken vertreten ist. Zum Sortiment gehören auch Sauerbiere und Cider.
Wer sich der Bier-Vielfalt bei Kommprobier stellt, wird auch sein sensorisches Vermögen schulen und lernen, die einzelnen Geschmacksnoten besser heraus zu schmecken und sich die Sprache dazu aneignen können. Zum Biersommelier ist es dann gar nicht mehr so weit. In Sachen Maß halten wird sich Kommprobier nicht unbedingt profilieren. Denn wer gerne genießt, wird hier seine Gelegenheiten nutzen. Dazu gehören auch die Events.
Events: Tag der offenen Flasche und geführte Themenverkostungen
Bierkultur braucht natürlich einen Rahmen, in dem sich Menschen begegnen und auch lernen können. Deshalb gibt es regelmäßige Veranstaltungen, um bei Kommprobier schöne Stunden verbringen zu können. Am zweiten Donnerstag im Monat finden Verkostungen statt. Begleitend zum Essen werden thematisch passende und geschmackvolle Biere vorgestellt. Intern heißt das Event „Betreutes Trinken“. Lohnt sich.
Am ersten Freitag im Monat findet bei KommproBier der „Tag der offenen Flasche“ statt. Im Laden rumschauen, Leute treffen, Biere probieren und fachsimpeln. Zu Essen gibt es auch was. Meistens ein Buffet mit Wurstsalat.
Am Tag der offenen Flasche ist auch immer ein Bierspezialist, meist ein Craft Beer Brauer, zu Gast und präsentiert seine Biere oder Vorlieben und auch sich selbst. Brauer sind üblicherweise naturcoole Typen und man kann sich auf besondere Begegnungen freuen. Wer am Tag der offenen Flasche im KommproBier einen Sitzplatz haben will, sollte am besten rechtzeitig reservieren.
Ob Standard-Biere, Vollbiere, neu entdeckte Bierstile oder Experimental-Gebräue: über Geschmack lässt sich zwar nicht streiten, aber hervorragend diskutieren.
Die Craft-Beer-Bewegung hat seit dem Jubiläum des Reinheitsgebots 2016 eine Menge begabter und enthusiastischer Bierhandwerker hervorgebracht, die man hier kennenlernen kann. Sieben Jahre später, teils beschleunigt durch die Corona-Pandemie, müssen viele wieder aufgeben. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich: weiter rückläufiger Bierkonsum, fehlende Nachfolge, Absatzschwierigkeiten oder zeitweise geschlossene Gastronomien sind einige der Gründe.
Der zweite Donnerstag im Monat gehört den geführten Themenverkostungen, intern auch als betreutes Trinken bewitzelt. Dennoch geht es hier trotz des Amusements auch lehrreich zu. Jeden Monat kommt ein anderes Thema auf den Tisch, zu dem Uli und Helmut oder auch ein Gast die Inhalte vermitteln. „Grünhopfenbiere“, „Fränkischer Bierabend“, „Eine Bierreise nach Belgien“, „Bockbiere“, „Alles zum Reinheitsgebot“ oder „IPA & Co“ lauten dann die Veranstaltungen der Reihe.
Zu den geführten Themenverkostungen gibt es immer auch etwas zu essen. Das kann Teil des Themas sein wie bei „Bier und Käse“, oder flankierend variieren. Bei einem fränkischen Bier-Abend gibt es eher was Deftiges.
Wie ist KommproBier entstanden?
Früher war hier ein Lebensmittelmarkt. 2015 entschlossen sich Uli und Helmut, die Räume ihrer Bierbegeisterung zu widmen und eröffneten einen Craft-Beer-Laden. So etwas funktioniert, wenn eine Klasse Idee auf relativ begrenztem Raum auf leidenschaftliche Personen trifft. So war es zumindest bei Kommprobier.
Uli und Helmut waren bereits Craft-Beer-Liebhaber und dem „Malz, Wasser, Hopfen und Hefe gehen auch anders“ bereits auf der Spur. Allerdings nur privat in der Familie und im Freundeskreis. Sie mussten sich ordentlich strecken, um ihr Hobby pflegen zu können. Denn Craft-Beer ins Haus zu bekommen, erfordert viel Recherche und ist mit hohen Kosten verbunden. Das war etwa Ende 2014.
Doch dann kam die Idee auf, einen Craft-Beer-Shop aufzubauen. Anfänglich für verrückt erklärt, hat sich daraus ein echter Hopspot am Bodensee entwickelt. Viele Menschen gehen heute sensibilisierter mit Bier um. Zum Beispiel mit der Einsicht, dass Craft-Beer mit dem Reinheitsgebot gar nicht viel zu tun haben muss.
Hier kommt man auch als Wohnmobilist gut unter. Wer sich anmeldet, kann im Hof der angeschlossenen Firma eine Nacht stehen. Sollte je voll sein, tut’s auch der Parkplatz vor dem Laden. Einem „Drink and don’t drive“ steht also nichts im Wege.
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