Archäologisches Landesmuseum Konstanz

Im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz mit kleinem Kind: Ob das gut geht?

Archäologie hat viele Facetten. Nicht nur die Playmobil-Ausstellung “4000 Jahre Pfahlbauten” schafft auch den Kleinsten Zugang zur Geschichte im alemannischen Sprachraum.

So ganz sicher, ob ein Besuch im Archäologischen Landesmuseum gut geht, bin ich mir nicht, als ich mit meinem vierjährigen Sohn einen Ausflug nach Konstanz mache.

Die Playmobil-Ausstellung “4000 Jahre Pfahlbauten” setze ich als probates Lockmittel ein, spekuliere aber darauf, dass er sich auch noch für andere Themen begeistern kann. Damit es nicht zu viel wird nehme ich mir vor, nur die Playmo-Sonderausstellung und die Schifffahrts-Abteilung mit ihm anzuschauen.

Grabungsstelle

Wie graben Profis Löcher?

Doch gleich zu Beginn landen wir im Erdgeschoss bei den vorgestellten Grabungsstellen und seine Frage “Was ist das?” erlaubt mir, ihm ein paar grundlegende Dinge zu erklären, was Archäologen machen. Die ausliegenden groben und feinen Werkzeuge interessieren ihn.

Kind kniet auf Glasscheibe mit Schiffsfund darunter

Auch die Unterwassergrabungen sind anschaulich dargestellt und er gibt sich ganz offen für alles, was im Archäologischen Landesmuseum gezeigt wird.

Die Lädine ruft an den Bodensee

Das gibt Gelegenheit, zuerst die Abteilung mit der Geschichte der Schifffahrt am Bodensee anzusehen. Sie ist in einem schicken Betonanbau untergebracht, der sich mit einer Glasfront zum Konstanzer Zentrum hin öffnet. Hier werden mittelalterliche Originalfunde einer Lädine aus Immenstaad präsentiert, die durch Modelle auch anderer Lastensegler ergänzt wird.

Da fällt die Wiedererkennung leicht, denn mein Sohn und ich haben schon einmal bei einer Piratenfahrt auf dem Nachbau der Lädine mitgemacht. Sie war auch im Einsatz, als ich einmal mit Kollegen das mittelalterliche Konstanz erkundet habe.

Doch nicht nur das Mittelalter ist hier Thema. Im weitläufigen Flur des ehemaligen Benediktinerklosters Petershausen sind Einbäume ausgestellt, die eine historische Brücke schlagen zu unserem großen Tagesziel, der Playmobil-Ausstellung “4000 Jahre Pfahlbauten” im dritten Stock.

Kind kniet an einem Einbaum

Phantastisch: Sonderausstellungen “Playmobil und Archäologie”

Die Playmobil-Sonderausstellung zu den Pfahlbauten war wirklich empfehlenswert. Wenn man reinkommt, entdeckt man zunächst die Atmosphäre einer Miniatur-Welt, die etwas Anziehendes hat und die wegen der (für mich?) nicht so prominenten Epoche der Stein- und Bronzezeit auch wenig Vertrautes hat. Sei’s drum: auch Kinderaugen glänzen angesichts der großen Playmo-Welt.

Kind vor Playmobil-Siedlung
Pfahlbauten in der Playmo-Welt

Die Begeisterung meines Sohnes hilft mir, in die Details einzutauchen: “Schau, ein Bär” – “Schau mal, die Maske” – “Oh, der arme Hirsch” – Nach und nach entdecken wir, dass wir es hier nicht mit einem Kostümball der Plastik-Spielwaren-Industrie zu tun haben, sondern dass hier zahlreiche Elemente und Lebensriten aus der Zeit um 2000 v. Chr. unscheinbar, aber auch ganz konkret und auch mit einem guten Schuss Humor dargestellt werden.

Verehrer überreicht Blumen an seine Angebetete
Hausbau
Trocknungsstelle für Fische und Stoffe
Ochsenkarren

Freilich sind Pfahlbauten als architektonisches Siedlungselement zu sehen, aber auch Naturphänomene wie Moore, in denen auch ein Reiter samt Pferd versinkt. Kriegerische Auseinandersetzungen gehören hier zum Leben. Man kann etwas vom Alltag in den Hütten ablesen und auch der Tod bleibt nicht ausgespart. Sei es bei der Darstellung eines erjagten Hirsches oder bei der gesamten Bestattungskultur.

In den Masken, Leichenzügen, Grabhügeln und Grabkammern wird ein Teil des religiösen Lebens sichtbar. Das Gute daran: die naiven Spielfiguren scheinen das Ganze angstfrei zu machen, obwohl die Szenen nicht unbedingt beschönigend aufgestellt sind. Eher etwas unbeweglich, aber was will man erwarten bei maximal vier Gelenken pro Lebewesen. 🙂

Als Brücke ins Heute fungiert unter anderem eine Eisenbahn, die das Gelände umrundet. Ob es ein theatralisches Mittel zur Schaffung von ontologischer Distanz ist? Da Kinder in der Regel noch kein sehr ausgeprägtes Bewusstsein für Anachronismen haben, zählt hier der Spaßfaktor mit Lerneffekt.

Was kommt als nächstes im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz?

Die Sonderausstellung “4000 Jahre Pfahlbauten” ist mittlerweile geschlossen und auch einige weitere Sonderausstellungen. Doch vom 13. März bis 10. September 2023 gibt es die nächste Epoche zu sehen, wenn die Burggeschichten in der Playmo-Welt erzählt werden.

Es werden auch regelmäßig Führungen für Kinder angeboten. Die Ausstellung “4000 Jahre Pfahlbauten” war aufgeteilt in zwei Siedlungstypen: ein Dorf am Rande eines Moors (am Federsee) und die Pfahlbauten am Ufer des Bodensees, wie man sie aus dem Museum in Unteruhldingen kennt.

Als wir das Museum verlassen kommt das, was man sich als Vater nur wünschen kann: “Papa, das war schön.” Ja, find ich auch, es war wirklich schön. Hier gibt es Informationen über die aktuellen Ausstellungen im Archäologischen Landesmuseum Konstanz.

Konstanz City goes rechtsrheinisch

Hier noch ein Tipp: Wer ins Archäologische Landesmuseum will, kann auf den Parkplatz des Landratsamts fahren oder das Parkhaus Benediktiner nutzen. Beide sind in unmittelbarer Nähe und sind kostenpflichtig. Wer aber einen Spaziergang nicht scheut, kann auch auf den Parkplatz am neuen Bodenseeforum ausweichen. Das spart nicht nur Geld, sondern eröffnet weitere Möglichkeiten.

Denn man kann dann den Uferweg am Rhein nehmen und so auch die Gestaltung des rechtsrheinischen Viertels erleben. Trotz der vielen Wohnungsbauten ist die Meile eine Erweiterung der Innenstadt auf den rechtsrheinischen Bereich von Konstanz, die zuletzt durch die Eröffnung des Bodenseeforums als neuem großen Veranstaltungsort in Konstanz dieses Viertel näher ans Zentrum rückt.

Mit Kindern kann man hier wunderbar immer wieder das Rheinufer betreten – zum Beispiel zum Steinewerfen ins Wasser. Es gibt auch einen Spielplatz auf dem Weg ins Archäologische Museum und einige Gastronomien. Also alles da für einen schönen Ausflug.

Der Rhein in Konstanz

Transparenzhinweis: Die Recherchen für diesen Artikel wurden durch die Internationale Bodensee-Tourismus unterstützt.

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